Liebe Freunde der Uhrmacherei,

es war Uhrenbörse...mehr muss der geneigte Leser gar nicht
wissen, denn es ist klar, das der Victor auch auf dieser war, natürlich
den Versuchungen der schönen Uhren nicht standhalten konnte.

So möchte ich Euch heute eine neue Anschaffung präsentieren, die es in
sich hat

Louis Audemars, ein Sohn des alten Louis Audemars, dessen Söhne
unter anderem mit Piquet die heute noch bekannte Marke Audemars Piquet
gegründet haben.
Louis Audemars aber war selber tätig, versuchte um die Jahrhundertwende herum
komplizierte Uhren zu bauen, was ihm sichtlich auch gelang.
Leider konnte auch er nicht mit der ansteigenden Massenproduktion mithalten
und ging in den frühen 1900 Jahren pleite...


Mehr Geschichte ist nicht so schnell zu finden, da relativ wenig über seinen
Werdegang bekannt ist, auch über seine Manufaktur.


Nun zur Uhr:


46 mm Durchmesser ohne Krone
(wer jetzt meint, die Uhr ist für meinen Arm zu groß...richtig)

Manufakturwerk aus der Werkstatt Audemars

Baujahr ca. 1910

Vergoldetes Gehäuse

Emaile-Ziffernblatt

kleine Sekunde auf 6

Chronofunktion

Minutenrepetition mit 2 Klangstäben (siehe Uhrwerk)

Gangwerte nach einem Tag bei 30 Sekunden Nachgang

Gewicht....unermesslich



So, weitere Informationen konnte ich noch nicht zusammen tragen,
aber werde ich in den nächsten Tagen sammeln, besonders zur Marke selbst.


Funktionsweise:

Der kleine Hebel unter der Krone wird nach oben geschoben,
dann kann man die Zeit einstellen.

Der kleine Drücker über der Krone ist für den Chrono.

Links der lange "Schniepel" wird herausgezogen und wie bei einer Spieluhr
eine halbe Drehung nach links gedreht, dann wieder hineingeschoben.
So wird die aktuelle Uhrzeit durch den Schlagmechanismus auf die Klangstäbe
angezeigt.

Durch bekanntes Drehen der Krone wird die Uhr aufgezogen, läuft ca 2 Tage



Bilder wollt ihr?
Hier sind sie:






Vielen Dank fürs anschauen

Hallo Victor,

Eine herrliche Uhr. Glückwunsch!
Nur....das Werk ist kein Manufaktur-Kaliber von Louis Audemars.
Es handelt sich hier um ein Kaliber OC der Manufacture d´Horlogerie Le Phare SA, Le Locle.

Quelle: La Classification Horlogère, Band 1, 1936, Abschnitt P.
Le Phare hatte 1936 über 200 verschiedene Kaliber in seinem Sortiment. Davon 178 mit Repetition.

Nix für ungut...

Gruß

Tourbi

Hi,

also du magst teilweise Recht haben, aber das Werk ist aus einer Audemars-Taschenuhr entnommen und trägt Werknummern,
die die Uhr eindeutig in die Firma stecken. Zudem war die Uhr bis vor kurzem in der Revi und wurde bestätigt
Im Uhrforum stellte vor kurzem ein User auch genau dieses Werk in der Original-Taschenuhr vor.

Aber trotzdem danke für den Tipp, ich schaue mal etwas näher nach trotzdem.
Das lässt einen ja schon nachdenken

Nun, warum lässt dich das nachdenken?
Le Phare war damals der Hersteller für Repetitionen. Einfach der Beste.
Viele haben dort eingekauft und ihre Nummern und Punzen eingeschlagen.
Man hat auch damals schon beim Spezialisten gekauft.
Sicher gab es auch Le Coultre und Andere, aber die Le Phare sind unübertroffen.
Allein der charakteristische Fliehkraftregler ist einmalig.
Ein phantastisches Werk!

Das Werk ist aber definitiv vor 1914 hergestellt worden.
Ich weiß zumindest, das Audemars auch Werke dazugekauft hat, so wie heute
IWC und andere Marken.
Vielleicht dann aber eine Zeit früher.

Das Werk kann durchaus noch deutlich älter als 1914 sein.
Bei der von mir oben genannten Quelle handelt es sich um einen Schweizer Werksucher.
Vergleichbar mit dem deutschen Flume Schlüssel, oder dem Engelkemper.
Sinn und Zweck dieser Werke ist die Identifizierung auch älterer, eventuell nicht mehr gebauter Kaliber.

Jetzt aber noch zur Geschichte:
Begonnen hat alles mit Louis-Benjamin Audemars, 1782-1833.
Gelernt hat dieser Mann bei Philippe-Samuel Meylan.
1811 konnte Audemars die Manufaktur seines Lehrmeisters in Le Brassus übernehmen, da Meylan selbst nach Genf ging.
Audemars fertigte zunächst Rohwerke und komplizierte Mechanismen, später auch fertige, überwiegend komplizierte Uhren.
Mit seinem Tod 1833 erlosch die Manufaktur, wurde jedoch 15 Jahre später von seinen 8 Söhnen gemeinsam neu gegründet.
1878 gingen die Jungs aber bankrott.
Einer von ihnen, Jules-Louis Audemars, gründete bereits 1875 zusammen mit Edward-August Piguet die Firma Audemars-Piguet.

Soweit zur Geschichte. Nun noch mal zur Uhr.
Aufgrund des "Louis Audemars" auf dem ZB müsste sie noch in der Firma der Söhne entstanden sein. Also vor 1878.
Damals dachte aber noch kein Mensch an Armbanduhren.
Hätte Jules-Louis Audemars die Uhr gebaut, würde "Audemars-Piguet" auf dem ZB stehen.
Wäre die Uhr vor 1914 entstanden, wäre es eine Taschenuhr.
Armbanduhrgehäuse mit solchen Bandanstößen gab es erst ab etwa 1920......
Ich tippe hier auf eine Mariage.

Da liegst du gar nicht mal so falsch, aber das Uhrwerk ist aus einer Taschenuhr.
Gehäuse und ZB sind nachträglich gemacht wurden.
Ich sage mal so: Die Uhr wird so auf alle Fälle einzigartig sein

Nachträglich nochmal ein Bild, während der Revision entstanden: