für die Gäste der d. Uhrmacherschule zu Glashütte. 1) Diejenigen Schüler, welche nicht den regelmäßigen Lehrgang der Schule durchmachen, sondern während eines kürzeren Zeitraumes in gewissen Unterrichtsfächern sich aus- bezw. weiterbilden wollen, werden zur Unterscheidung von den eigentlichen Schülern „Gäste" genannt.
2) Die Benutzung der Schule in dieser Richtung steht Jedem frei, welcher in der Regel 4 Jahre in der praktischen Uhrmacherei beschäftigt war. Der Nachweis hierüber nebst Zeugnissen über praktische Befähigung und sittliches Verhalten ist bei der Anmeldung miteinzusenden.
3) Der Eintritt kann jederzeit geschehen und ist an gewisse Termine nicht gebunden. Nur für solche Gäste, die gleichzeitig den theoretischen Unterricht mitgenießen wollen, ist es rathsam, am Beginn des Schuljahres einzutreten.
4) Der Eintritt geschieht mindestens auf 3 Monate, und es kann nach Ablauf dieses Zeitraumes der Unterricht monatweise fortgesetzt werden.
5) Die praktischen Arbeiten, in welchen Unterricht ertheilt werden kann, sind im Wesentlichen dieselben, wie sie für die Schüler im § 16 der Schulordnung aufgeführt stehen. Hierüber kann auf Verlangen auch gründlicher Unterricht in Steinarbeiten, dem Fassen der Steinlöcher und Verbessern derselben , dem Anfertigen und Verbessern von Ankerhemmungen und Compensationsunruhen durch tüchtige Special-Lehrer ertheilt werden. Endlich wird die Schule auch Gelegenheit zur praktischen Ausbildung in den neuesten Leistungen der Elektromechanik bieten.
6) Die Gäste sind der Schulordnung in jeder Beziehung genau so unterworfen, wie die Schüler. Namentlich gelten die Bestimmungen der §§ 13, 15 und 18 auch für die Gäste. Die Arbeiten derselben gehören der Schule, welche auch das Material dazu liefert.
7) Das Schulgeld der Gäste beträgt 60 Mk. für das erste Vierteljahr und ist im Voraus zu entrichten. Von da ab kann die Dauer ihres Aufenthaltes monatlich von ihnen weiter verlängert werden, und ist dafür im zweiten Vierteljahr 15 Mk., im dritten 12 Mk. und im vierten 9 Mk. monatlich, ebenfalls voraus, zu bezahlen. Für den Fall, dass aus irgend welchem Grunde das Verhältnis vor Ablauf des Termins, bis zu welchem Zahlung zu leisten war, aufhört, wird eine Rückzahlung des Schulgeldes n i c h t gewährt.
8) Der Unterricht in den Steinarbeiten, dem Anfertigen etc. von Ankerhemmungen und Compensationsunruhen ist mit 45 Mk. monatlich zu vergüten, wogegen für die Zeit desselben das oben angesetzte Schulgeld wegfällt. Für diese Arbeiten hat der Gast das Material selbst anzuschaffen, behält aber auch die gefertigten Arbeiten als sein Eigenthum.
9) Jeder Gast, welcher mindestens 3 Monate in der Schule unterrichtet wurde, erhält bei seinem Abgange ein Zeugnis, in welchem, unter Beifügung einer Censur über die erlangte Fähigkeit, ihm bescheinigt wird, wie lange und in welchen Fächern er Unterricht genossen hat. Auf Wunsch des Abgehenden kann er auch in Fächern, in denen er in der Schule nicht unterrichtet worden ist. geprüft, und ihm über den Ausfall dieser Prüfung ein Zeugnis der Schule ausgestellt werden.
Glashütte, den 25. März 1878 Der Aufsichtsrath d. d. Uhrm.-Schule M. Grossmann.
Quelle: Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1878 Nr.7. S. 49-50
Man schaue sich den Verbraucherpreisindex an...heute wäre 1 Reichsmark im Vergleich zu 1880 6,40€ wert. Zudem muss man bedenken, wie Gehälter damals waren, 45 Mark für einen Monat Schule + Schulgeld + Arbeitsmaterial war heftig
30.11.2011 15:10 (zuletzt bearbeitet: 30.11.2011 15:18)
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
Antworten
