Hallo allerseits,
ich habe mir eine neue Uhr gegönnt, die ich mal kurz vorstellen will. Vorhin kam das Paket heil an. Ebay- Kauf für 80 Euronen, denke ein halbwegs akzeptabler Preis, aber kein Superschnäppchen.

Es ist meine erste Uhr mit Schlagwerk, hatte mich bisher gescheut. Aber beim ersten Gong dieser Uhr war ich Happy, klingt einfach nur schön.

Der Largo Gong V hat gerade Stäbe, ist schräg eingebaut, hat Bim Bam-Schlag auf drei Klangstäbe, wobei "Bim" der kürzeste Stab ist und Bam die zwei tieferen Töne sind.
Nach erstem Begutachten ist alles soweit i.O., Ziffernblatt könnte weniger Kratzer haben, aber geht so. Sieht auf den Bildern besser aus als Original. Gehäuse dafür Top.

Das DUFA Werk hat Grahamgang, was glaube ich bei der Uhrenbauart nicht selbstverständlich ist.

Natürlich völlig überölt, wie das oft so üblich ist.
Revision werd ich demnächst machen, in nächster Zeit werd ich mich in die Schlagwerksmechanik reinfitzen müssen was neu für mich ist.

Wenn ich garnicht zurechtkomme hab ich ja das Forum

Achso, wen jemand anhand der Werknummer das genaue Baujahr identifizieren kann wäre ich ihm dankbar, hab im Netz auf die Schnelle nichts gefunden.

P1120104 (960x1280).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120103 (960x1280).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120101 (960x1280).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120100 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120099 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120098 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Uhrgewichtheber,
Glückwunsch zu Deiner Neuerwerbung!

Für den Preis hätte ich sie auch gerne genommen, würde das schon als Schnäppchen bezeichnen.

Zitat

---

Der ... Gong ...hat gerade Stäbe, ist schräg eingebaut, hat Bim Bam-Schlag auf drei Klangstäbe, wobei "Bim" der kürzeste Stab ist und Bam die zwei tieferen Töne sind.

---

Das ist i.d.R so.

Zitat

---

Das DUFA Werk hat Grahamgang, was glaube ich bei der Uhrenbauart nicht selbstverständlich ist.

---

Vergleichbare Uhren (sogar von Gustav Becker) hatten tatsächlich meist nur Hakenhemmung.

Zitat

---

Natürlich völlig überölt, wie das oft so üblich ist.

---

Zu dem Thema könnten hier siecherlich die meisten Nutzer Romane schreiben. Besonders "gut" macht sich übrigens Salatöl

Zitat

---

...in nächster Zeit werd ich mich in die Schlagwerksmechanik reinfitzen müssen was neu für mich ist.

---

Zu dieser Erkenntnis kann ich dich nur beglückwünschen! Viele Uhrenbastler bauen die Zahnräder einfach nur irgendwie ein und wundern sich hinterher, daß das Schlagwerk nicht mehr ordentlich funktioniert. Dabei müssen alle Zahnräder, die irgendwelche Stifte, Hebesterne, Kurvenscheiben o.ä. tragen eine bestimmte Stellung zueinander haben. Anders gesagt, es ist nicht egal, welcher Zahn zwischen welche des benachbarten Zahnrads eingreift. Aber tröste dich, es soll sogar "Uhrmacher" geben, die das nicht kapieren.

Zitat

---

Wenn ich garnicht zurechtkomme hab ich ja das Forum

---

Genau!

Danke für deinen Kommentar Gnomus.
Ja, mit dem Schlagwerk fang ich erst an, wenn ich die Animation bei "Uhrentechnik" richtig verstanden habe. Aber mit dem Autodidaktentum dauert's halt etwas länger bis es dann in der Praxis wirklich klappt
Achso, in der Artikelbeschreibung stand: Wurde von uns geölt...Ohne Kommentar...
Ich hab denen mal als Tipp geschrieben, daß das net so gut is, sie haben sich bedankt für meinen Tipp...

Danke!

Hallo allerseits,
die Aufarbeitung der Dufa-Uhr ist in vollem Gange.
Es ist schon ordentlich Arbeit an so ner Schlagwerksuhr hab ich gemerkt, sind ja eigentlich zwei Uhren in Einer. Über 20 Lager sind zu füttern.

Dann hat sie auch ein 14 Tage Gehwerk, worüber ich mich gefreut habe, aber dann festgestellt das es aber Riesen- Fedehäuser sind. Ich dachte mit meiner kürzlich erworbenen Uhrmacherdrehe bin ich für alles gerüstet, aber da brauch man bald ne Mechanikerdrehbank. Auch die Federkernlager vorn in der Platine überschreiten meine maximale Reibahlengröße...

Die Lager vom Schlagwerksfederhaus hab ich belassen, die Gehwerksfedehauslager gefüttert.
Ich konnte das Federhaus gerade so in der Planscheibe am Zahnkranz spannen, wollte eigentlich das Sechsbackenfutter nehmen, aber es war zu klein. Dann das Loch zentriert nach Methode "man achte auf Ausschlag eines lange Stabes..." und klopfe geduldig bis sich nichts mehr bewegt... dann übel lang eingespannter Innenstahl der nur bei niedrigster Drehzahl und wenig wegkratzen funktionierte, aber immerhin, es hat geklappt. Dann im Federhausdeckel Lager zu eng geraten, Reibahle zu klein, nochmal nach obiger Methode alles eingespannt, ganz schön nervig. Dafür habe ich aber den Vormittag und etwas vom Nachmittag rangehetzt. Und da hab ich nur ein Federhaus von Zweien geschafft...Ich hab mich wiederholt gefragt, wie kann ein Uhrmacher damit Geld verdienen? Das geht doch nicht wirklich oder?
Habe gerade frei und hab fast vier komplette Tage bis jetzt von Früh bis Abend dran gesessen (aber schon mehr geschafft als auf den Bildern).

Bilder der Aktion siehe unten, auch Lagerbuchse abstechen und Ausreiben der Federkernlager hinteren Platine, die dünner sind als vorn, daher reichte da meine größte Reibahle.

Naja, das Spannenste kommt noch, Schlagwerk zusammenbauen.. hab alles fotografiert, Skizze der Stellungen der Räder gemacht usw., ich kann nur hoffen..aber irgendwann ist immer das erste Mal... es müssen Hebnägel und Anlaufrad in bestimmter Stellung sein und insgesamt 11 Wellen in die Löcher fummeln...den Schöpfer danach in richtiger Stellung aufklopfen...

aber jetzt reichts erstmal

P1120164 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120165 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120167 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120168 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120169 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120170 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

So, 22 Lager + zwei Federhauslager sind ersetzt, auch das eine Ankerlager in der verstellbaren Nuß ist nicht auf dem Bild.
Die kleinen Futter sind nicht ganz bündig, ich weis, aber dafür haben die doch recht langen Zapfen eine größere Lagerfläche. Natürlich stehen alle Zapfen noch etwas über, damit sie sich nicht eingraben. Und poliert habe ich sie vorher auch, es waren nur ein- zwei Riefen vorhanden, ansonsten kaum eingelaufen im Gegensatz zu den Lagern...

die Schlagwerkhämmer zwischendurch immer mal wieder am Leder mit Pflegecreme eingeweicht, ich hoffe sie werden geschmeidig...

P1120171 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120172 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

P1120173 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

weiter geht es mit dem Anker, ich wollte nur die Paletten überschleifen und polieren, dabei natürlich sofort die erste Schraube beim kleinsten Dreh mit dem Schraubendreher abgebrochen...

Habe das ganze in der Planscheibe mittels Hohlspitze zentriert und ausgebohrt. M1,2 nachgeschnitten.

Eine genau gleich aussehende Schraube war natürlich nicht vorhanden. Habe von dem angeschraubten Ankeranschlag eine genommen die genauso aussieht und den Ankeranschlag mit zwei gleichen anderen versehen.

dann die Paletten mit Flachschleifer und Arkansasstein geschliffen, danach poliert mit Diamantine auf Kunststoffplatte.
Die Flächen sind etwas schief angeschliffen gewesen in Bezug zur Palette, habe ich aber so belassen, weil in zusammengebauten Zustand die Ankerradflächen, welche den Anker heben, unter der Lupe genau passend erscheinen zur Achse der Hebeflächen der Paletten. Ich hoffe ihr wisst wie das gemeint ist...ich habe also nicht die Paletten "schief geschliffen", wie man es nach dem einen Bild vermuten könnte...sondern die original Schrägheit belassen...

Die Rutschkupplung der Pendelführung war auch komplett fest, man hätte nur durch Biegen den Abfall einstellen können. Zerlegt und gangbar gemacht.


P1120175 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)



P1120176 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120179 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120183 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120184 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120185 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120188 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120189 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo,
heute ist die Uhr fertig geworden.
Das Schlagwerk habe ich ablauftechnisch hinbekommen, scheinbar alles richtig gemacht.

Die einzige Veränderung die ich festgestellt habe ist, daß das Schlagwerk wesentlich langsamer abläuft als vorher. Habe mal ein Video angehängt, da könn ihr´s mal hören. Werde es aber erstmal so lassen, ist akzeptabel denke ich. Ist aber auch Vollaufzug, Mal sehen wie´s ist, wenn fast 14 Tage um sind gegen Ende der Federlaufzeit. Da schläft er sicher bald ein
Habe nochmal alles überprüft auf Höhenluft, Seitenluft, Eingriffsklemmungen usw. alles geht leicht. Bei Anlauf des Werkes liegen auch nicht die Hämmernocken an, so das es leicht anlaufen kann. Habe auch die Winfangfeder gelockert, alles kein Effekt.

Einzige Erklärung wäre für mich, daß doch durch den ganzen Lagerersetzerei die Eingriffe leicht verändert wurden.

Auf dem Bild nochmal der ganze "Rädersalat" und das einbaufertige Werk.

P1120191 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120194 (1280x993).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)