Lieber Phil!
Ich habe die Meisterprüfung erst beim zweiten Anlauf geschafft und bin beim ersten mal bei der kaufmännischen mündlichen Prüfung durchgesegelt.
Ich bin generell vor Prüfungen immer sehr nervös gewessen und bin froh dass die Sache ein gutes Ende nahm.Schon alleine dehalb würde ich Dir einen zweiten Anlauf empfehlen. Bei euch in Deutschland scheint diese Prüfung sehr aufwendig und kompliziert zu sein, nicht zu vergleichen mit der Meisterprüfung in Österreich.
Ich lese schon seit ca.2 Jahren Deine Beiträge im Forum mit großem Interesse und halte Dich für einen sehr guten Uhrmacher mit vielen eigenen Ideen, die du auch immer toll verwirklichst.Schon alleine deshalb darfst Du dich nicht vom Kurs abbringen lassen und musst Dich nochmals aufraffen.Und so wird die ganze Sache auch ein gutes Ende finden.Meine Bewunderung für Deine tolle Arbeit hast Du auf jedem Fall jetzt schon.
Kopf hoch und kollegiale Grüsse sendet Dir
Mario

Gottvertammi, kaum zu glauben...
Aber jetzt nicht Augen zumachen und weinen ! Einen zweiten Anlauf gibt es sicher, wie deine Böcke verbesserbar sind musst du jetzt herausfinden.
Es sollte eigentlich einfacher sein, wenn du so gross neben dem Treffer gefallen bist. Lieber so als "eben gerade um ein Haar nicht geschafft".

Zwei Sachen definieren den Mensch :
- Unsere Geduld wenn wir verfehlen,
- Unseres Verhalten wenn wir erfolgreich sind.

Ich weiß nicht, ob das bei Uhrmachern so ist wie bei vielen anderen Handwerksberufen.
Da ist die Meisterausbildung weniger auf die fachliche Kompetenz fokussiert als eher auf die Fähigkeiten die man später zum wirtschaftlich erfolgreichen Führen eines Handwerksbetriebs braucht.
Das ist trockener, nichtsdestoweniger wichtiger Stoff, über den wir hier kaum jemals sprechen.

Gerade das Uhrmacherhandwerk hat aber in der Vergangenheit bitter lernen müssen, wohin man mit reiner Lehre und abgehobenem Kastendenken kommt.
Geld kann man halt nur im Zusammenspiel mit dem Markt verdienen.

Hattest Du da vielleicht zu sehr auf die Handwerkskunst geschaut und zu wenig auf den Rest?

Phil.
Mir fehlen die richtigen Worte, aber ich finde Deine Haltung völlig richtig.
Nur Mut.
Gruß
Norbert

Hallo Phil,

auch mir fehlen die Worte. So wie eigentlich alle anderen hier, kann mir einen Grund nur in den fachfremden Bereichen vorstellen.

Ein Freund von mir sagte mal: "Es gibt Prüfungen, die sind so wichtig, dass man sie am besten mehrmals macht" ;-)

LG, Willy

Lieber Phil, ganz ehrlich, das hat echt weh getan als ich Deinen Bescheid gelesen habe. Ich kann es immer noch nicht glauben, nach dem wir Dich als Uhrmacher mit Deinen vielen Berichten schätzen und kennengelernt haben.
Ich wünsche Dir immer alles Gute und viel Zuversicht, es wird schon werden...
Mit ganz lieben Grüssen
Giacumin


Da kommt mir der Schmid in den Sinn, der arg stotterte und zum Lehrling sagte: So, jetzt machen wir einen Pickel und Du wirst auf das heisse Eisen schlagen "uuuuunnd wewewenn ich STOPP ssasasage, höhöhörst Dudu auf zzzu schschschlagen!"
Der Lehrling begann darauf hin mit voller Kraft auf das Eisen zu schlagen, dass der Meister auf dem Ambos drehte und plötzlich rief der Meister Sssssstttt... ähhh Sssssstttt.... Schhh.... Scheisse, dddannn mmmamachen wwwir hhhalt eeeine Schschaufel!

Fazit aus dieser Geschichte; es gibt immer eine Lösung.

Zitat von Philclock im Beitrag #63

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Wie ich genau vorgehe muss ich nun überlegen.
Am 17.3 fahre ich nach Dresden in die Handwerkskammer und schaue in meine Unterlagen rein.

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Erstmal aufrichtiges Mitgefühl.

Dann aus der eigenen Erfahrung (keine Uhrmacherprüfung, aber auch eine Schlüsselprüfung): Ja, soetwas ist mir in der Ausbildung auch mal passiert. Eine wichtige Prüfung versiebt. Erst schriftlich und dann die mündliche Nachprüfung auch noch. Das Jahr drauf war ich dann Bester oder Zweitbester in der Prüfung.

Rückblickend hat mir das geholfen, erwachsener zu werden. Mich (auch in der Vorbereitung) darauf zu fokussieren, was an Stoff vermittelt wurde, den Stoff so oft zu wiederholen, bis ich ihn wirklich beherrschte, Verständnislücken durch Recherche oder Befragen von Älteren zu schließen. Letztlich - habe ich dadurch gelernt, kundenorientiert zu denken. Der Kunde ist in dem Fall die Prüfungskommission, die will den vorher vermittelten Stoff möglichst souverän beherrscht sehen.

Alles Gute für den zweiten Versuch! Die Herausforderung sind wahrscheinlich genau die Punkte, die Du oben selbst genannt hast: Kaufmännisch Aspekte, Dokumentation. Das kann man lernen (auch wenn es keinen Spaß macht!!!!). Und dann wird das wohl auch werden. Das ist vielleicht das, was das "Erwachsen werden" dabei ausmacht: Die Bereitschaft, für das mittelfristige Ziel (Prüfung) auf (kurzfristig) Spaß zu verzichten. Viel Zeit und Arbeit zu investieren, auch dort, wo es keinen Spaß macht.

Alles Gute!

Hallo Phil,
auch ich habe schon eine wichtige Prüfung wiederholen dürfen und andere Rückschläge hinnehmen müssen. Letztlich hat es mich aber dazu gebracht analytischer und zielstrebiger ungeliebte Dinge anzugehen, denn die anderen konnte ich ja und es ging meist besser weiter als jemals gedacht. Ich denke Deine handwerklichen Fähigkeiten sind mindestens sehr gut (zumindest soweit ich das beurteilen kann) und die Theorie, wenn es darangelegen hat, schaffst Du beim zweiten Anlauf auch.

Du hast mir hier im Forum bisher viel praktisches Wissen vermittelt und gezeigt, dass Du Deinen Beruf leidenschaftlich lebst. Damit hebst Du Dich wohltuend von so etlichen Zeitgenossen ab.

Alles Gute und nicht unnütz zurückblicken

Uwe

Noch ein Nachgedanke - Du hattest geschrieben, dass es das Missfallen eines Prüfers erregt hatte, dass Du Schraubenschlitze feilst und nicht fräst. Auch auf soetwas gilt es bei der Nachprüfung zu achten, auch das könnte Punkte gekostet haben.

Auch wenn ich kein Uhrmacher bin, könnte ich mir vorstellen, dass die Prüfer die bessere Kontrolle über Schlitzbreite, Parallelität, Lage und Tiefe beim Fräsen vorziehen. Möglicherweise wollen Sie sogar die Werkzeugspuren weitgehend reproduziert haben. (Umfangsfräsen versus Stirnfräsen). Vor schon einigen Jahren habe ich kurz einen Uhrmacher kennengelernt, der auch schon an Uhren der (nicht in Deutschland ...) königlichen Familie seines Landes gearbeitet hatte. Möglicherweise gilt es unter Uhrmachern auf höchstem Niveau als nicht schicklich, das Risiko einzugehen, dass Schlitzbreite, Parallelität, Lage, Tiefe und sämtliche anderen Eigenschaften an einer nachgefertigten Schraube einer Uhr der königlichen Familie in irgendeiner Art und Weise von denen der anderen, gleichen Schrauben dieser Uhr abweichen. Möglicherweise sind dies Maßstäbe, die Deine Prüfer anlegen.

Viel Erfolg!