HAU-ATO aus 1928
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HAU (bekannt auch als PFEILKREUZ) ist die Kurzform der „Hamburg-Amerikanische-Uhrenfabrik AG“, gegründet 1875 in Schramberg. Die Firma wurde 1930 von Junghans übernommen. ATO ist der Markenname für diese Uhrform, nach Patent von Léon Hatot, welcher der HAU die Lizenz zum Nachbau verkaufte.

Zur ATO-Lizenz so viel: Die HAU erwarb 1928 die Lizenz zum Bau von Elektrischen Uhren von der Französischen Firma Léon Hatot. Die HAU war also die erste Firma, die solche Uhren, neben der Firma Haller & Benzing, von 1928 an in Deutschland herstellte. Die Hau wurde dann (1930) von Junghans übernommen und dort wurden ebenfalls, aber ohne eigentlich die Rechte dazu zu besitzen, Uhren nach L. Hatot hergestellt und unter „Junghans“ vertrieben. Erst 1955 stellte ein Gericht fest, dass Junghans dazu nicht berechtigt gewesen war und verurteilte Junghans zu einer Strafzahlung (Patent- und Markenverletzung) an L. Hatot, der aber leider bereits 1953 verstorben war.

Die Uhren HAU-ATO und JUNGHANS-ATO sind baugleich und unterscheiden sich in dieser Form nicht. Spätere wurden Modell (nach 1930) natürlich mit Änderungen und in allen Formen hergestellt.

Nun zu der Uhr, die den Weg zu mir gefunden hatte.

Die obligatorische Frage an Anfang: Können Sie…..? Nun ja, gucken kost ja nichts und so eine Uhr hatte ich noch nicht auf dem Tisch.
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Und dann kam ein Packet mit Uhr. Auf den ersten Blick zu sehen: Hier war mal eine Batterie ausgelaufen und hat den Halter und das Bodenblech arg in Mitleidenschaft genommen.
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Eigentlich waren hier sog. „Luft-Kohl-Batterien“ mit einem quadratischen Pappbecher verwendet worden. Sehr teuer, aber auch langlebig und bereits in den 1910er auslaufsicher!!! Als die Produktion eingestellt wurde, änderten Uhrmacher den Batteriehalter ab, damit Baby-Zellen genutzt werden konnten. Eigentlich ja nichts schlimmes, nur diese (Trocken)Zellen hatten die fatale Eigenschaft, dass der Zinkmantel vom Aluminiumoxyd mit der Zeit zerfressen wurde und eben dieses Zeugs dann durch den Pappmantel sich den Weg nach außen suchte.

Die Folgen zeigten sich dann ja.
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Auch waren bei dieser Uhr das Werk mal in Öl getaucht und daher ganz schön hässlich verklebt. Aber das kenne ich ja schon.
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Also alles demontiert und die Kleinteile ab ins US-Bad. Das große Problem war der Werkhalter mit seinem schönen Schliff und die Bodenplatte, die sehr mitgenommen war.
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Bei Werkhalter reinigte ich so vorsichtig, damit an den sichtbaren Stellen der Schliff erhalten blieb. Das ging ganz gut. Nun zur Bodenplatte. Sah aus wie Kupferblech mit Zinkeinlage zum Beschweren. Komisch war nur, dass da, wo die Batterielauge gewirkt hatte, das Kupfer messingfarben war. Trotzdem erstmal geputzt und poliert. Immer noch Kupfer. Dann die Frage, wie kann man (ich) Kupfer schwärzen, da ja die Uhr nicht „Verhübscht“ werden, sondern möglichst im gebrauchten Zustand erhalten werden sollte. Und da war die Bodenplatte eben geschwärzt.

Im iNet gesucht und gefunden: Kupfer wird mit „Schwefelleber“ geschwärzt. Mit einigen Tricks kann dann ein sehr guter „Alterungsefekt“ erzielt werden. Meinte man.

Als diese Zeugs bestellt und weiter gelesen. Ratschläge gab es zu Hauff, angefangen von 10%iger Lösung bis zu 0,5%. Nun, ich versuchte es mit 3%, ein Tipp vom Profi.
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Ergebnis: Schlagartig wurde das Kupfer schwarz. Sofort raus aus der Brühe und unter fließendes Wasser. Es nutzte nichts mehr. Die Bodenplatte war so was von verdorben, ich war nahe am Heulen.

Na ja, nutzt nichts, mit Stahlpolierwolle dem Stück ans Blech…. Und was kommt zum Vorschein? MESSING! Also, das Messing war nur dünn verkupfert (daher auch die messingfarbenen Stellen bei der Batterie) und die Lösung hat das Kupfer sofort abgeätzt ohne das Messing an zu greifen.
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Also die Bodenplatte richtig mit Stahlwolle bearbeitet, damit alles metallisch rein wurde. Das ging ganz gut, bis auf den Muskelkater in den Fingern und den Handgelenken. Ungewohnte Arbeit für einen Rentner.
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Letztlich kam dann eine Tinktur eines Versandhauses zu Einsatz und die schaffte es, dass Messing zu Brünieren. Jetzt bin auch ich zu frieden mit der Bodenplatte.

Der Zusammenbau ging endlich recht gut von der Hand, obwohl es eine Unmenge von Schrauben, Scheibe und Muttern gab, die fast alle unterschiedlich waren, aber zwingend (wie bei Uhren so üblich) ihren festen Platz im Werk hatten. Es ist NICHTS übrig geblieben!!
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Eine pfriemelige Arbeit war dann noch die Justage der Schaltklinke und der Kontakte. Bei diesen Kontakten ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Ein Fehler, und man hat ein richtiges Problem. Diese Teile sind so filigran, dass eine falsche Verbindung mit einem Kurzschluss diese zum Verglühen bringt. Und diese Federn gibt es natürlich nicht mehr.
Daher mein Rat: Immer die Batterie abklemmen, bevor an den Kontakten gestellt wird.
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Aber jetzt ist die Uhr fertig und zeigt wieder zuverlässig die Zeit.
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Und ich meine, für ihr Alter noch ganz schön unter Strom.

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Tolle Uhr, toller Bericht.

Ich persönlich finde vom Design her die HAU-Uhren schöner als die von Junghans. Am schönsten sind aber - meiner Meinung nach - die von Hatot, also die ältesten.
Es gibt übrigens ein schönes Buch über ATO-Uhren: "Die ATO-Uhren im Stadtmuseum Schramberg"
Hier dazu ein Link, welche die Titelseite mit einer wunderschönen HAU-Uhr zeigt, ganz ähnlich Deiner.
Werbung: http://www.ebay.at/itm/Katalog-Die-ATO-U...=item19f0b130ab

Noch zu der Uhr und der Klinkeneinstellung: Es gibt eine Anleitung für Junghans-Ato-Uhren-Reparatur, die auch bei diesen Uhren - und selbst für die Hatot-Uhren - hilfreich ist. Und Angst vor verglühten Kontakten braucht man wirklich nicht zu haben, wenn man die Spule im Stromkreis lässt. Die hat - je anch Modell unterschiedlich - über 1500 oder sogar 2500 Ohm. Da fließen nur Milliampere, und die schaden nicht. Nachsehen sollte man die Goldkontakte, denn die verschleißen einfach mechanisch, denn es finden mindestens 31 Millionen Schaltungen im Jahr statt. Die Klinken sollten so eingestellt werden, dass bei jedem Klinkenhub das Schaltrad sicher bis zur nächsten Rastung weitergeschoben wird, die Klinke aber dann das Schaltrad beim Weiterschieben so gerade nicht mehr berührt. Denn dann würde es zur Unzeit einen Schaltvorgang geben, und die Uhr läuft dann gar nicht oder sehr schlecht.

Das Problem mit dem Messing kenne ich, besonders wenn es unschön angefressen ist. Brünierung ist passend durchgeführt immer schwierig. Heutige Alkalizellen sind in der Auslaufsicherheit wesentlich besser, haben aber für machen Zwecke eine etwas zu hohe Spannung. Bei Ato-Uhren gibt das aber keine Probleme.

Frank

Danke, Frank.
Deine Anmerkungen sind vollkommen zutreffend und eigentlich hatte ich auch schon erwartet (gehofft), dass DU Dich zu diesem Trööt auch meldest.

Noch was, weil ich es gerade gefunden habe. Messing patinieren:

http://www.helpster.de/messing-patiniere...s-gemacht_66972

Weiter nach unten scrollen: Da steht: verschiedene Farben beim Patinieren von Messing erreichen. Das erste Rezept ist probiert, das schöne daran ist, dass das Patinieren gegen 2 Stunden dauert. Dadurch kann man den Grat der Farbe gut variieren. Und das Rezept ist wirklich einfach.

Frank

Hallo Rolf-Dieter,

wieder eine sehr schöne Uhr, die Du da instandgesetzt hast und ein interessanter Bericht. Wenn ich mal eine ATO-Uhr, die mich eigentlich schon lange interessiert, bekommen sollte und die nicht funktioniert oder zum überholen ist, dann darf ich mich bei Dir melden?

Viele Grüsse und

@ Frank: Das hatte ich auch schon gefunden. Aber Einiges an Rezepten ist dort richtig abenteuerlich und auch gefährlich und funktioniert auch nicht so richtig. So dachte ich, dass zumindest Profis wissen, wie es geht. Ich habe dann auch einen betrieb gefunden, der solche Arbeiten im Lohnauftrag annimt. Aber der Preis. Gut, die Leistung muss bezahlt werden. Aber......

Nun ja, der zweite Versuch hat es ja dann gebracht. Die Beize aus dem Uhrenversandhaus. Noch nicht einmal 1/10 vom Lohnauftrag! Und es ist immer noch was drin in der Flasche. Auf zum nächsten Bodenblech.

Noch eine Bemerkung zur Verwendung von Schefelleber (K2Sx ): In Verbindung mit Säuren entstehen Giftgase, die tödlich wirken können. Daher NUR IM FREIEN VERWENDEN und die angesetzte Lösung unter Luftabschluss aufbewahren (zersetzt sich auch dann und scheidet giftigen Schwefelwasserstoff ab). Ich hatte richtige Probleme, meinen Rest bei Sondermüll los zu werden. Trotzdem vielen Dank für Deinen Beitrag!

@ nobby: Danke für das Lob und selbstverständlich helfe ich gerne, wenn Du da Probleme haben solltest. Frage immer, wann Du nur magst.