Diese Woche bin ich dran, meine Hochfrequenz-Uhr zu reinigen und zu "modifizieren":



Es ist eine Girard Perregaux aus den 60igern mit doppelter Aufzugwelle und vergoldetem Gehäuse. Leider muss die Krone ersetzt werden, denn die aktuelle passt gar nicht vom Stil her.

Zum Werk:

Triovis-Mikrometer-Reglage
Basiert auf dem Handaufzugkaliber AS 1687/1688.
Die Automatic-Mechanik ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Doxa, Eberhard, Favre-Leuba, Girard-Perregaux und Zodiac

36000 A/h

Datum - Schnellschaltung

Leider war da mal vor Jahren ein Uhrmacher sehr gründlich und hatte scheinbar nur 2 Schraubendreher in Sortiment, so dass er das Werk ordentlich zerkratzt hat
Schaut mal bei der Automatikbrücke die Schraube unten süd östlich an...sagt alles...



Als ich mir die Lagerstellen anschaute, fand ich kaum noch einen Tropfen Öl, gerade bei der hohen Frequenz und langem Tragen ein Todesurteil für diese Uhr, wenn sie nicht

überholt wird. Ich glaube, die oft wiederkehrende Wartung war einer der Gründe, warum man die Hochfrequenzuhren relativ schnell wieder eingestellt hat.


Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe:

Überall im Werk sind Steine verbaut als Lager, außer an 2 Stellen:

Kleinbodenrad hat in der Platine ein Stahllager, in der Brücke einen Stein






Anfangs dachte ich noch, dass hier mal ein Stein ersetzt wurde gegen ein Lager aus Stahl. Aber ein Kollege hatte die Tage ein Werk von Zodiac am Tisch, gleiches Werk und
genau an dieser Stelle auch ein Stahllager...kann das einer erklären?


Egal, ich habe geschaut, ob wir einen passenden Stein haben ( 0,15 mm Bohrung - 1 mm Durchmesser ) und habe auch einen gefunden.

Also gleich mal ein wenig das Werk modifiziert und Steinlager eingesetzt:


Stein und Stahl




Beim Einpressen des Steines:




...und fertig...





Morgen mache ich dann Bilder von der Uhr selber, mal sehen, ob ich sie morgen noch fertig bekomme.

Das Werk hat einen Fehler:

Ich wunderte mich beim Zerlegen des Werkes, warum überall Messingspäne sind.

Da wie beschrieben mein Kollege das gleiche Werk auf dem Tisch hatte, stellten wir fest, dass die Datumsscheibe von unten am Kupplungsrad des Aufzuges schleift.

Dieses Kupplungsrad liegt konstruktionsbedingt so hoch, dass es also immer ganz wenig die Datumscheibe berührt. Also ständiger Materialabtrag und Späne.

Wie man auf den Bildern sehen kann, war die Feder an der Datumschaltraste auch falsch rum drin, somit konnte sich die Scheibe beim Schalten des Datum nicht mehr richtig positionieren.

Nun ist eine neue Feder im Werk und in die Rückseite der Datumscheibe haben wir kurzerhand eine ganz kleine Nut gedreht, sodass nun nichts mehr schleift.

Bei meinem Werk war zudem das Problem, dass durch die falsche Feder die Uhr so viel Kraft beim schalten benötigte, dass sie immer gegen 22:54 Uhr stehen geblieben ist.

Da kann man mal sehen, wie aufwändig man manchmal verfahren muss, nachdem eine Uhr "eigentlich" nur gereinigt werden soll....


Feder im Werk


Finger am Datumschaltrad


Kupplungsrad


Abdrehen des Datumringes

Hallo Victor,
Das Kleinbodenradlager ist nach meiner Ansicht aus Berylliumbronze, solche Lagerfutter wurden auch bei anderen Herstellern gerne z.B. im Automaten verwendet. Warum man hier keinen Stein verwendet hat kann auch ich nicht sagen.
Die Streifung des Kupplungsrades am Datumanzeiger ist meiner Ansicht nach nicht original so gewesen. Ich würde ein verschlissenes Lager der Aufzugwelle vermuten, eventuell falsche Aufzugwelle verbaut.
Die Kundensprüche "Muß nur gereinigt werden" kenne ich zur Genüge, ich werte dieses unqualifizierte Geschwätz mittlerweile als Versuch den Reparaturpreis möglichst gering ausfallen zu lassen.
Gruß
Werner

Heute das Projekt endlich fertig gebacht.

Folgendes wurde nun gemacht:

*Lager gegen Steine ersetzen, wo nicht vorhanden
*Kalendermechanismus anpassen (Datumscheibe, neue richtige Feder)
*Überholung des gesammten Werkes
*Feinreglage
*Neues Glas
*Gehäuse überholen
*neues Band
*neue passende Krone mit neuer Aufzugwelle

Auf dem Bild sieht man noch die alte Krone, die passte meiner Meinung nach nicht zur Uhr, weil zu kantig.

Jetzt ist eine gelbe Kugelförmige dran, zusätzlich musste ich eine passende Welle mit 0,90 Gewinde als Positivteil bestellen.

Aber nun..fertig...auf dem Bild sieht sie dennoch zerkratzt aus, das ist aber nur auf dem Foto so. Ganz tiefe Macken habe ich natürlich nicht rausbekommen.