Im Rahmen eines Mail-Austausches via PN mit Wolfgang (Asur) stellte er mir eine Frage zur Aufrüstung seiner Drechselbank. Da dieses Thema u.U. auch für andere User interessant sein könnte, einigten wir uns, dieses Thema in einem separaten Thread fortzuführen.
Hier die Frage von Wolfgang (Asur)
Zitat:
"Ein anderes Thema zu deinem Fachgebiet der Holzverarbeitung, da habe ich eine Frage. Ich habe eine Drechselbank in der Werkstatt stehen, geerbt von meinem viel zu früh verstorbenen Nachbarn. Diese Drechselbank möchte ich gerne nutzen. Es ist ein Produkt der Fa. Rotwerk und es ist alles vollstädig vorhanden außer einem Backenfutter, so ein Futter würde ich gerne nachrüssten. Das Spindelgewinde ist nur M18 x 2,5 leider denn fast alles Zubehör hat M33 DIN 800 Gewinde. Eine Möglichkeit wäre ein Adapter mit M18 Innengewinde auf M33 Außengewinde aber ich weis nicht ob das ausreichend belastbar ist. Kennst du dich da aus und kannst mir ein paar Tipps geben ?
Gruß Wolfgang
Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen.
Von der Fa. Rotwerk sind mir nur reine Metalldrehbänke, keine Holz-Drechselbänke bekannt. Vielleicht gibst Du mir mal die Typenbezeichnung durch, damit ich mal im Internet schauen kann.
Das Drechseln auf Metalldrehbänken ist zwar durchaus möglich, die empfindlichen Spindeln am Support oder gar die Zug- und Leitspindel nehmen aber die arge Staubbelastung auf Dauer übel.
Rotwerk liefert nach meinem Wissen eine nicht sehr hochwertige Baumarkt-Qualität. Soll jetzt nicht abwertend gemeint sein, aber man muß in Punkto Verarbeitung und Belastung schon gewisse Abstriche machen. Für den hobbymäßigen Einsatz kann man aber durchaus damit zurechtkommen.
Das nur als allgemeine Vorbemerkung. Jetzt zu Deiner eigentlichen Frage.
Wenn Du an Deiner Bank ein Backenfutter (beim Drechseln ist ein Vier-Backenfutter vorteilhafter) mittels Adapter einsetzen möchtest, verlagert sich ja der Schwerpunkt des Futters im Regelfall Richtung Reitstock. Das heißt, Du solltest darauf achten, das erstens das Futter nicht zu groß und zu schwer ist und zweitens die Baulänge des Adapters möglichst kurz ist, da sonst die Arbeitsspindel sehr stark nach unten belastet wird (insbesondere wenn ein größerer Rohling gespannt wird) und die Lager auf Dauer Schaden nehmen könnten.
Wenn Du überwiegend Langholzarbeiten machst, d.h. das Werkstück mit Reitstockunterstützung zwischen die Spitzen spannst, relativiert sich das Problem natürlich.
Ich leg Dir mal ein paar Links für gute Drechselfutter und Zubehör bei, bei denen auch der Einsatz von verschiedenen Adaptern vorgesehen ist. (Ich arbeite selbst mit diesen Futtern, allerdings mit Direktanschlußgewinde M 33 DIN 800 und bin sehr zufrieden damit. Auch die Vielzahl von verfügbaren Spannbackentypen erweitert die Einsatzmöglichkeiten enorm.)
Ich hoffe, daß ich Deine Frage vollständig und verständlich beantwortet habe. Wenn nicht, einfach weiter nachfragen. Wenn ich helfen kann tu ich´s gerne.
Viele Grüße aus dem schönen Odenwald
von
Heinz
P.S.: Ich habe nichts dagegen, die Problematik auch im Forum (Es wurde ja extra ein Drechsel-Thread eingerichtet) zu diskutieren. Vielleicht sind andere User ja auch interessiert.
Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen.
danke für die ausführlichen Erklärungen und die links.
Ich habe mal nachgesehen es handelt sich um eine Rotwerk EDH 1000 Drechselbank. Diese Maschine gibt es baugleich auch von Einhell und weiteren Herstellern, Preise zwichen 110,00 und 150,00 €. Es ist mir schon klar das ich da nichts besonderes habe aber für ab und an ein kleines Teil herzustellen durchaus ausreichend denke ich. Im Moment halt ich Ausschau nach einer kleinen Drehbank, keine so ganz kleine Uhrmacherdrehbank eher eine kleine Feimechaniker Drehbank bis maximal 500€. Mehr gibt mein Sparstrumpf im Moment nicht her. Eine Drehmaschine steht schon lange auf meiner Wuschliste um mein Uhrenbau Projekt zu verwirklichen. Natürlich können wir im Forum Drechsel Thread weitermachen, kein Problem.
Gruß Wolfgang
So. ab jetzt gehts dann (bei Bedarf ) live weiter.
Grüße aus dem schönen Odenwald
von
Heinz
Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen.
Danke für die Angabe der Typenbezeichnung Deiner Drechselbank. Ich habe mal im Internet recherchiert. Diese Maschine kenne ich von den "Herstellern" Güde, Einhell u.s.w. .Tatsächlich ist es aber eine Maschine aus dem "fernen Osten". Im Jargon des Uhrenforums ein sogenannter China-Kracher!
Wie Du schon richtig sagtest, nicht unbedingt eine "Spitzen-Maschine", aber für gelegentliche und kleinere Arbeiten durchaus einsetzbar.
Ob es sich aber lohnt, eine Maschine dieser Preisklasse mit einem Spannfutter aufzurüsten, dessen Preis ohne die dazugehörigen Spannbacken bereits den Wert der Maschine überschreitet ist natürlich gut zu überlegen.
Wenn Du vorhast, Dir später mal was Höherwertiges zuzulegen, ist es natürlich einen Versuch wert, ein Futter mittels Adapter nachzurüsten. Wenn dann irgendwann die Lager der Spindel "schlapp" machen, hast Du bereits ein gutes Futter, daß dann nicht mehr die Budgetplanung für die neue Maschine belastet.
Brauchbare Drechselbänke, allerdings auch keine Präzisionsmaschinen, gibt es bereits so um die 4oo,-Euro aufwärts. (z.B. von der Fa. JET oder KS )
Da ich gelegentlich auch Drechselvorführungen auf Kunsthandwerkermärkten mache, habe ich mir seinerzeit eine (gebrauchte) kleine und vor allen Dingen transportable Zweitbank zugelegt, die für diese Zwecke gut geeignet ist und einen brauchbaren Kompromiss bei gutem Preis/Leistungsverhältnis darstellt. Bei der Verwendung von Backenfuttern gibt es hier praktisch keine Einschränkungen.
so muss ein Forum funktionieren, man redet miteinander, tauscht Meinungen aus und gibt Erfahrungen weiter.
Mit der Drechselbank ( das die aus China kommt war ja zu erwarten ) beschäftige ich mich schon eine Weile, auch habe ich in Erwägung gezogen mir etwas vernünftiges zu kaufen aber dann kommen immer andere Prioritäten ins Spiel, zB. eine kleine Drehbank die im Moment an erster Stelle steht. So wie sie jetzt dasteht kann ich mit der Drechselbank arbeiten auch ohne Backenfutter und wenn ich die Preise für einen Adapter und das Futter rechne komme ich schon ins grübeln. Aber wie schon gesagt wenn ich günstig die Teile bekomme dann ok. ansonsten steht eine Drehbank an erster Stelle. Nach dem Urlaub werde ich versuchen vier Standfüße für meine Rundkopfstanduhr herzustellen da rechne ich fest mit deiner Hilfe.
Zitat: "so muss ein Forum funktionieren, man redet miteinander, tauscht Meinungen aus und gibt Erfahrungen weiter."
Genau das finde ich hier in diesem Forum so sympatisch. Keine kleingeistigen Querelen und Anfeindungen, sondern sachliche Diskussion, gewürzt mit ein bischen Humor. Da macht es Spaß dabei zu sein.
Ja,ja, die Prioritäten! Kann ich auch ein Lied von singen.
Wenn Du, so wie ich, das Drechseln nicht als eines Deiner Haupt-Hobbys betreibst, geht es natürlich auch ohne Backenfutter. Wenn man bedenkt, was unsere "Altvorderen" so alles auf einer primitiven Wipp-Drehbank zuwege brachten, als es überhaupt noch keine Backenfutter gab, kann man heute noch vor Neid erblassen.
Eine alte Drechsler-Weisheit lautet: " Es gibt keine Drechsel-Probleme, höchstens Spannprobleme. Und die lassen sich lösen!!"
Meine ersten, durchaus auch passablen Stücke habe ich auf einem Drechsel-Vorsatz (ich glaube von Wolfcraft) für Vaters Bohrmaschine gefertigt. Ging auch!
Zu Metalldrehbänken kann ich Dir leider nichts näheres sagen, da ich schon seit Jahren den Markt nicht mehr beobachte. Habe vor vielen Jahren mal eine uralte, aber sehr gute Drehbank von Hommel und eine kleine Boley-Leinen Uhrmacherdrehbank günstig aus einer Werkstattauflösung erwerben können. Damit bin ich bis heute gut zurecht gekommen, so daß absolut kein Bedarf für eine Neuorientierung besteht.
Für Hilfe zu den Standfüßen Deiner Rundkopf-Standuhr stehe ich selbstverständlich zur Verfügung. Sag Bescheid, wenn´s mal so weit ist.
Viele Grüße aus dem schönen Odenwald
von
Heinz
Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen.
Falls Wolfgang noch sucht: Ich hatte eine ähnliche Bank, da müsste eigentlich noch das Backenfutter rumliegen in M18. Falls Interesse besteht, bitte melden.
Hallo Werner, ich komme erst am Freitag dazu zu testen ob das Futter passt, gebe dir dann natürlich sofort Bescheid. M18 müsste auf jeden Fall passen denn soviel ich weis waren oder sind die Anschlüsse dieser alten Baureihen alle M18 x 2,5.
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06.09.2012 10:34
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