Wer kennt sie nicht , die Begehrten Lenzkirch- oder Becker-Uhren . Edles Holz und reichlich Bronzeschmuck , dazu ordentlich gefräste Räder und Triebe , die stets für gute Gangergebnisse sorgten . - Eine Geschäftsphilosophie die Lenzkirch offensichtlich nie , Gustav Becker aber doch um die Zeit des Ersten Weltkrieges aufzugeben schien . Angetrieben durch schnellere und billigere amerikanische Produktionsverfahren , die Landenberger und Junghans in der Uhrenfertigung einführten ( Gott , hab die Beiden selig ) , sahen sich die Freiburger offenbar am Ende doch genötigt , sich des Billiguhrensektors zu verschreiben . Erschwerend für die "Beckers" war es offensichtlich , daß der qualitätsgewohnte Kunde plötzlich Laternentriebe und gestanzte Zahnräder in den sonst hochwertig gefertigten Uhren vorfand , und die nächste Katastrophe folgte in der "Wachstumsphase" in Form des I. Weltkrieges . Durch diesen Krieg wurden Buntmetalle rar , so daß auch die Uhrenfabriken und sogar Kirchen angehalten wurden ihre Messing-und Bronze-Güter abzugeben . Resultat bei vielen Herstellern waren dann zum Teil katastrophale Legierungen aus denen man irgendwie und irgendwann "Gangergebnisse" zu finden hoffte . Was habt Ihr so in euren Ersatzteil-Kisten als Beispiele für diese Metalle und wie sind Eure Erfahrungen damit ? Mich persönlich interessiert dabei auch , ob diese minderwertigen Legierungen auch in der Taschenuhr zum Beispiel "verbraten" wurden . Für Gustav Beckers Anfang vom Ende stelle ich drei Bilder ein , an denen man deutlich sieht , wie das Buntmetall immer mehr allein aus dem Produkt Wecker schwand . Die Freiburger stellten sich selbst noch ein Bein , mit dem Modell "Brummer" das an eine Granate erinnern sollte , und die Verwendung der selteneren Digital-Anzeige machte den Absatz-Einbruch noch perfekt .
Modell von 1912DSC00416.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)hier war sogar das Gehäuse massiv Kupfer .
Modell "Brummer" von 1914 DSC00412.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Hier waren wenigstens die Platinen noch aus Messing
Modell von 1915 DSC00413.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Hier war alles nur noch Zink und minderwertiger Stahl , sogar die Platinen
Ein Junghans von 1915 , das Gleiche Prinzip der Einsparung . Für die Halterung der billigen Schellen verwendete man sogar Stellungsscheiben aus anderer Produktion . Die Stahlrückwand am Zinkgehäuse ist grün lackiert in der Farbe militärischer Behältnisse DSC00335.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC00336.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC00337.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Sind Dir bei Deinem Fundus nicht auch solche Uhrwerke untergekommen ? Ich hab schon Grammophone gesehen , wo wegen solchen billigen Materialien die geladene Feder die Werke förmlich gesprengt hatte . Noch schlimmer , Grammophone anzunehmen deren Werk noch voll aufgezogen ist , und die Werkplatten aus dem selben Zink-Alu-Dreck bestehen
Ich hatte da mal eine Wanduhr in Arbeit wo die Köpfe der Werkhalteschrauben aus irgend so einer Zinn oder Zinklegierung bestanden. Die sind mir beide zwischen den Fingern zerbröselt als ich das Werk aus dem Kasten nehmen wollte. Das ist wirklich übelste Qualität. Aktuell hab ich gerade bei einem eingewichtigen Wiener die zwei Ziermuttern zur Höhenverstellung der Pendellinse aus so einer, zum Glück höherwertigen, Legierung. Das funktioniert zwar klaglos sieht meiner Meinung nach aber recht hässlich aus. Ich werde sie aber trotzden dran lassen, das dokumentiert die Probleme jener Zeit nämlich recht anschaulich.
Christian , ich lasse das auch immer so , denn irgendwie gehört es zur damaligen Improvisation . Ein Materialkundler sagte mir mal , daß dieses "Aufblühen" durch den Opferanodeneffekt entstehen würde , wenn das Gerät oder was auch immer , eine lange Zeit feuchter Luft ausgesetzt wäre . Den selben Effekt hatte ich auch an den Gehäusen alter Elektromotoren gesehen
Christian das ergab sich nur , weil der Kronenwecker durch seine extrem lange Weckzeit sehr guten Absatz fand , und dadurch lange gefertigt wurde . Ich habe ähnliche Beispiele auch aus der Zeit des II. Weltkrieges , vor allem in Form von Uhrwerken
Du meinst jetzt wahrscheinlich das berühmte standard Junghans Weckerwerk? (B10 glaub ich) Das Ding wurde doch lange Jahre von Junghans für praktisch alle Babywecker benutzt und dann noch von allen möglichen Konkurenzfirmen, schamlos und manchmal bis ins Detail, nachgebaut. Ich meine das Werk mit den zwei zueinander höhenversetzten Bögen in der Platine.
Ja dieses Werk wurde wirklich zum "Allrounder" , wie irgend ein rundes Kienzle-Werk in allen möglichen Tischuhren auftauchte , aber bloß nicht mit Kienzle gemarkt wurde
Auch als Nichtweckerfan bewundere ich natürlich vor allem deine selteneren Stücke.
Grins, aber wenn Du denn mal an die Präsentation deines Kerzenweckers denkst, würdest Du mir eine große Freude machen. Diese Dinger finde ich wirklich genial.
Als das Kienzle Werk kenn ich jetzt nicht aber das liegt wahrscheinlich daran das Kienzle für mich schon fast etwas zu jung ist. Hast du mal ein Foto von dem Werk das Du meinst?
lg Christian
P.S.: Hallo Rolf, wir haben zuhause einen chinesischen Nachbau von einem Männchen das sich eine Kerze auf seinem Hut anzündet. Vielleicht lässt sich Silvia heute Abend dazu überreden ein Foto einzustellen.
Das wäre klasse wenn sie das macht . Das ist doch schöner Erfahrungsaustausch , und meinem Kerzenwecker von 1900 möchte ich Rolf entsprechend einen eigenen Strang eröffnen , schon deshalb auch , weil es Zufall war das Ding zu entdecken . Der damalige Händler sowie auch ich , haben das damals gar nicht begriffen . Die Erleuchtung kam mir erst später
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18.04.2012 18:56
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