Hallo zusammen,

Gestern habe ich das Einbohren von Zapfen geübt. Der "Klassiker" an verbastelten TU: Sekundenzeigerzapfen abgebrochen.



Das Rad ist entfernt, dann habe ich das Trieb direkt mit der Gasflamme angelassen. Das Messing schützt den intakten Zapfen vor zu großer Hitze.




Zum Einbohren verwende ich Werkzeugstahlbohrer, mit HM habe ich schon viel schlechte Erfahrungen gemacht. Hier war der Wellenstumpf 0,26 mm,
mit 0,28 mm habe ich gebohrt. Die Bohrung ist mit dem Handstichel angekörnt, für mich die schwierigste Arbeit, es hat 3 Versuche gebraucht.



Der neue Zapfen ist aus Tamponstahl genau passend gedreht, die konische Presspassung war mir bei der Zapfenlänge zu gefährlich. Deshalb ist der Zapfen mit Loctite gesichert.
Zum Schluß wird eine Rille als "Sollbruchstelle" eingedreht, und der Zapfen abgebrochen.
Umgespannt, und ganz vorsichtig mit feinsten Arkansas-Steinen auf Maß geschliffen. Bei der Zapfenlängewollte ich den Rolierstuhl nicht nehmen.
Die Anlassfarbe wird mit Diamantpaste und einem passend geschnitzten Putzholz entfernt.




Zum Schluß wird das Rad wieder aufgenietet, und der Rundlauf geprüft: passt!
Der Rundlauf läßt sich besonders gut im Schattenwurf erkennen.




Mit der Arbeit bin ich nicht ganz zufrieden: Das Rad hat etwas mehr Höhenspiel als die anderen, was von den 3 Versuchen, die Mitte zu treffen kommt.
Wenn das Werk gepresste Steine hätte, könnte ich das Spiel reduzieren, so bleibt es ein Übungsobjekt.


Viele Grüße!

Matthias

Danke fürs Zeigen, beeindruckend! Da hab ich noch einen weiten Weg vor mir :)

Sehr interessant!

Aber sollte man nicht (oder könnte man nicht) das Rad auf dem Trieb belassen? Hast du es einfach heruntergeschlagen? Ich hätte auch Angst den Rundlauf wieder hinzubekommen...

(Das ist für mich aber noch graue Theorie, hab selbst das noch nicht machen brauchen)

Hallo Thilo,

ich glaube, daß das zarte Messingrad mehr Schaden nimmt (Hitzeverzug, Materialveränderung), wenn man es beim Anlassen auf dem Trieb läßt.
Mit passendem Punzen habe ich es in der Triebnietmaschine ab- und danach wieder aufgeschlagen.

Die Angst vor diesen Arbeiten verlierst Du, wenn Du völlig entspannt an Schrottwerken übst. Du darfst dich nicht an emotional bedeutsamen Uhren unter Erfolgsdruck setzen lassen.
Einfach probieren!


Viel Erfolg und viele Grüße!


Matthias

Hallo Matthias,
Ja, Probeteile sind unerlässlich, Übung eben.
Wenns mal soweit ist werd ich aber mal das mit dem Anlassen über ein Rundmessing versuchen, was erhitzt wird und die Welle nur rangehalten wird. Dann evtl. noch Kühlpaste auf den Rest der Welle und Rad. Mal sehen...ist so ne Idee.

Hallo Matthias,

Du kannst auch mit einem Hartmetallbohrer sehr gut, ohne das Trieb anzulassen, das notwendige Loch bohren.

Ich körne dabei mit einem Diamantfräser an. Die von mir genutzten haben dabei den gleichen Schaftdurchmesser wie die danach verwendeten Bohrer (3,1 mm). Es gibt auch Zentrierbohrer aus VHM in der Stärke von 0.5 mm, die sich auch hervorragend zum Ankörnen eignen.

Bei der Methode kann das Rad auch auf der Welle verbleiben, da es nicht thermisch belastet wird.

Gruß Uwe

Hallo Uwe,

mit VHM Bohrern hatte ich schon schlechte Erfahrungen. Vielleicht lag das nur an meiner fehlenden Übung, aber die Bohrer sind mir abgebrochen, das Bruchstück unentfernbar im Bohrloch = Schrotteil.
Sehr interessant ist Dein Tipp mit HM-Zentrierbohren. Da könnte das schwierige Zentrieren mit dem Stichel entfallen.

Hast Du eine Bezugsquelle für die Zentrierbohrer 0,5 mm in VHM ?


Danke, und viele Grüße!

Matthias

Wenn kleine VHM Zentrierbohrer/Bohrer regelmäßig abbrechen, liegt das oft daran, dass der Reitstock nicht exakt auf Spindelmitte steht. Auch die Bohrpinole muss spielfrei und feinfühlig laufen.

Das Bohrfutter hier sieht ja schon mal ganz ordentlich aus.

Auch die Spindeldrehzahl sollte bei so kleinen Bohrungsdurchmessern nicht zu niedrig sein.

Gruß - Ottmar

Hallo Matthias,

ich habe meinen Zentrierbohrer damals bei Amazon gekauft. Ist aber glaube ich derzeitig nicht verfügbar. Mittels Suchfunktion dürfte aber ein Anbieter zu finden sein.

Übrigens bezieht dich die Bezeichnung "Diamantfräser" in meinem vorherigen Beitrag eher auf einen Diamantstichel wie er in einer Graviermaschine zum Einsatz kommt.

Der ist durchaus für einen unteren zweistelligen Euro Betrag zu bekommen (sogar in verschiedensten Winkeln) und leistet sehr lange gute Dienste. Leider sind nicht alle (meine Erfahrung) zu 100% mittig zentriert. Mein dritter ist es aber dann gewesen.

Bei den Bohrern hatte ich Anfangs auch mehrere Brüche. Abhilfe, insbesondere bei Durchmessern unter 0,4 mm, hat nur eine sehr hohe Drehzahl, sehr gleichmäßiger Vorschub und viel Übung gebracht.

Daher versuche ich immer möglichst mit mindestens 0,4 mm Bohrern zu arbeiten und passe dann das Zapfenstück dem tatsächlichen Durchmesser an. Im Ergebnis wird dann jegliche Gefügeänderung (aufgrund von Erwärmung) des Materials einer Welle oder eines Triebes vermieden.


Gruß Uwe

Hallo,
Fa. Hoffmann Group hat Vollhartmetall Zentrierbohrer ab 0.5mm (33,80€) sowie VHM Microbohrer ab Durchmesser 0,1mm (27,90€) im Programm. Die Zentrierbohrer haben Schaftdurchmesser 3,15 mm, die VHM Microbohrer einen solchen von 3mm. Abstufung der Bohrer: 0,05mm.
Gearbeitet wird mit diesen Werkzeugen üblicherweise mit einem Schrumpfspannfutter und höchsten Drehzahlen, sonst fast unmöglich.
Darüber hinaus bietet diese Firma jedoch auch sehr preiswerte VHM-Bohrer ab 0,5mm an (ab 5€). Nenndurchmesser gleich Schaftdurchmesser.
Ich hoffe geholfen zu haben und wünsche schönen Tag.

Hallo Uwe und Tellurium,

danke Euch beiden für die ausführlichen und hilfreichen Antworten!

Viele Grüße!

Matthias