da ich leider ewig nicht eingeloggt war (aber dennoch eifrig weiter gelesen habe), hat sich mein Account offenbar verflüchtigt. Daher geht's jetzt wieder mit Beitrag Nr. 1 los.
Aber nun zu meinem Anliegen. Ich bin ja seit Jahren ein Fan französischer Portaluhren, am liebsten aus der Zeit kurz vor 1800. Solch ein Exemplar mit Standard-Pendulenwerk und Fadenaufhängung verwundert mich im Moment.
Jeden Tag und jede Nacht offenbar zwischen 3 und 4 Uhr verliert die Uhr ziemlich genau 9 Minuten. Den gesamten Rest des Tages läuft sie sehr genau. Dummer Weise habe ich immer noch nicht die Muße gehabt, das einmal genauer zu beobachten (beim Aufstehen und der Rückkehr von der Arbeit wird sie einfach 9 Minuten weiter gestellt). Vielleicht habt Ihr ja eine Idee, wo so etwas herrühren mag?
der erste Gedanke der mir einfällt, ist eventuell eine Verschmutzung zwischen zwei Zahnrädern. Wenn die Uhr immer zur gleichen Zeit nachgeht, könnte es ja sein, dass zum Beispiel eine Anhaftung dafür sorgt, dass die Räder sich an dieser Stelle zwar noch drehen, aber eben nur mit großem Widerstand...
Hallo Holger, wenn das 2x am Tag passiert deutet das auf ein Problem beim Zeigerwerk hin. Also irgendwo zwischen Minutenrohr Wechselrad und Stundenrohr. Wie stark ist denn die Zeigerreibung und haben Stunden- und Minutenzeiger genügend Abstand voneinander?
Zitat von steffl62 im Beitrag #3Hallo Holger, wenn das 2x am Tag passiert deutet das auf ein Problem beim Zeigerwerk hin. Also irgendwo zwischen Minutenrohr Wechselrad und Stundenrohr. Wie stark ist denn die Zeigerreibung und haben Stunden- und Minutenzeiger genügend Abstand voneinander?
lg Christian
Sehe ich auch so. Ich tippe auf mangelnde Zeigerreibung.
allerbesten Dank für Eure Antworten! Ich freue mich unheimlich über diese Unterstützung. Leider muss ich meine Ignoranz wieder komplett mit einer dummen Frage zur Schau stellen.
Zitat von steffl62 im Beitrag #3Wie stark ist denn die Zeigerreibung und haben Stunden- und Minutenzeiger genügend Abstand voneinander?
Der Abstand der Zeiger erscheint mir ausreichend zu sein. Sie schleifen nicht übereinander. Allerdings ist der mir der Begriff "Zeigerreibung" nicht geläufig. Was ist damit gemeint? Falls es die "Beweglichkeit" des Stundenzeigers ist, so ist dieser äußerst beweglich - geradezu "labberich" könnte man sagen.
Ich mische mich mal mit ein... Zur Zeigerreibung: Das Zeigerwerk (untersetztes Getriebe) ist mit einer Art Rutschkupplung mit dem Gehwerk verbunden. Sodass ein Zeigerstellen möglich ist. Es findet also eine Reibung statt, meistens an der langen Minutenradwelle und dem aufgesteckten Minutenrohr. Es gibt aber verschiedene Konstruktionen. Diese Reibung kann auch am Wechselrad oder sogar bei sehr einfachen Uhren am Minutenzeiger selbst (daher wohl auch der Begriff Zeigerreibung) stattfinden. Wenn diese Reibung zu leicht geht, kann es vorkommen, dass die Zeiger nicht richtig mitgenommen werden, besonders, wenn das Zeigerwerk noch für Zusatzfunktionen zuständig ist, wie Datumschalten oder Schlagwerk auslösen. Es kann auch vorkommen, dass die Kupplung (Reibung) zu schwer geht. Das hat zur Folge, dass der Minutenzeiger abgerissen werden kann oder das Zeigerwerk beschädigt wird.
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
Zitat von Aaron im Beitrag #5Hallo Holger, hallo Christian, hallo Hermann,
allerbesten Dank für Eure Antworten! Ich freue mich unheimlich über diese Unterstützung. Leider muss ich meine Ignoranz wieder komplett mit einer dummen Frage zur Schau stellen.
Zitat von steffl62 im Beitrag #3Wie stark ist denn die Zeigerreibung und haben Stunden- und Minutenzeiger genügend Abstand voneinander?
Der Abstand der Zeiger erscheint mir ausreichend zu sein. Sie schleifen nicht übereinander. Allerdings ist der mir der Begriff "Zeigerreibung" nicht geläufig. Was ist damit gemeint? Falls es die "Beweglichkeit" des Stundenzeigers ist, so ist dieser äußerst beweglich - geradezu "labberich" könnte man sagen.
Viele Grüße Aaron
Meinst Du wirklich den Stundenzeiger? Der sollte eigentlich relativ fest auf dem Stundenrohr sitzen, "labberich" ist da nicht so gut. Kannst Du eventuell das Werk ausbauen, das Zifferblatt abnehmen und ein Foto vom Zeigerwerk einstellen?
ich habe gerade ein Pendulenwerk auf dem Tisch, ein späteres mit Federaufhängung, aber die relevanten Bauteile sollten gleich sein. Bitte nicht an dem ungereinigten Zustand stören. Ob Du die Arbeiten Dir selbst zutraust, oder einen Uhrmacher beauftragst, mußt Du selbst entscheiden.
Das ist das sog. Viertelrohr in Laternenbauweise, das für die Zeigerreibung verantwortlich ist. Über die federnden Stege läßt sich durch Zusammendrücken die Zeigerreibung erhöhen. Das Viertelrohr sitzt also mit sanfter Klemmung ("Rutschkupplung") auf der Minutenzeigerwelle. Deshalb kannst du die Zeiger Vor- und Rückwärts bewegen, ohne daß Zahnräder beschädigt werden.
Wenn der Stundenzeiger "labberich"sitzt, muß die Klemmung durch Zusammendrücken des Zeigerrohres erhöht werden. Das hat aber nichts mit der Zeigerreibung zu tun.
Hier ist das Zeigerwerk zu sehen. Um an das Viertelrohr zu kommen, muß das Stundenrad runter. Dazu muß bei den meisten Uhren der Wechselradkloben (mittlere Schraube unten) abgeschraubt werden. Vorher müssen natürlich die Zeiger, das Zifferblatt und die ZB Lünette runter.
herzlichen Dank für die tatkräftige Hilfe. Lieber Alberich, ich bin vollkommen begeistert von Deiner Beschreibung mit den hervorragenden Bildern! Kaum ein Lehrbuch könnte das besser vermitteln. Ich habe wirklich etwas gelernt, worüber ich mir tatsächlich schon öfter Gedanken gemacht habe.
Zitat von steffl62 im Beitrag #7Meinst Du wirklich den Stundenzeiger?
Huch, ich sollte nicht mehr so spät schreiben. Tut mir Leid, Christian. Natürlich meinte ich den Minutenzeiger, der sehr "labberich" ist.
Diese Uhr hängt mir ganz besonders am Herzen. Zum einen stammt sie aus meiner bevorzugten Periode und aus einer sehr interessanten Gegend (sie wurde laut Ziffernblatt einst in Marseille verkauft). Und zum anderen scheint sie bis zur letzten Mutter noch komplett im Originalzustand zu sein. Wahrscheinlich wäre es doch besser, da einen professionellen Uhrmacher heran zu lassen. Meine langjährige Uhrmacherin hat sich leider zur Ruhe gesetzt.
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27.06.2017 23:41
Daher geht's jetzt wieder mit Beitrag Nr. 1 los. 
Dummer Weise habe ich immer noch nicht die Muße gehabt, das einmal genauer zu beobachten (beim Aufstehen und der Rückkehr von der Arbeit wird sie einfach 9 Minuten weiter gestellt). Vielleicht habt Ihr ja eine Idee, wo so etwas herrühren mag?
Antworten
Sehr gut!
