Bin neu hier und möchte mich zunächst kurz vorstellen. Seit ein paar Jahren betreibe ich die Reparatur von Uhren als Hobby (Wand-, Taschen-, Turmuhr). Bin kein Experte, aber stets bemüht, neues Wissen und Ratschläge zu bekommen.
Mein aktueller Problemfall ist meine Wanduhr (Gustav Becker). Beim Überholen war ich sehr erstaunt: Ursprünglich mußte wohl ein Zweiton-Gong verbaut sein. Zumindest die Hebnägel sind auf beiden Seiten des Nägelrads vorhanden, ebenso die Bohrungen in den Platinen zur Aufnahme eines weiteren Hebelarms. Verbaut war jedoch nur ein Hebelarm mit vier Hämmern. Von einem Bekannten bekam ich ein halbes Schlacht-Uhrwerk identischer Bauart und konnte mir von dort die fehlenden Teile entnehmen.
Jetzt habe ich wieder einen Zweiton-Gong, jedoch ist der erste Ton ("ding") ziemlich leise. Stelle ich den Hammer sehr knapp ein, also ca. 1 mm vor den Klangstab, prellt er. Etwas weiter weggestellt hat die Folge, daß der Ton nur sehr leise ist. Was läuft hier falsch? Ich vermute, der umgebogene Draht (Wegbegrenzung) am Uhrwerk ist nicht richtig gebogen.
Zur Veranschaulichung habe ich Euch mal ein Video hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=9DY-iWVlGHo Bitte entschuldigt die Qualität; habe im Moment leider keine bessere Kamera zur Hand.
Müßte bei dem hakenförmig gebogenen Stahldraht, der an die Strebe anschlägt, nicht noch ein feiner Federdraht eingehängt werden, der, richtig eingestellt, den Schlag etwas "härter" macht?
Du hast recht. Ich dachte, dieser Federdraht dient der Entlastung des Schlagwerks, damit die Nägel nicht soviel Kraft zum Heben brauchen.
Bei meinem Werk war kein solcher Draht verbaut, einen konnte ich aus dem Schlacht-Uhrwerk gewinnen (habe ihn allerdings beim unteren Hebelarm verbaut, aber nicht eingehängt). Du meinst also, ich soll beim oberen Hebelarm ("ding") noch einen Federdraht besorgen? Wie stellt man den genau ein?
Ich weiß nicht, obs da eine Regel gibt. Ich löse sowas mit Probieren. Der Draht muß ein wenig gegen die Drehrichtung drücken, also beim Fall des Hammers mit beschleunigen. Auf keinen Fall würde ich an dem Begrenzungsdraht biegen, der kann (ab)brechen. Ich finde, daß die Hammerköpfe bei Deinem Uhrwerk wirklich ziemlich weit nach hinten verschoben sind. Ich sehe immer zu, daß vom Hammerdraht nur ein paar Millimeter herausgucken, die Hämmer die Klangstäbe also kurz hinter ihrer Aufnahme treffen.
Ich schmeiß' das Video mal kurz hierher, da ist das Anschauen einfacher
Stimmt genau. Den freien Draht habe ich auch gesehen und mich gewundert, denn an den Werken ist nichts überflüssig. Aber den Haken habe ich auf meinem unscharfen Screenshot nicht erkannt.
"Ich vermute, der umgebogene Draht (Wegbegrenzung) am Uhrwerk ist nicht richtig gebogen."..genau das ist die Ursache, warum der Hammer "prellt". Der Draht des "Wegbegrenzers" sollte so gebogen sein, das er oberhalb der Schraube auftrifft und er somit richtig abgebremst wird. Der Federdraht an beiden Hebeln hat auch die Funktion, das die Hämmer nicht nach hinten fallen. Das könnte zum Beispiel beim Transport passieren, aber auch, wenn sie zu weit gehoben werden und sie das Übergewicht verlieren. LG Redak
Besten Dank für Eure Tips und für die freundliche Aufnahme hier. :)
Habe nun den Federdraht entsprechend zurechtgebogen und den Hammer ganz nach oben gemacht. Der Gong ist nun deutlich lauter, bin damit jetzt zufrieden.
Mich wundert, daß die Wegbegrenzung bei dem dreifachen Hebelarm so gut wie gar nicht prellt, obwohl sie auch so auf die Schraube trifft wie der einfache Hebelarm und auch in der gleichen Weise gebogen ist. Wie erreichen die Hämmer die Stäbe? Muß der Befestigungsdraht die letzten Millimeter überwinden, oder soll der Hebelarm an der Wegbegrenzung federn?
Bin gerade am Einregulieren des Gangs. Leider hat die Uhr keine Graham-Hemmung, ich bin über die Gangwerte gespannt. Was läßt sich mit so einer Hakenhemmung ungefähr erreichen? Dummerweise habe ich letztens meine Lichtschranke geschrottet und die Reparatur derselben brachte ziemlich derbes Phasenrauschen mit sich. Selbst bei Mittelwertbildung über 100 Meßwerte komme ich kaum unter 100 µs Unsicherheit. Das ist ziemlich viel (umgerechnet 1 min pro Woche).
Zitat von Redak im Beitrag #7... Der Draht des "Wegbegrenzers" sollte so gebogen sein, das er oberhalb der Schraube auftrifft und er somit richtig abgebremst wird.
Ich (Hobbyschrauber) hatte das gleiche Werk vor einigen Wochen auf dem Tisch. Die fragliche Feder war genau so gebogen, wie von Dir beschrieben. Ich vermute, das war original. Das hatte aber den Nachteil, daß der Federdraht regelrecht auf diesen Bolzen draufrutschte und beim Heben des Hammers gegen einen Widerstand (Reibung) gelöst werden mußte. Das kostete das Werk spürbar Kraft. Keine Ahnung, wie das bei neuen Werken funktionierte. Ich habe mir dann überlegt, daß der selbe Zweck erfüllt sein könnte, wenn diese Feder so gebogen ist, wie bei der Uhr hier in diesem Thread. Beim Biegen isse mir von der Welle abgebrochen. Angeschweißt hat sie mir eine nette Zahntechnikerin mit einem Punktlaserschweißgerät. Vorher hatte ich die Feder so gebogen wie wir es hier gesehen haben. Das hat dann gut funktioniert, nachdem ich ewig nach der Balance mit dem feinen Federdraht gesucht habe, der bei der Welle eingehängt wird. Aber das war wirklich eine Odyssee!
Zitat von Gustav Becker im Beitrag #8... Bin gerade am Einregulieren des Gangs. Leider hat die Uhr keine Graham-Hemmung, ich bin über die Gangwerte gespannt. Was läßt sich mit so einer Hakenhemmung ungefähr erreichen? ...
Bei manchen meiner Buffetuhren habe ich das Gefühl, daß sie wetterfühlig sind oder so. Mal gehen sie in der Woche vor, mal nach. Eine darunter war zur kompletten Überholung bei (m)einem Uhrmachermeister. Es geht da um 2 bis 3 Minuten. Mein bestes Pferd im Stall stelle ich 1x die Woche ca. 1 Minute zurück (Werk von FHS).
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10.10.2016 14:57
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