Nicht nur bei den Räderuhren sondern auch bei den Astronomischen Instrumenten wurden in den letzten zweihundert Jahren Replikate zum Zwecke einer bewußten Fälschung angefertigt. Immer wieder mal werden in Museen und Sammlungen solche Fälschungen von Sachkundigen "enttarnt", Exponate, die zum Teil jahrzehnte lang ausgestellt wurden ohne das ihre wahre Identität erkannt wurde.
Ich will hier einmal zwei Beispiele für das Sachgebiet Astronomische Instrumente vorstellen.
Zuerst eine Armillarsphäre aus der Stiftung Huelsmann, die vor einer Ausstellung der Kunstgewerbesammlung der Stadt Bielefeld als Fälschung erkannt wurde. Huelsmann hatte seinerzeit dafür einige zehntausend DM bezahlt. Dokumentiert in dem Austellungskatalog von 1989.
Darstellen sollte die Armillarsphäre ein Instrument aus dem sechzehnten Jahrhundert. Die Untersuchung ergab eine ganze Reihe von Ungereimtheiten wie die Unausgewogenheit der Armille, die für so ein kostbares Instrument primitiv und handwerklich schlecht ausgeführte Gravur, das für die Zeit ungebräuchliche Laubornament, bewußt gealterte Vergoldung und nicht zuletzt die Zusammensetzung des Messings. Derartige Armillarsphären wurden gegen Ende des 19.- bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien gefertigt.
Copyright Stadt Bielefeld
Das zweite Beispiel ist das Replikat einer Elfenbeinsonnenuhr aus Nürnberg, hergestellt von Albrecht Karner 1667.
Zu Zwecken der Dokumentation werden in den Museen nach den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges, wo Originale durch Bombeneinwirkung, Brand oder Raub vernichtet wurden oder abhanden kamen, oft Abgüsse von Originalen hergestellt. Und oft genug verlassen widerrechtlich angefertigte Zweit - oder Drittabformungen die Museen und werden dazu genutzt Fälschungen herzustellen.
Die Abformung zu unserem Beispielreplikat wurde aber offensichtlich auf legalem Wege hergestellt und die damit aus Kunsstoffmasse hergestellten Sonnenuhren in den achziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts für ca. 30 DM verkauft.
In den letzten Jahren tauchen z.B. bei Ebay immer wieder diese Replikate auf und werden teilweise von Gaunern als Originale angeboten. Ich selber habe vor Monaten einen dieser Zeitgenossen aus Ebay entfernen lassen, der dieses Teil dreist mit 3000 Euro Mindestpreis angesetzt hatte.
Durch die genaue Abformung haben diese Replikate alle die gleichen "Rißbildungen", die beim Original vorhanden sind. Sie haben aber auch alle die gleichen Fehler in der Oberfläche, entstanden bei der Abformung. Selbst für den Laien ist aber dieses Beispielexemplar deutlich als Replik zu erkennen.
Im ersten Bild erkennt man die Kunststoff - Kompasskapsel mit der herstellungsbedingten seitlichen Riffelung und dem fehlenden Messing - Abschlußring. Weiterhin sieht man die moderne Steinlagerung der schlampig ausgeführten Magnetnadel, die es im 17. Jahrhundert natürlich noch nicht gab.
Auf dem zweiten Bild ist zu erkennen das der beim Original aus Messing gegossene Himmelsrichtungspfeil hier bei der Replik aus vergoldetem Zinn besteht.
Leider ist damit zu rechnen das diese Replikate weiterhin durch das entsprechende Anbieten zu Fälschungen gemacht werden - und der so über den Tisch gezogene frustriert sein vielleicht gerade erst entdeckte Hobby frustriert aufgibt.
Aus diesem Grunde gelangen von mir erkannte Fälschungen aus meinem Spezialgebiet, den Astronomischen Instrumenten sofort zur Anzeige.
Die Anhänger dieser Instrumente werden ohnehin immer weniger und frisch Interessierte müssen nicht durch solche verbrecherischen Praktiken auch noch vergrault werden.
Zitat von VictorIch wusste gar nicht, das sogar solche Instrumente gefälscht werden...
Nachgebaut...ist ja klar, aber fälschen? Immer blöder wird die Welt und immer mehr kaumen dieses Zeug dann auch
Da diese Instrumente immer schon erkleckliche Preise erzielt haben ( die Karner Uhr hat im vorigen Jahr in einer Auktion in Paris für 12000 Euro den Besitzer gewechselt ), ist natürlich je nach Arbeitsaufwand für eine Fälschung auch die Gewinnspanne dementsprechend.
Zitat von PhilclockAlso Rolf, vielen Dank für den tollen Beitrag!
Da hatte ich auch keine Ahnung von dem Ausmaß.
Danke für dein Lob Phil. Vielleicht könnt ihr für Räderuhren in der entsprechenden Kategorie ähnliche Beispiele einstellen. Es bedeutet ja definitiv Geld sparen wenn man über solche Praktiken informiert ist. Ich werde das hier bei Gelegenheit fortsetzen.
Gerade war ein Beitrag im TV wo eine Karner Sonnenuhr geprüft und geschätzt wurde. Sie war echt und hatte noch zusätzlich in einem Seitenfach ein Fähnchen zum Aufstecken als Windrichtungsanzeiger. Die Uhr wurde auf USD 7.000,-- geschätzt. Die Uhr ist in Las Vegas zu haben.
Siverl ------------------------------ Frau muss ihrer Zeit stets voraus sein
Zitat von SiverlGerade war ein Beitrag im TV wo eine Karner Sonnenuhr geprüft und geschätzt wurde. Sie war echt und hatte noch zusätzlich in einem Seitenfach ein Fähnchen zum Aufstecken als Windrichtungsanzeiger. Die Uhr wurde auf USD 7.000,-- geschätzt. Die Uhr ist in Las Vegas zu haben.
Schade, den Beitrag hätte ich auch gerne gesehen. Eine Karner Uhr mit Windfähnchen ist mir bis dato unbekannt, wird auch nicht in der einschlägigen Literatur erwähnt. Diese Windfähnchen sind eher bei Messingsonnenuhren von Trechsler bekannt, aber Instrumente die nie in Museen aufgetaucht sind soll es ja immer noch geben und sind dann natürlich selten dokumentiert.
Die Familie Karner hat übrigens eine ganze Reihe von Kompassmachern hervorgebracht die Elfenbein - Sonnenuhren hergestellt haben.
Hm, schau mal was passierte als ich den Link anklickte:
Ich glaube da laß ich lieber die Finger von.
Gast
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Ist doch nicht dein Fehler. Hast es doch nur gut gemeint. Ich hab mal über den Spiele - Labtop von meiner Dagmar reingeschaut, ich kann da eh nichts sehen weil ich keine TV - Karte eingebaut habe. Ich dachte es wäre vielleicht eine Aufzeichnung der Sendung gewesen. Irgendwie werde ich aber übers Net schon an den Kern der Geschichte kommen.
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08.10.2011 18:22 (zuletzt bearbeitet: 08.10.2011 19:12)
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