Rein uhrenschraubertechnisch war das Jahr 2015 für mich ja ziemlich mau. Eine zeitlang konnte ich meinen rechten Arm nicht benutzen - schlechte Voraussetzungen zum Basteln. Seit einigen Wochen geht's wieder, bis auf den weiter tauben Zeigefinger ist alles gut. Vor kurzem hat hier ein netter Forumskollege einige Wand- und Kaminuhren zum Basteln angeboten, wozu selbst er nicht gekommen ist und wohl auch absehbar nicht mehr kommen würde. Für günstig Geld habe ich auch eine kleine Wanduhr, H/B/T ca. 50x30x12 cm, gekauft. Kurz vor Weihnachten war sie da:
Rein äußerlich hätte ich es für ein Art-Deco/Neue-Sachlichkeitsstück geschätzt, aber abgesehen von dem "31-Days" auf dem Zifferblatt überraschte mich auf der Rückseite des Holzgehäuses ein Aufkleber mit der englischen Mitteilung über die durchgeführte Qualitätskontrolle. Die Uhr ging nicht, Gott sei Dank, so daß keinerlei Hindernis mehr bestand, die geruhsame Zeit zu nutzen. Unter dem Zifferblatt verbarg sich ein rel. kleines Werk, die Schlagsteuerung erfolgt mittels Rechen. Herkunft: Korea!
Soweit so gut. Prinzipiell funktioniert das Werk - natürlich - wie die mir einigermaßen geläufigen Brüder und Schwestern von FHS. Aber es hat pfiffige Detaillösungen, die mich überraschten. Statt des exentrischen Schöpfers fand sich beispielsweise ein sternförmiger Schöpfer mit 3 Stiften. Die Gongsteuerung für 2 Hämmer erfolgte über einen Hebel. Die Schwerkraft wurde beim Einfallhebel und Rechen mit kleinen Federn unterstützt (bei denen ich Heidenangst hatte, daß sie sich bem Werkeln im hohen Bogen davon manchen - na, ihr kennt das). Also das Ganze demontiert, wobei mir eigentlich nur die offenen Aufzugsfedern Sorgen bereiteten, denn sowas hatte ich noch nie vor mir. Aber ein Ratschlag hier aus dem Forum half weiter (Sicherung mit Kabelbinder). Danach kurze Reinigung (aber eigentlich nur pro forma, was das Werk wirklich brauchte, war Schmierung), Montage (die war für mich schwierig, weil alles sehr eng - hat ein paar Stunden und ein paar Anläufe gekostet). Uhr aufgehängt, Pendel dran, angestubst, fertig. Heute Nacht ging und schlug die Uhr, beim Stundenschlag allerdings nicht zuverlässig. Da muß ich nochmal ran.
Die Uhr ist Nummer 6 der schlagenden/rufenden Zeitmesser im Wohnbereich. Perfekt. Heute habe ich mir das Gehäuse vorgenommen. Bei der Gelegenheit kam mir der Gedanke, wie die Uhr wohl ohne das schlichte Zifferblatt aussehen würde. Technisch kein Problem, denn die Zeiger sind beide fest mit dem Werk verbunden. Ich habe das mal ausprobiert:
Normalerweise sind diese spannenden Teile ja vollkommen verdeckt. Zugegeben, das Ablesen der Zeit geht nicht so schnell, weil alles etwas unübersichtlich ist, aber das ist bei meinem Uhrenaufkommen nicht wichtig: Ohne Quarz-, Armband- und Taschenuhren ticken bei mir zu Hause weit mehr als 10 Tisch- und Wanduhren vor ich hin. Also, Zeit habe ich genug .
Na, ich laß das mal eine zeitlang so. Wenns nicht mehr gefällt, dann ist der Urzustand in 10 Minuten wieder hergestellt.
Ich freue mich aus 1000 Gründen über meine Neuanschaffung (s.o.). Das Gehäuse lasse ich so, es ist allein mit Wachspolitur wieder in einen schönen Zustand gebracht worden. In der kommenden Woche besuche ich meinen Hausglaser: Er wird die etwas zerkratzte Scheibe ersetzen.
Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß, trotz der im Übermut gemachten Blitzlichtfotos . Danke fürs Reinschnuppern!
eine interessante Uhr. Grundsätzlich bin ich auch ein Fan davon, Technik zu zeigen. Auch, dass hier das Werk rund ist, sieht ganz gut aus. Da würde es sich eventuell anbieten, die Ziffern (vielleicht in weiß) auf der Rückseite der Glasscheibe anzubringen, das sähe bestimmt gut aus. Ist nur so eine Idee.
Chinesisches, oder in dem Fall Koreanisches Werk mit 30 Tagen Gangreserve . An den Federn wäre ich beim ersten Werk fast verzweifelt! Ansonst eher gemäßigte Qualität. Wenn du Teile brauchst, ich habe 2 Werke herumliegen...
Lieb von Dir, aber sie funktioniert. Beim Schlagen fällt der Rechen nicht immer in die richtige Position, so daß meist auch zur vollen Stunde nur 1 Gong ertönt. Größte Sorge bereitete mir auch die Pendelfeder. 1 Blättchen ... Aber es ging gut. Und total fummelig ist das mit diesen Flatterzeigern. Da lob ich mir die guten deutschen mit ihren exakt sitzenden Vierkantfuttern ...
Freut mich doppelt, erstens, dass die Uhr jemand freut und zweitens, dass es hier so einen netten Bericht darüber gibt.
Es sind übrigens noch einige andere Uhren übrig aus meinem Anebot, nur die 2, die 5 und die 6 sind weg. Ich bin froh um jede die weg kommt, ich mache damit eh nix mehr.
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30.12.2015 22:50 (zuletzt bearbeitet: 30.12.2015 23:17)
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. Danke fürs Reinschnuppern!
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