Ich habe wiedereinmal eine sehr antike Uhr restauriert und als sie bald fertig war...
Ja, ich erzähle mal die Geschichte ganz von vorn.
Meine lieben Freunde in Kastellatz; Gasthaus und Hotel zu Prämajur im Vinschgau/Südtirol Italien (info@kastellatz.it) die soeben das ganze Haus von Grund auf völlig umgebaut haben, hatten im Keller eine sehr alte Pendule von Junghans mit Federaufzug vorgefunden, die seit gut über 40 Jahren nicht mehr gelaufen ist. Mein Freund Hubert bat mich, diese Uhr mal näher anzuschauen. Nun, die Uhr sah wirklich schlimm aus; alles was Messing war ist schwarz und alles metallige rostig. Ich musste zuerst das ganze Werk in ein Bad legen, damit ich überhaupt die Schrauben lösen konnte. Dann wurde das ganze Werk demontiert und Ultraschall gereinigt anschl. in einer speziellen Lösung eingelegt (alkalisches Reinigungskonzentrat mit Ammoniak) damit das Messing wieder zum alten Glanz kommt. Dann alle Zapfen Arrondieren (rollieren) sowie zT. in Platine neue Lager einpressen. Das Uhrwerk wurde dann wieder montiert und justiert und es machte großen Spaß, den "vorher - nachher Effekt" anzuschauen und wie genau das Werk wieder funktionierte... Die Uhr lief bereits seit gut drei Tagen einwandfrei, in der Zwischenzeit habe ich mich dem Gehäuse angenommen, den Holzkasten bis auf Grund geschliffen, gezäpft, verleimt, neu grundiert und mit einer Lasur versehen. Das Glas musste auch ersetzt werden da es gesprungen war. Das Uhrwerk in das Gehäuse eingebaut und ich war so richtig happy als ich das Resultat sah; einfach wunderschön! Dann geschah was unglaubliches! In der Nacht auf das Wochenende hörte ich aus dem Atelier einen heftigen Knall; zuerst bin ich erschrocken und habe sofort Nachschau gehalten. Ich hörte das vertrauliche Tick-tack nicht mehr und der Pendel war am auslaufen! In dem Moment hatte ich einen schlimmen Verdacht, das die Feder gebrochen ist und dies bestätigte sich als ich mit dem Aufzugschlüssel ins leere drehte! Gut, das kann vorkommen, tröstete ich mich; sagen wir mal Material schwäche. So habe ich das ganze gleich wieder demontiert und dann kam die große und eigentliche Überraschung: Die Feder ist nicht wie gewöhnlich zu Bruch gegangen, nein sie ist buchstäblich "explodiert" dh. in unzähligen Stücken! Noch nicht genug; im zweiten Federhaus war ebenso die Feder genau in der Mitte gebrochen. Also die Federn sind beide gleichzeitig zu Bruch gegangen!!! So etwas habe ich noch nie erlebt und die Überraschung war dementsprechend groß. Da wurde sprichwörtlich schlagartig eine große Kraft freigesetzt die nicht nur das Uhrwerk selbst beschädigt hat (Beisatztrieb) sondern auch dem Messing-Zahnkranz auf dem Federhaus gleich zwei Zähne ausgeschlagen hat! Im Nachhinein könnte ich mir vorstellen, dass das Tauchbad in dem ich das ganze Uhrwerk anfangs eingelegt hatte, den Federn schaden konnte. Nun ist das Werk zerstört worden und ich habe wiedereinmal dazugelernt. Dank unserem Wolfgang, der mir so ein Ersatz-Federhaus besorgen konnte, war dann das Uhrwerk bald wieder repariert. Heute steht (hängt) die Uhr im Speisesaal und ist ein absoluter Blickfang, der viel Freude bereitet.

LG Giacumin

Hallo,
das kenne ich und Ursache ist eindeutig das US Bad.

Ich weiß, jetzt beginnt wieder die alte Diskussion das schon so viele Male nix passiert ist.
Jedoch ist gleiches mir nie bei Reinigung ohne US passiert, allerdings mit US genau so.

Hey Fritz, danke für Deine Wortmeldung.
Ultraschall wurde erst nachträglich gemacht, als ich das Werk bereits demontiert hatte, dh. die Federn wurden nicht im Ultraschal gereinigt. Hingegen vermute ich, haben die im Reinigungskonzentrat gelitten.

LG Giacumin

Schöne Bericht , vielen Dank Giacumin Bass (Windfang)

Zitat von Fritz im Beitrag #2

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Hallo,
das kenne ich und Ursache ist eindeutig das US Bad.

Ich weiß, jetzt beginnt wieder die alte Diskussion das schon so viele Male nix passiert ist.
Jedoch ist gleiches mir nie bei Reinigung ohne US passiert, allerdings mit US genau so.

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Hallo Giacumin Bass (Windfang),

von solchen Federbrüchen habe ich schon oft gelesen, gehört und auch gesehen.
Das US-Bad (Schwingungen) ist nur eine Ursache. Angegeben werden auch: Mikrokorrision (entlang der Korngrenzen bei Stahl; Lagerbedingungen); Temperatur zu tief (einmalig reicht, dabei soll sich das Material verändern) und klemmen durch fehlende Schmierung.

Trotzdem schön, dass du die Uhr wieder zum Leben erweckt hast. Danke für´s Zeigen.

Gruß,
derTeichfloh

So ein Uhrmacher in der Val Müstair...
Der hat es manchmal schrecklich schwer.
Dunkel wird oft sein Gemüt, wenn er seine Arbeit sieht.
Was sind das oft für Leute, die ihn mit Uhren bedrängen.
Immer wieder sei's geklagt, wenn mal eine Uhr versagt;
warum müssen diese Leute die Uhr erst immer manipulieren
und probieren, wenn möglich noch mit Maschinenoel zu
schmieren und alles zu verbiegen.
Wenn dies nichts fruchtet,
wird mit groben Werkzeug gewuchtet.
Ganz zuletzt kommt dann noch so ein Schlauer
mit dem Hammer und der gibt dann der Uhr den Rest,
was der vorher übrig lässt.
Kurz und gut, nachdem diese Leute von Uhren nichts versteh'n
und gemurxt haben bis das Werk zerkracht,
wird die Uhr dann zum Fachmann gebracht.
Dieser hat dann das "Vergnügen", alles wieder g'rad
zu biegen und zu richten in unzähligen Stunden.
Tickt die Uhr dann wieder richtig
heißt es dann hinterher dass alles viel zu teuer wär!

LG Giacumin

Beide Federn sind gleichzeitig defekt geworden? Das glaube ich nicht. Eine muß den Anfang gemacht haben.

Zu Federdefekten habe ich diesen informativen Link gefunden: http://www.drahtmagazin.de/draht-fachart...chaeden_634_de/

Nun was lernen wir aus dem Bericht vom Windfang? Er hat mindestens drei Fehler gemacht.

1.
2.
3.

Welche?

Ich versuche meine Fehler zu beantworten:

1. Das Tauchbad im Ammoniak
2. Nicht auf Haarrisse geprüft
3. Nach so langer Zeit sollte man die Federn ersetzen.
(Schätze die Uhr stammt so um 1920)

LG Giacumin

Hallo Giacumin Bass (Windfang),
Die mögliche Erklärung für das ungewöhnliche Phänomen
http://www.zeit.de/2005/34/N-Spaghetti-Physik

Danke Alexander: eigentlich habe ich es gewusst!!!

LG Giacumin

Ammoniak ist seit Jahrzehnten Bestandteil zahlreicher Uhrenreinigungsmittel.
Da sollten uns eigentlich die Federn nur so um die Ohren fliegen.

Ich glaube auch nicht das Ammoniak was damit zu tun hat geschweige denn Federstahl angreift.

lg Christian

ist ja nur ein Phänomen - unglückliche Reihenfolge der möglichen Ereignissen .