Nachdem ich schon einige Jahre sehr interessiert hier mitlese, dachte ich, es wäre an der Zeit, mich auch mal selbst am Forum zu beteiligen...
Kurz zu mir: Schon seit meiner Kindheit von mechanischen Uhren begeistert, habe ich vor knapp zwei Jahren damit begonnen, "mein Hobby zum Beruf" zu machen, und eine Ausbildung zum Uhrmacher aufgenommen... Eine Entscheidung, die ich bis heute keine einzige Sekunde lang bereue!
Ich freue mich schon auf die eine oder andere interessante fachliche Diskussion hier mit euch!
Liebe Grüße, Matthias
Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen. - Igor Strawinski
@Teichfloh: sowohl als auch, allerdings mit verstärktem Fokus auf die Kleinuhrtechnik... (Wir fangen im 1. Lehrjahr mit dem Umbau eines Hermle-Pendeluhrwerkes zum Kennenlernen der grundlegenden Metall-Bearbeitungstechniken und der generellen Funktionsweise von mechanischen Uhrwerken an, arbeiten uns dann über die Anfertigung von Aufzugs- und Unruhwellen zu den Kleinuhren vor, wo es dann weitergeht mit Arbeiten am Räderwerk, Einstellen der (Schweizer Anker-)Hemmung, Ersetzen einer Unruhwelle und Abzählen einer Flachspirale [alles an ETA 6497-1/6498-1, jeweils als komplette Uhr, d.h. inklusive Ein-/Ausschalen], dem Kennenlernen weiterer Kaliber (Automatik, Datums-/Wochentagsschaltung, Damenuhr-Kaliber, Chronographen, ...), Quarzuhrtechnik, div. Schlagwerke in Großuhren, serielle Reparatur, usw.)
Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen. - Igor Strawinski
Vielen Dank euch allen für euer herzliches Willkommen!
@praezis: letzteres, also an der N. G. Hayek Watchmaking School Pforzheim; der Berufsschulunterricht findet aber an der Goldschmiede- und Uhrmacherschule Pforzheim statt
Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen. - Igor Strawinski
auf Wunsch von Michael (Mahlekolben; Was machst du gerade? (274)) mache ich hier mal gerne weiter [im geschützten Bereich auch deshalb, weil meine Beiträge nur meine private Meinung / Erfahrung / Gedanken widerspiegeln und ich keinesfalls den Eindruck erwecken möchte, für meinen Ausbildungsbetrieb - die SWATCH GROUP (Deutschland) GmbH öffentlich zu sprechen]:
Wie im oben genannten Ausgangsthread geschrieben habe ich heute die Mitteilung erhalten, dass ich die Abschlussprüfung zum WOSTEP-3000h-Programm erfolgreich absolviert habe - die praktische Abschlussprüfung der IHK steht allerdings noch aus, noch darf ich mich also in Deutschland nicht mit ruhigem Gewissen "Uhrmacher" nennen Das schöne an der WOSTEP-Prüfung ist, dass sie international unter vergleichbaren Bedingungen unter der Leitung von Vertretern der WOSTEP-Stiftung durchgeführt und von diesen zusammen mit Experten aus der Industrie ausgewertet wird - entsprechend hat das Zertifikat mittlerweile international auch einiges Gewicht und man findet vor allem im englischsprachigen Raum oft Stellenanzeigen, wo explizit nach diesem verlangt wird...
Die Prüfung selbst umfasste u.a. einen schriftlichen Theorie-Teil rund um die Geschichte der Zeitmessung, Mathematik, Gangregler, Chronographen, Elektrische & mechanische Uhren; außerdem einen praktischen Teil, in dem es drei Watchheads (das heißt Uhren im Gehäuse mit ZB / Zeiger, aber ohne Bänder), in meinem Fall nämlich eine Automatikuhr mit ETA2824-2, eine Quarzuhr mit ETA955.112 (jeweils mit Datum) und einen Chronographen mit Omega1861-Kaliber innerhalb von 16h zu revidieren galt. Die auszuführenden Arbeiten waren dabei äußerst vielfältig, u.a.: Bei allen drei Uhren: - Diagnose (Eingangskontrolle hinsichtlich äußerer Beschädigungen, ...) - Ausschalen - vollständige Demontage, Reinigung, erneute Montage & Schmierung - Setzen von ZB / Zeiger / einschalen (Unter Einhaltung vorgegebener Toleranzen bzgl. Datumssprung, Zeigerausrichtung, Sauberkeit, ...)
Chronograph / Automatik: - Einstellung von Höhenspielen und Eingriffen (insbesondere Hemmung und Chronographen-Mechanismus) - Einstellen der Schweizer Ankerhemmung mit Verlacken der Paletten, Richten des Sicherheitsmessers, ... - Flach- und Zentrischrichten der Unruhspirale - Flachrichten des Räderwerkes - Einregulieren & - Durchführen entsprechender Gangmessungen unter Einhaltung vorgegebener Toleranzen (0h / 24h ggf. mit / ohne Chrono)
spezifisch am Chronographen: - Anpassungsarbeiten am Herzhebel (Polieren der Nullstellfächen und Anpassen für die Nullstellung des Minutenzählers) - Einstellen der Friktion des Chronozentrumsrades - Einstellen der Eingriffe Mitnehmerrad - Kupplungsrad, Kupplungsrad-Chronozentrumsrad über die entsprechenden Exzenter - Einstellen der Sicherheitsfunktion des Stundenstopp- bzw. Nullstellhebels - Einstellen des Minutenzählersprunges - Einstellen der Minutenzählradraste - ...
Das WOSTEP-3000h-Programm (http://www.wostep.ch/data/files/Full%20training%20course.pdf) ist ein integraler Bestandteil der Ausbildung an der N. G. Hayek Watchmaking School in Pforzheim, d.h. das Ausbildungsprogramm richtet sich neben den Inhalten der IHK auch nach den Inhalten von WOSTEP, die ingesamt etwa einen Umfang von ca. 3000h umfassen und von der Anfertigung von Aufzugs- und Unruhwellen mit dem Einstellen von Höhenspielen, Flachrichten von Rädern, Einstellen der Schweizer Ankerhemmung und Verlacken der Paletten, Abzählen von Flachspiralen bishin zu Arbeiten an div. Automatik- und Quarz-Kalibern sowie Chronographen und der Anfertigung einer eigenen Schuluhr ("W01" auf Basis ETA6498-1, aber mit eigenem Platinensatz, eigener Unruh- /Aufzugswelle, ...) zur Einreichung für die Chronometerprüfung der COSC reichen: http://www.nghayekwatchmakingschool.org/...nformation.aspx
Falls ihr noch Fragen haben solltet, meldet euch gerne bei mir!
Bei weiterem Interesse: anlässlich des 50-jährigen Jubiläums findet am 9. September auch ein "Tag der offenen Tür" in Neuchâtel/Neuenburg statt: http://www.wostep.ch/index.php?id=1&lang=en
Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen. - Igor Strawinski
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06.04.2015 18:04
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aus Wien!
- die praktische Abschlussprüfung der IHK steht allerdings noch aus, noch darf ich mich also in Deutschland nicht mit ruhigem Gewissen "Uhrmacher" nennen 
