Hallo! Bin frischgebackener Besitzer einer Siemens Hauptuhr mit Sekundenpendel. Ich habe die Anleitung für Montage und Inbetriebnahme sowie ein Heft mit Abbildungen und Legende. Es ist lt. Gehäuse eine HU 20, sieht aus wie eine HU 48.
Sie funktioniert, aber ich glaube nicht, daß das alles so beabsichtigt ist:
1. Der Pendelkontakt treibt bei jeder Pendelschwingung den Aufzugsmagneten an,weil Vorlauf- und Nachlaufkontakt überbrückt sind und die Zuleitung zum Magneten daher nur noch vom Pendelkontakt beeinflusst wird. Das halte ich für entweder falsch angelötet nach "Reparaturversuch" oder irgendwann "umgebastelt", warum auch immer.
Update: habe jetzt den Kontakt so umgelötet, wie ich den Schaltplan verstehe. Jetzt wird nur noch zweimal pro Minute ausgelöst, das scheint mir Logischer. Die Amplitude ist gesunken, von 130 Bogenminuten auf ca 75 in einer Stunde. Wenn das so bleibt, reicht es ja aus für den Betrieb….
2. wenn die Uhr ganz aufgezogen ist und am Strom hängt, beträgt die Pendelamplitute ca 130 Bogenminuten. Wenn ich den Stecker rausziehe, wird das Pendel nicht mehr ausreichend angetrieben und nach ca 20 min reicht die Amplitude nicht mehr für die Betätigung der Hemmung aus, weil sie unter 60 Bogenmin sinkt. Ich würde ja verstehen, wenn die Amplitude generell nicht erreicht wird (Werk verdreckt oder so), aber warum hat der Antrieb mehr Kraft, wenn er am oberen Anschlag aufgezogen ist? Jemand hat in das Gehäuse neben das Uhrwerk einen Trafo und einen Brückengleichrichter gebaut und an den 60V- Gleichstromanschluß geschlossen. Vielleicht wirkt sich das Magnetfeld des Trafos aus?
3. wenn die Uhr (alle 20 min Pendel wieder per Hand antreiben) von Gewicht angetrieben wird, spult sich die Seiltrommel nur eine Umdrehung ab, dann stößt die Nase auf dem Zahnrad auf der Seiltrommel von unten an den Nachlaufsteuerhebel und blockiert die Seiltrommel. Müßte das nicht vorbeilaufen? Sonst hat die Uhr ja statt einigen Stunden, was wegen des Platzes für das Gewicht ja möglich wäre, nur eine Notlaufdauer von einer Stunde.
Wenn die Uhr ganz aufgezogen ist kommt eine Feder ins Spiel welche unten am Werk den Anschlag der Trommel abfedert. Und zusätzlich Kraft liefert, ist aber nicht so gedacht. Vermutl. wurde der Aufzug umgebaut weil die Kraft nicht ausgereicht hat.
Magnetfeld vom Trafo ist völlig egal.
Die Aufzugstrommel ist nicht richtig montiert. Wenn alles passt dann wickelt sich das Seil fast komplett ab.
Viel Spass mit der Uhr,
Beste Grüsse, Karl (Schöne Uhr - hätt ich auch gern....)
Zitat von scharlie_de im Beitrag #2als allererstes bitte komplett zerlegen, reinigen, richtig ölen, richtig zusammenbauen, justieren und dann weitersehen....
So sieht das hier auch aus, nur sind die unbeweglichen "Gegenparts" der Vor- und Nachlaufsteuerung etwas verbogen.
ZitatWenn die Uhr ganz aufgezogen ist kommt eine Feder ins Spiel welche unten am Werk den Anschlag der Trommel abfedert. Und zusätzlich Kraft liefert, ist aber nicht so gedacht. Vermutl. wurde der Aufzug umgebaut weil die Kraft nicht ausgereicht hat.
Dann hätte man doch einfach mehr Gewicht anhängen können...
ZitatDie Aufzugstrommel ist nicht richtig montiert. Wenn alles passt dann wickelt sich das Seil fast komplett ab.
Ja, seltsam. In der Zusammenbauanleitung steht: "Aufzugstrommel so positionieren, daß die Nase des Anschlags von unten an die Nachlaufsteuerung stößt, dann aufziehen mit dem Magnet-Sperrklinke, bis die Nase der Trommel von oben an die Nachlaufsteuerung stößt." Und genau das passiert auch beim elektrischen Aufzug. Aber beim mechanischen Ablauf stößt die Nase - was sie ja auch soll - nach einer Umdrehung von unten an den Hebel der Nachlaufsteuerung. Von der Funktion her müsste ja eigentlich Nase oder Nachlauf-Hebel ausweichen, damit sich das Seil weiter abwickeln kann.
ZitatViel Spass mit der Uhr, Beste Grüsse, Karl (Schöne Uhr - hätt ich auch gern....)
die Aufzugstrommel ist selbst eine Fehlerquelle: Wenn ihr Planetengetriebe schwergängig ist, kommt es zu dem beschriebenen Antriebsmangel bei Netzspannungsausfall.
Zur Nachlaufschaltung: Ich nehme an, die Nachlaufnase ist an einem Zahnrad der Trommel montiert. Die Nase vor dem manuellen Aufzug unterhalb des Kontakthebels zu positionieren, stimmt prinzipiell, aber sie muss noch am Hebel vorbei können! Wenn das Gewicht ganz oben ist, darf die Nase erstmalig so weit vorstehen, dass sie von oben den Kontakt für den Nachlauf öffnet. Beim Ablauf ohne Spannung verschwindet sie in der Seiltrommel, so dass sie am Kontakthebel vorbei geht.
die Aufzugstrommel ist selbst eine Fehlerquelle: Wenn ihr Planetengetriebe schwergängig ist, kommt es zu dem beschriebenen Antriebsmangel bei Netzspannungsausfall.
Zur Nachlaufschaltung: Ich nehme an, die Nachlaufnase ist an einem Zahnrad der Trommel montiert. Die Nase vor dem manuellen Aufzug unterhalb des Kontakthebels zu positionieren, stimmt prinzipiell, aber sie muss noch am Hebel vorbei können! Wenn das Gewicht ganz oben ist, darf die Nase erstmalig so weit vorstehen, dass sie von oben den Kontakt für den Nachlauf öffnet. Beim Ablauf ohne Spannung verschwindet sie in der Seiltrommel, so dass sie am Kontakthebel vorbei geht.
Schau mal in diesen Thread: Siemens Hauptuhr, was damit tun? Es gibt auch noch einige andere Threads. Einer beschäftigt sich mit dem Umbau der Trommel und Lagerung der Planetenräder. Es lohnt bei deinem Problem das Forum genau zu durchforsten.
Diese Trommel mit Planetengetriebe ist technisch nicht leicht zu durchschauen. Leicht kann der Vorbesitzer die Räder falsch zusammengesteckt haben und dann stimmt die ganze Funktion nicht mehr. Die Betätigungsnase schwenkt, wenn alles ok ist, mit jeder Trommelumdrehung an einer anderen Stelle rein und raus. Das macht sie so clever, dass nur bei Gewicht ganz oben der Unterbrecher-Kontakt des Aufzuges und ganz unten der mechanische Anschlag betätigt wird. In allen anderen Stellungen läuft die Nase ins Leere.
Das Werk sieht dreckig aus. Um eine Überholung wirst du nicht rumkommen. Mit vielen Fotos und systematischem Vorgehen ist das aber relativ leicht.
Aber: Prüfe die Trommel vorher. Wenn sie richtig zusammengebaut ist, markiere alle Teile ganz genau. Es kommt auf jeden einzelnen Zahn an. Mach Fotos!
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Noch ein Tipp zur Position der Nase an der Seiltrommel: Vor der Demontage des Antriebsgewichts wird normalerweise eine mitgelieferte Klemmfeder über die Seiltrommel geschoben. Sie sie besteht aus zwei halbkreisförmigen Blechen, die so breit sind wie die Trommel. Diese Bleche sind federnd verbunden und verhindern, dass die Saite von der Trommel rutscht. Ist das nämlich passiert, stimmt natürlich nicht mehr die Zuordnung Nase-Gewichtshöhe. Man könnte die Trommel so weit drehen, bis die Nase die Nachlauf-aus-Position erreicht hat und dann die Saite so oft durchstecken, bis die obere Gewichtsposition etwa stimmt.
Vielen Dank allen, die mir geholfen haben und mich auf das richtige Gleis gesetzt haben.
Stand: -Verbogene Kontakte des Vorbereitungs- und Nachlaufkontaktes gerichtet -Seiltrommel korrekt justiert. Wenn man weiß, wie es funktionieren soll und mit dem Tip, den Sprengring abzuziehen und das Nachlaufsteuerblech vorzuziehen, war es ziemlich einfach --oberen Werkteil mit Ankerrad sowie Anker im Ultraschallbad gereinigt (mehr passte nicht rein)und Anker neu justiert -Die Baugruppe mit den Kontakten neu justiert.
-Die Amplitude ohne elektrischen Aufzug beträgt jetzt etwa 65 Bogenmin, die Hemmung funktioniert jetzt schon bei 52, das reicht also. -unter elektrischem Aufzug beträgt die Amplitude 85 Bogenmin…?? -Die Aufzugsreserve sollte jetzt tatsächlich mehrere Stunden betragen, wie vorgesehen. -Der Aufzugsmechanismus ist deutlich leichtgängiger. Dafür brennt die Trafo- und die uhreigene Sicherung mit den Messerkontakten vor Euphorie immer mal durch, wenn die Kontakte prellen oder sonst was unvorhergesehenes passiert. -Die Feder des Vorlaufmechanismus hat vielleicht durch das Ultraschallbad gelitten - sie ist jetzt etwas zu schwach. Damit gibt es nicht mehr eine Auslösung bei 59 sek und eine bei 35 sek, sondern zwei bei etwa 20 sek.
Gelernt: -so schwer ist das nicht mit Dokumentation und etwas Anleitung -die ganze Elektrik und die Aufzugsmechanik ist mit vier Schrauben abzunehmen: das sollte doch einfach umzubauen zu sein, zwei Mikroschalter über und unter dem Nachlaufsteuerungshebel, dahinter ein Relais in Selbsthalteschaltung und dann ein Getriebemotor auf die Aufzugswelle - fertig ist die präzise leise Uhr mit einmal etwas Geräusch alle 9-12 (?) Stunden.
Erstmal hoffe ich jetzt, daß sie durchläuft, dann schaue ich mal, wie der Gang ist - doll wird es nicht werden, an ihrem Standort werden im Sommer Tagesschwankungen von 12-15 Grad auftreten…
Zitat von mikromeister im Beitrag #9Zerlegen ist für eine Reinigung keine Schande. sonst bekommst du die Lager auch nicht richtig sauber.
Wie sieht es mit dem Ölen aus?
Geölt nach Schmierplan mit Nähmaschinenöl. Natürlich ist die Uhr so noch nicht in Ordnung. Aber sie läuft und ich habe ein paar ganz praktische Dinge gelernt. Und - ich war sicher, daß ich sie wieder zusammenbekomme, immerhin war der Anker raus. Wenn sie so läuft und ich mich entschließe, den Antrieb umzubauen, dann kann ich ja nochmal drüber nachdenken.
Nähmaschinenöl ist fast sicher zu zäh für die Hemmmung. Das Alterungsverhalten ist auch nicht sehr gut, aber wahrscheinlich macht man nichts kaputt damit.
Ja, ich habe den Aufzug umgebaut und es gibt auch noch mindestens einen anderen Thread für den Umbau. Mein Umbau ist nicht ideal, wenn man nicht zufällig so einen (sehr teuren) Motor rumliegen hat.
Mikroschalter gibt es bei mir nicht. Ich habe die originalen Kontakte und eine Zeitschaltung dafür verwendet. Bitte alle Threads eingehend studieren. Da steht fast alles.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
gleichwertig und sinnvoll? Einen Ölgeber brauche ich noch, habe ich gestern schon gemerkt und kleine Schraubendreher dafür genommen. Noch habe ich Baumarkt"Uhrmacher"Schraubendreher, die sind aber Mist. Sind die hier sinnvoll?
Ihr könnt mir natürlich nicht die Uhrmacherei in einem Satz beibringen, dafür lernt und übt man das ja Jahre, aber:
angenommen es ist nichts kaputt, gibt es dann außer -Zerlegen -In Ultraschallbad in Spüliwasser, dann in Spiritus oder Reinigungsbenzin mit Nähmaschinenöl wag. des Preises, dann in der offenen Herdtür bei ca 40° trocknen, -dann sparsam(er) Ölen noch was, womit ich rechnen MUSS? Ich kann keine Zapfen polieren oder irgendwas richten oder so etwas. Sonst einfach wieder zusammenschrauben, oder? Das Planetenradgetriebe der Seiltrommel werde ich sicher nicht zerlegen.
Kann man an Zahnrädern, Anker oder Ankerrad etwas kaputtmachen, indem man sie zu lange (20min) im Ultraschallbad lässt? Wie ist das bei dünnen Federn?
Ultraschall mit Spülmittel oder Benzin sind für diese relativ groben Teile ausreichend. Danach mit leicht geöltem Lappen und Putzholz putzen. Wellen säubern, du wirst dich wundern was da eingetrockneter schwarzer Dreck dran hängt
Ein US-Bad kann alles zerstören, wenn es genügend stark ist und lange einwirkt. Ich würde aber sagen, mit so einem Brillenputzbad kann man bei deiner Uhr in 5 min. nichts kaputt machen. Länger hilft auch nicht mehr viel.
Für diese Uhr reichen 3 passende kleine normale Schraubendreher. Ein Ölgeber ist für den Anfang auch Luxus. Auch mit einer vorne abgeschliffenen Nadel kann man hier fein genug Ölen.
Eine Hemmung ist NICHT einfach einzustellen. Vorsicht hier. Wenn die Palette auf die Zahnspitze aufsitzt, kann das Hemmungsrad im Eimer sein.
Achtung: Diese Tipps sind nicht Stand der Technik sondern Minimalanforderungen, damit du nicht zwangsläufig das Werk beschädigst.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
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07.05.2014 12:10 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2014 15:26)
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