Seit Tagen beobachte ich bei einem 7-Tage-Federzugwerk eine gewisse Ungenauigkeit. Wenn das Werk voll aufgezogen ist, läuft die Uhr zu schnell; dh. pro Tag fast eine Minute und mit der Zeit schwächt dies ab und nach dem 3.Tag dann normal bis zum Schluss. Ich habe nach längerem Zuwarten und justieren neue Aufzugfedern montiert. Nun das unglaubliche... die Uhr zeigt immer noch den gleichen Fehler! (Das Werk wurde von mir revidiert und die Lager zT.neu ausgebuchst)
Da ist nun guter Rat gefragt...
LG Giacumin
Marke/Stempel auf der Platine"WERNER DEPONIRT" ( mit Pferd Abb.)
Mir ist noch in den Sinn gekommen; wenn die Aufzug-Feder, angenommen von meinem Vorgänger-Uhrmacher falsch konzipiert; also nicht dem Original entsprechend ersetzt wurde, könnte das einen Einfluss auf die Ganggenauigkeit haben?
Übrigens wie berechnet man überhaupt solche Aufzugfedern. Gibt es da eine Formel oder so? Ich habe für Grossuhren nichts dergleichen gefunden. Hatten wir nicht schon einmal diese Frage hier im Forum?
daß ein Federzugwerk bei Vollaufzug vorgeht und bei abgelaufener Feder dann langsamer wird, ist "normal". Und wie du schreibst, würde sich der Vorgang im Laufe der Woche auf ca. 3 Minuten aufsummieren; auch OK.
Wenn du etwas tüfteln willst, kannst du eine etwas schmälere Feder einsetzen (z.B. 18 statt 20mm Breite), denn die Federkraft ändert sich linear mit der Federbreite. Um die Federstärke zu ändern sind moderne Federn oft nicht eng genug gestuft (z.B. 0,28 statt 0,3mm Stärke), denn die Federstärke geht mit der 3. Potenz in die Federkraft ein.
Du kannst auch noch untersuchen ob die beiden Platinen zueinander fest und ohne Spiel verstifftet sind. Ich hatte mal so einen Effekt der dann auf eine lockere Platine zurück zu führen war. Da haben sich bei vollaufzug die Werksplatinen zueinander leicht verschoben.
Ist denn die Hemmung richtig eingestellt? Du redest von "Massivanker". Meinst Du damit Graham oder Rückführenden Ankergang. Bei letzerem wird die Genauigkeit wohl nie besser sein!
Danke, das sind schon mal gute Tipps. Also das ist eine "Grahamhemmung", mit einem Hemmungsrad dessen Zähne senkrecht zum Trieb stehen. Die Ankerklauen mit Krümmung sind justierbar.
Übrigens; kennt jemand das Buch von Hans Jendritzki "Reparatur antiker Pendeluhren". Das wurde mir erst kürzlich empfohlen, da werden die Hemmungen und das Pendel sehr ausführlich beschrieben. Da wird scheinbar auch auf die Frage eingegangen wie man am besten ein Pendel reguliert oder bei vorhandenem Räderwerk die Schlagzahl eines fehlenden Pendels und somit seine Länge errechnen kann. Dieses Problem hatte ich doch auch schon mit zu grossem Pendelausschlag im Gehäuse!
Nun zurück zu meinem Problem. Lieber Kurt, das mit der Feder wäre ein Versuch wert; aber nochmals die Frage: kann man die Federstärke berechnen? (Hingegen hatte ich noch nie eine solche Differenz?)
LG Giacumin
Kennt jemand diesen Stempel?
Gast
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Bevor ich eine Feder austauschen würde - eventuell unnötig und außerdem recht teuer - sollte man mal die Hemmung ansehen. Denn wenn die Paletten nicht auf Ruhe fallen, dann hat die Hemmung Rückführung und die Uhr kann nicht genau laufen. Wenn man schon mal das Buch von Jendritzki hat, und eventuell sogar noch Hermann Brinkmann: Einführung in die Uhrenlehre, dann kann man schon mal lesen, was man an so einer Hemmung alles einstellen kann. Die Hemmradspitzen sollten beidseitig knapp, aber sichtbar auf Ruhe fallen, nicht auf die Hebungsfläche. Das würde ich zu allererst kontrollieren, bevor ich was für so eine Uhr kaufen würde. Die Gefahr besteht nämlich, dass die Feder gar nichts bringt, weil es nur eine Einstellungssache ist.
Demnach könnte es eine Marke von Carl Werner aus Villingen mit Niederlassung in Österreich sein. (Gegründet 1870) Die drei dort abgebildeten Marke passen zu Deiner gezeigten Marke.
Da hast Du absolut recht, das war auch das erste, was ich kontrolliert habe und auch die Hebeflächen gut polliert, sowie der ganze Ablauf, also der Weg den das Ankerrad nach verlassen der Hebefläche bis zum Auftreffen auf der nächsten Hebefläche zurücklegt. (Abfall) Also das muss so gering wie möglich sein. Das habe ich jetzt so für alle nicht Uhrenmechaniker erwähnt, auch soll der Drehpunkt des Ankers in der Tangente des Ankerrades liegen somit erfolgt der Zahndruck genau auf die Achsmitte. damit erreicht man die geringste Reibung.
Und Dir lieber Martin ein herzliches "Dankeschön" für Deine Bemühung... also gibt es diese Firma auch nicht mehr. Es ist schon erstaunlich, wie viele Firmen in den letzten Jahre verschwunden sind!
Ich werde es dennoch nochmals mit der Feder versuchen... ich kann mir schlicht etwas anderes nicht vorstellen? Interessant auch, so wie es mich dünkt, immer i c h solche Probleme haben muss...
Hallo Giacumin Das berechnen einer Zugfeder ist eine sehr komplexe Angelegenheit,welche ich vor nun über 50 Jahren in der Berufsschule hatte. Es gibt sicher einen jüngeren Kollegen der das noch frisch drauf hat. Eine einfache Formel ist folgende im Buch von Rudolf Frei : Uhrenfachkunde
Des weiteren ist darauf zu achten das Zugfedern sich gleichmässig abwickeln können. Auch ist auf denFederkernhaken zuachten dass dieser nicht zu hoch über die Klingendicke der Feder steht, was zu einem Berg im Ablauf der Feder führt,Weiter ist eine Feder die im ausgebauten Zustand Pyramidenförmig auf dem Werktisch liegt, dem gleichmässigen Ablauf abträglich.(Vermehrte Reibung an Federhausboden und Deckel) Zu dickflüssige Schmiermittel führen bei tieferen Temperaturen zu einem Kleben der Federumgänge.
Gruss W.F.
Es gibt keinen Weg der nicht irgendwann Nachhause führt.
Hallo Wolfgang, das mit den "Dimensionen", das wusste ich gar nicht, insofern wieder einmal etwas dazugelernt...herzlichen Dank dafür! Das Buch von Rudolf Frei Uhrenfachkunde würde ich mir gerne besorgen, hast Du da Angaben über den Verlag? Letzte Frage; ist das wirklich normal, dass wenn die Feder voll aufgezogen ist, die Uhr anfangs schneller läuft??? Also ich habe das bis zum heutigen Tag; oder bis jetzt noch nie beobachtet! Ich könnte mir das auch ehrlich nicht erklären. (Oder eben wie Du schreibst, dass die Feder im Federhaus nicht sauber abläuft)
Hallo Giacumin Ja es stimmt das die Uhr schneller läuft. Aus diesem Grund hat man verschiedene Syyteme (z.Bsp.Malteserstellung verbaut) die nur eine bestimmte Anzahl von Federwindungen wirksam werden liessen und den vollaufzug verhinderten. Auch die Verwendung der Schnecke diente zum Ausgleich der Kraft. Die neuen Federn haben da von Haus auf schon ein wesentlich günstigeres Verhalten. Das Buch Fachkunde stammt von 1966 und ist manchmal noch auf Börsen zu finden.
Gruss Wolfgang Fritz
Es gibt keinen Weg der nicht irgendwann Nachhause führt.
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24.04.2013 08:45 (zuletzt bearbeitet: 24.04.2013 08:55)
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