vor kurzem habe ich dieses Forum entdeckt und bin begeistert! Ich möchte mich mit einer kurzen Geschichte, wie ich zum Uhrenlehrling wurde, vorstellen:
Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung im Bereich Elektronik abgeschlossen und dann zunächst etwas ganz anderes Gemacht, nämlich Geisteswissenschaften studiert.
Während meines Studiums hatte ich einen Kollegen, der sich mit alten Uhren beschäftigte. Ich hatte damals, es muß 1989 gewesen sein, in meiner Bude einen alten Aufsatzregulator hängen, der Ihm sehr gefiel. Also bot er mir einen Tausch an: Eine Comtoise Uhr gegen den Regulator. Ok, sagte ich ohne zu wissen auf was ich mich eingelassen hatte!
Nun hatte ich dieses riesige, mich faszinierende Teil in meiner Stube und die ganze Nachbarschaft hatte mit mir "Spaß" an Ihrer Schlagrepetition, denn sie schlug auf eine Glocke, so groß wie eine kleine Melone. Mark und Bein erschütternd klang es eindringlich BIM, BIM, BIM!!! Aber irgendwie störte mich selbst das überhaupt nicht.
Der Aufsatzregulator hing nun einige Wochen bei Helmut, bis es plötzlich beim gemeinsamen Kaffetrinken einen rießigen Rums machte und eine Feder in der Uhr brach. Oh - ha, jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen! Da ich immer schon, familiär belastet (mein Vater und seine Brüder waren technisch sehr bewandert, zwei meiner Onkel Maschinenbauingenieure), einen Fabel für Technik hatte, sagte ich mutig; "Das kriegen wir wieder hin! Als Helmut das Federhaus ausgebaut hatte, da sahen wir die Bescherung - an der Verzahnung des selben waren zwei Zähne abgerissen. Jetzt wurde es mir mulmig, denn ich hatte ja versprochen Die Uhr zu reparieren.
In den Semsterferien rief ich einen Freund an, der Fachmann für Schweisarbeiten ist und bat ihn, doch mal auf eine Flasche Bier am Wochenende vorbei zu kommen... In meiner Werkstatt, die auch schon über eine Autogenanlage verfügte, hat er dann die fehlenden Zähne mit Messinglot zugeschweist. - Da hatte ich noch kaum einen Dunst von Uhren und wie man soetwas professionell macht. Naja, die fehlenden Zähne habe ich dann ausgefeilt und irgendwie hatte das Federhaus sogar noch seine Form behalten (das war ein Glücksfall) - jedenfalls die Uhr lief wieder und Helmut war zufrieden.
Von da an war ich angefüttert und die Uhren ließen mich nicht mehr los.
Ich wohne in Frankfurt und beschäftige mich im Beruf mit der Verwaltung von Immobilien. Leider nehme ich derzeit gesundheitsbedingt eine Auszeit - was hoffentlich bald fertig ist.
Meine Uhren verkürzen mir die Zeit - wobei sie die Zeit anzeigen und jede ihre Zeit braucht.
Die Beschäftigung mit der Präzisionstechnik der Uhren hat mich zu einem bedächtigeren Menschen gemacht.
schön, einen weiteren nichtprofessionellen Uhrologen hier im Forum zu begrüßen. Ich bin auch so einer und durch ein Schlüsselerlebnis vor einigen Jahren den Uhren verfallen.
Herzlich willkommen und gute Besserung zur möglichst schnellen Berufswiederaufnahme.
Ich erhole mich gerade selber von einem Burn Out und weiß die Entspannung bei feinmechanischen Arbeiten an Uhren und Anderem gerade in dieser Phase ganz besonders zu schätzen.
schön, einen weiteren nichtprofessionellen Uhrologen hier im Forum zu begrüßen. Ich bin auch so einer und durch ein Schlüsselerlebnis vor einigen Jahren den Uhren verfallen.
Herzlich willkommen und gute Besserung zur möglichst schnellen Berufswiederaufnahme.
Ich erhole mich gerade selber von einem Burn Out und weiß die Entspannung bei feinmechanischen Arbeiten an Uhren und Anderem gerade in dieser Phase ganz besonders zu schätzen.
Lieber Rolf,
ja, die Uhrmacherei hat etwas ganz Besonderes; sie schenkt eine unmittelbare Zufriedenheit, wenn ich etwas schaffendes vollbracht habe, daß nur mit Genauigkeit, Präzision, Geduld und Hingabe zu schaffen war. Sie lenkt mich von schwerem ab und macht einfach nur Freude - auch wenns manchmal mit viel Arbeit zugeht.
Jede Uhr, die ich wieder zum "Leben" erwecke und die mich dann, manchmal eine Weile und machmal sehr lange begleitet, ist mir irgendwie ans Herz gewachsen, wei ich sie mit ganzer Konzentration behandelt habe, ob sie nun mehr oder weniger wertvoll ist.
Manche Uhr allerdings, die irgendwo "sitzt" finde ich von allem Anfag an so grottenhäßlich, daß ich sie nicht anfasse....
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05.04.2013 17:18
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