Hallo, nachdem ich schon lange Zeit hier mit lese und die Erkenntnisse der anderen auch gut nutzen konnte, habe ich mich angemeldet, um ebenfalls meine Erfahrungen einzubringen. Vielleicht kann sie der eine oder andere auch nutzen. Ich wohne in der Niederlausitz, bin Rentner und von Beruf Kfz.-Elektriker.
1980 bekam ich eine zweiseitige Bahnhofsuhr, die ich auf selbständige Uhrwerke umbauen wollte. Beim „wollen“ blieb`s. 30 Jahre später kramte ich sie wieder hervor, befaßte mich mit der Thematik solcher Uhren und eine „Mutter“ war schnell bei Ebay gekauft: Eine TN im Hammerschlag-Blechgehäuse. Doch dann dachte ich, daß eine einheimische Uhr besser zu meiner Bahnhofsuhr paßt und so holte ich 2010 eine HU 22 aus Stade in die Heimat zurück.
Die Uhr war zwar in recht gutem Zustand, lief aber nicht (Hemmung verstellt) und ich ließ sie von einem alten Uhrmachermeister für 200 Euro überholen. Er sagte: „Ich bin Uhrmacher, aber kein Elektriker. An der Elektrik kann ich nichts machen.“ Nun lief die Uhr zwar, aber die elektrische Schalteinheit konnte erst nach tagelangen Versuchen wieder in Betrieb genommen werden. 8 Jahre später wurde mein Büro renoviert und die Uhr mußte von der Wand. Das Gewicht hatte ich einfach ausgehangen (wie man es halt bei jeder Gewichtsuhr so macht…) – eine Spange für die Seiltrommel war mir unbekannt. Der Verkäufer fixierte damals die Saite mit einem Gummi (hatte ich wieder vergessen). Nun gut, den Saitensalat löste ich auf, indem ich die Uhr stromlos völlig ablaufen ließ und sie sich selbst wieder aufzog.
Einige Monate lief sie auch und dann gingen die Probleme los: Statt der üblichen 1x (Doppelschaltung) schaltete sie hin und wieder bis zu 7 x (bis zur 15. Sekunde). Als es dann häufiger vor kam, habe ich mich schließlich auf die Lauer gelegt, konnte sie bei einer Fehlschaltung erwischen und das Pendel sofort anhalten. Ausgebaut stellte ich fest, daß nach der ersten Schaltung des Aufzugsmagneten die Schaltnase der Seiltrommel so fest auf den Steuerhebel 1 drückte, daß die Trommel völlig blockiert wurde (Aufzug in Endstellung). Der Aufzugsmagnet konnte die 2. Schaltung also nicht mehr durchführen und versuchte es so lange immer wieder, bis nach 15 Sekunden das Gewicht etwas abgelaufen war und die Seiltrommel wieder freigab.
Ich führte eine Teilreparatur durch: Aufzugsmagnet, Kontaktsatz, Ankerwelle wurden abgebaut, alles gereinigt, geölt, gefettet, eingebaut und das Problem war behoben. Aber sogleich meldete sich ein neues Problem: Die Uhr schaltete ab und zu komplett 2x (also 4 Schaltungen), weil der Steuerhebel 3 nicht richtig einfallen konnte und den Steuerhebel 2 nicht blockierte. Oft stand ersterer auf Kante am letzteren. Das ging 2 Tage lang so (die Nebenuhren gingen regelmäßig vor) und plötzlich lief die Uhr eine ganze Woche lang problemlos durch.
Trotzdem habe ich sie wieder ausgebaut, Steuerhebel 3 abgebaut Lagersitz peinlichst gereinigt, poliert, leicht geölt und die Uhr wieder eingebaut. Dasselbe wieder. Diesmal nur 12 Stunden lang (die Nebenuhren gingen in dieser Zeit eine dreiviertel Stunde vor). - Scheinbar brauchte sie Zeit zum Einlaufen… Jetzt läuft sie problemlos.
Eine zweite HU 22 fand den Weg zu mir und da sie ziemlich verdreckt war, habe ich sie komplett überholt. Hier ergab sich dann das Problem des Stehenbleibens auf Grund starker Vorspannung des Vorbereitungskontaktes. Kurzum habe ich mich wochenlang intensiv mit dieser Uhr befaßt und in die Funktion hineingearbeitet. Ich reiste auch von der Niederlausitz in die Oberlausitz, traf dort ein interessantes Uhrenmuseum und noch einen alten Fernmeldetechniker, der zu DDR-Zeiten diese Uhren wartete. Herausgekommen ist ein Buch, dessen gekürztes Pdf ich hier den Interessenten der HU 22 zur Verfügung stellen möchte, in der Hoffnung, daß es hilfreich ist.
Zur Zeit bin ich auf der Suche nach einer Druckerei, die Fadenheftung anbietet. Falls jemand Interesse an eine gedruckte Form dieses Buches hat, kann er sich gern bei mir melden. Bis zur Fertigstellung werden aber noch ein paar Monate vergehen. Ich bin zu erreichen unter afa-autobatterien(hier das e-mail-logo einfügen) web (.die deutsche Abkürzung).
Rainer.
rainerkamenz
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Hallo Rainer, Respekt! Da hast du richtig viel Arbeit reingesteckt. Das ist die Art Anleitung, die ich am Anfang, als ich mich mit den Uhren beschäftigt habe, immer gesucht habe. Grüße Achim
ich bin beeindruckt von dem neuen HU22-Buch. Zwar kenne ich die originale HU22-Beschreibung als schwarz-weiß-Kopie, doch Deine Zusammenstellung von Informationen aus mehreren Quellen mit ordentlichen Zeichnungen lässt sich entschieden besser lesen und verstehen. Vielen Dank, dass Du uns das Ergebnis als PDF zur Verfügung gestellt hast.
Hallo Rainer, Deine Arbeit zeugt von großer Sorgfalt, Geduld und dem Willen, die Dinge verstehen zu wollen. Ganz herzlichen Dank dafür. Vielleicht solltest Du das Buch einmal der DGC-Bibliothek vorstellen. Hilfreich wären noch die Getriebepläne des Gehwerk und des Aufzugwerks mit Angabe der Übersetzungsverhältnisse und Anzahl Zähne der einzelnen Räder zu beschreiben. Ich habe das für die Siemens-Halske/ RFT-Uhren mal erstellt, da ich das Planeten-Aufzugssystem für einen Eigenbau einer PPU mit elektrischem Gewichtsaufzug nachbauen möchte. Liebe Grüße, Thomas
Schönen guten Tag lieber Rainer, mit dieser detaillierten Ausarbeitung zu den RFT Hauptuhren, Uhrenzentralen hast Du Dir mächtig viel Arbeit gemacht und ich freue mich, dass Du uns Freunden der Uhren mit Spulen u. Drähten dieses Material zur Verfügung stellst. Danke Dir hierzlich dafür. Sofern irgendwann denn eine gedruckte Version hierzu vorliegt, würde ich gerne ein Exemplar hiermit bestellen.
Wünsche allen Uhrenfreunden rund ums Forum hier ein frohes Pfingstfest.
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