Guten Tag zusammen,
ich lese schon seit langem hier im Forum weil es einfach sehr interessant ist.
Ich bin kein Uhrmacher, allerdings wäre ich früher schon gerne einer geworden. Ich interessiere mich seit meiner Kindheit für mechanische Uhren.
Kenne auch die verschiedenen Hemmungen, wie Graham oder Grashopper oder Single Pin (ob der Name stimmt weiß ich jetzt nicht)

Jedenfalls brauche ich nun eure Hilfe, weil ich momentan mit dem Projekt nicht weiterkomme.
Mein über 90 jähriger Großvater hat als Jugendlicher mal ein interessantes Walzenspielwerk mit zwei gleichlangen Melodien gebastelt und an ein bestehendes Uhrwerk gebaut. Es soll sehr schön geklungen haben. Das Uhrwerk ist leider seit vielen Jahrzehnten verschollen. Auch die Klangstäbe waren weg. Allerdings habe ich im Internet nun viele gekauft, die ich teilweise noch etwas stimmen muss.

Nun möchte ich ihn zu Weihnachten überraschen und ihm diese Uhr wieder vorführen. Dazu habe ich mir ein Uhrwerk für 20 EUR im Internet gekauft, was den üblichen Westminsterschlag hat.
Folgende änderungen müssen gemacht werden:

Die Melodie soll nur einmal pro Stunde auslösen (zur vollen Stunde) Dazu müssen die drei Zähne vom Minutenrad entfernt werden.

Die Herzscheibe, die die Länge der Melodien steuert muss sich bei jedem Auslösen einmal komplett drehen. Dazu müssen die drei Vertiefungen (Viertelstunde, halbe Stunde und Dreiviertelstunde) geschlossen werden.

Weiterhin muss das Verhältnis der Walzendrehung genau umgekehrt sein, wie beim Westminster.
Eine Drehung der Herzscheibe muss nun eine halbe Drehung der Spielwalze erzeugen.

Ich habe mal ein paar Fotos gemacht.
Da mir jedoch passende Zahnräder fehlen stoße ich nun an meine Grenzen.
Der Achsabstand Walze zu Antrieb beträgt ca. 5,8 cm bis 7.8 cm (je nach Befestigungsort der Walze)
Die beiden vorhandenen Zahnräder haben 40 Zähne (Westminsterwalze) und 80 Zähne Antrieb.
Selbst wenn ich sie vertausche was dann im Verhältnis stimmen würde, wäre der Abstand zu dicht. Ich müsste noch zwei Zahnräder zwischenschalten um den Abstand von mindestens 6 cm hin zu bekommen.
Hat jemand eine Idee, wie das gehen könnte?
Viele Grüße
Richard

Moin und Willkommen
Zum Verständnis:
Der reguläre Stundenschlag bleibt erhalten? Zur vollen Stunde erst Melodie - dann Stundenschlag?
Umdrehung Herzscheibe zur vollen Stunden 1 mal? (Quick und Dirty: Unterlegscheibe mit passendem Durchmesser über oder unter die Herzscheibe, damit der Hebel nicht mehr einfallen kann)
Die Spielwalze hat 1 volle Umdrehung nach 2 vollen Stunden?
Bist Du Dir sicher, daß das Schlagwerk genug Vortrieb für diese große Spielwalze hat?
Inetressant

Hallo Oggy,
stimmt genau wie du beschrieben hast. Alle zwei Stunden hat sich die Spielwalze einmal gedreht. Und der Stundenschlag folgt nach der Melodie.
Gute Idee mit der Unterlegscheibe. Das probiere ish.
Die Walze läuft ganz leicht, das müsste gehen.
Allerdings werde ich mit den Zahnrädern der Übersetzung vom Antrieb bis zur Spielwalze wohl Probleme bekommen. Bin halt kein Uhrmacher mit den Notwendigen Maschinen zum Bohren präziser Löcher für die Achsen.
Beste Grüße
Richard

Bin auch nur Grobschmied
Wenn alles Stricke reißen - ne Kette als Übersetzung hat wahrsch zu viel Reibung

Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

🤔 hhmm, das Ding war doch erst kürzlich in der Bucht drinne?? Werbung: https://www.ebay.de/itm/126037409797

Wie auch immer, Zahnräder kannst du z.B. bei Mädler kaufen... https://www.maedler.de/

Eigentlich kommt Dir die Übersetzungsänderung hier entgegen. Du verringerst die Drehzahl der Melodiewalze, wodurch das Drehmoment steigt. Könnte also sein, dass Du sogar das Antriebsgewicht reduzieren musst, damit die Melodie nicht zu schnell abspielt.

Wenn es nicht unbedingt alles aus Metall sein muss und genügend Einbauraum vorhanden ist, dann kann man Zahnräder auch aus Kunststoff 3D-Drucken. Siehe z. B. das tolle Projekt Coronica hier im Forum.

Hallo zusammen,
vielen Dank für die Tipps, auch die Seite von Mädler. Muss ich mal schauen, ob ich da passende Zahnräder finde. Vielleicht auch ein kleiner Kettentrieb?
ja genau, ich hatte das Werk im Internet gekauft und möchte meinen Großvater damit überraschen, dass seine gebastelte Melodie aus Mozarts Zauberflöte wieder in der Uhr ertönt. Es ist die gleiche Melodie, wie mein Großvater sie vor fast 80 Jahren gebastelt hatte. Ich bin gespannt, wie er reagiert.
Allerdings muss ich das erst zum Laufen bekommen.
Was eigentlich nur noch fehlt, das sind entweder zwei gleichgroße Zahnräder, die zwischen die beiden des Antriebs und der Walze passen, oder vier Zahnräder, die zusammen passen und diese Übersetzung 2:1 bringen.
Stimmt, Drucken wäre eine Option, doch ich habe keine 3D-Drucker.
Die Löcher für die Zahnräder danach anzupassen, also etwas aufzubohren, sollte wohl machbar sein. Ich habe zwar keine Ständerbohrmaschine, aber mit einem Feileinsatz könnte man die Löcher ja auch aufweiten, denke ich.
Viele Grüße
Richard

Bei Mädler habe ich gesehen, dass statt der Ketten, die es leider nicht in sehr kleiner Ausführung gibt, auch Zahnriemen gibt.

Wenn ich z.B. zwei Riemenscheiben (eine mit 72 Zähnen und eine mit 36 Zähnen) nehme und einen passenden Riemen (Zahnriemen Profil T 2,5, Breite 6 mm) hätte ich die gewünschte Übersetzung und müsste nicht diese vier Zahnräder besorgen und die präzisen Bohrungen für die Achsen machen.
Die Frage wäre nur, sind diese Riementriebe auch haltbar und wie sieht es mit dem Widerstand aus. Ist der größer, als bei einer Übersetzung mit vier Zahnrädern? Laufen sie gleichmäßig oder kommt es zum Ruckeln?
Alternativ kämen denke ich nur diese Zahnräder aus Messing infrage: Stirnzahnräder Messing, gefräst, Modul 1
Mit 40 Zähnen haben sie einen Durchmesser von 4 cm. Daraus könnte ich dann diese Übersetzung 2:1 basteln. Ein Zahnrad mit 40 Zähnen, eins mit 80 Zähnen und zwei mit 40 Zähnen. Dann müsste ich für die zwei mittleren Zahnräder noch die passenden Stahlachsen besorgen, die es bei Mädler nicht gibt.
Die beiden Räder, die auf den Antrieb kommen und auf die Spielwalze müsste ich dann durch Aufbohren anpassen, damit sie auf die Achsen passen.

Was wäre sinnvoller? Riemen oder diese vier Zahnräder?

Gruß
Richard

Frag doch bei Mädler an, was der Riemen aushält

Am sympathischsten ist mir die Zahnradvariante, da aus Messing und lange haltbar. Kunststoff finde ich in einem Uhrwerk, auch wenn es nicht historisch ist, irgendwie nicht so schön.

Ich denke die Riemen sollten bei den kleinen Kräften in einer Uhr auf jeden Fall halten. Statt (teure) Riemen für die Industrie kann man auch den bei "Makern" beliebten GT2 Riemen (einfach mal "GT2 Riemen" googeln) nehmen. 3D-gedruckte Zahnräder kann man bei diversen Dienstleistern (auch aus Metall) drucken lassen. Das 3D-Modell kann man mit FreeCAD selbst erstellen. Tutorials gibt es im Internet, z. B. der Kanal von Jacques Favre auf Youtube.

Die Festigkeit des Zahnriemens wird sicher ausreichen, da Du ja nur die Hämmer anheben musst.
Für diesen Antrieb würde ich keinen Zahnriemen verwenden, da der Reibungsverlust m.E zu groß ist.
Der Riemen muss vernünftig gespannt sein, dadurch kommt an beiden Wellen ordentlich Lagerreibung zusammen. Zusätzlich muß der Riemen für jede Bewegung verformt werden, was auch Energie kostet. An einem Elektroantrieb spielt das keine so große Rolle, in diesem Fall mit begrenzter Antriebsenergie aber schon.
Aber, Versuch macht klug.
Passt die Drehrichtung dann noch? Bei 4 Zahnrädern ist sie andersherum als mit dem Riemen.
Als Lagerachsen für die Räder kannst Du Passstifte verwenden.
Grüße
Achim

Zitat von Richard07 im Beitrag #8

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Ich habe zwar keine Ständerbohrmaschine, aber mit einem Feileinsatz könnte man die Löcher ja auch aufweiten, denke ich.

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Hallo Achim,
oh, das war ein guter Hinweis! Die Drehrichtung wäre bei einem Riemen natürlich falschrum. Ich hätte es schon beinahe bestellt. Auf was man alles achten muss.
Stimmt, ich werde wohl versuchen die Zahnradvariante umzusetzen. Danke für den Hinweis mit den Achsen. Bei Uhrwerken sind die Achsen ja an den Enden dünner gefräst, damit sie nicht verrutschen. All sowas kann ich leider nicht machen. Ich muss daher versuchen durch Arretierung die Achsen vom Rutschen abzuhalten. Jetzt wäre es von Vorteil, wenn man ein riesiges Arsenal an alten Zahnrädern aus diversen Uhrwerken hätte...

@mikromeister
Genau das ist leider bei mir wirklich das Problem. Ich könnte keine exakte Feinbohrung machen. Mein Ständer ist alles andere als präzise. Er wackelt leicht, was natürlich für die Löcher nicht geht.

Gruß
Richard