Hab eine kleine mechanische vintage Anker Damenuhr, Gehäusedurchmesser 1,5cm. Hab sie komplett zerlegt und mit Benzin gereinigt, dann abgeschmiert wieder zusammengebaut. Problem, die Unruh läuft nur wenn das Ziffernblatt nach oben zeigt, neige ich sie um 90 Grad läuft sie weiter, ein paar grad mehr und sie wird langsamer und noch weiter dann stoppt sie. Also funktioniert wohl das untere Lager, wenn das Gewicht der Unruh darauf lastet.

Das kann eigentlich nur an der Unruh liegen, da die ja winzig ist, hat sie nicht viel Schwung und da wird auch eine Unregelmäßigkeit zum Problem. Ich schätze mal Uhrmacher hassen diese kleinen Uhren. Ich hab die Rubine beidseitig mehrmals ausgebaut gewaschen geputzt geölt und wieder reingebaut, die sehen super aus, auch die Zapfen sehen gut aus, ich kann sie aber nur begrenzt beurteilen weil sie so winzig sind, man müsste die unter dem Mikroskop anschauen um feine Details zu erkennen, aber das kann ich nicht, ich hab nur eine starke Lupe und eine starke Lesebrille dazu. Als ich die Lager vertauscht habe bin ich zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen, ich denke das obere Lager ging dann unten ebenfalls nicht. Ein Hinweis ist dass ich die Unruh nur schwer rausgehoben bekommen, ich muss an dem Schwungrad mit einer zweiten Pinzette anpacken damit ich sie rausgerüttelt bekomme. Vielleicht ist irgendwie eine winzige Stufe in den Zapfen reingeschliffen und der Zapfen hakt im Lagerrubin. Das ist aber nur Spekulation.

Ich hab noch nicht viel Erfahrung, das ist meine 5te mechanische Uhr die ich komplett zerlegt und gewartet habe, und 4 Quarzuhren. Aber ich hab es bisher immer geschafft und auch Uhren die nicht gelaufen sind liefen dann wieder sehr gut.

Vielleicht hat hier jemand mehr Erfahrung und kann mir sagen was ich tun kann um herauszufinden was nicht stimmt.
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Unangemeldet ist das Bild weg, es steht dort keine Rechte?!

Was sagt ein Uhrmacher wenn er gebeten wird er solle das Jaeger-LeCoultre Calibre 101 von 1930 warten?

Hallo

Ich mag diese kleinen Werke.
Zuerst mal, die Lagersteine bei der Unruhe dürfen nicht vertauscht werden. Oft unterscheiden sich die Lager Zifferblatt- und Werkseitig.
Auch kleine Unruhen sollten mehr als 250° Amplitude haben. Der Fehler den du beschreibst kann einige Ursachen haben.
Vor allem ist es es wichtig, dass das Werk vor dem Ölen 100%ig sauber ist. Ob das Benzin dafür ausreichend ist, wage ich zu bezweifeln.
Wenn dir das Hobby Spass macht, würde ich dir zu einer gebrauchten Reinigungsmaschine mit den entsprechenden Reinigungsflüssigkeiten raten. Danach kann der Fehler nur mehr rein mechanisch sein. Schmutz und Rückstände kannst du dann ausschließen.

Gruß hermann

Hi, danke für deine Einschätzung. Diese kleinen Werke sind wirklich faszinierend, die Fertigung gleicht einer Zauberei, so viel mechanische Funktion auf so kleinem Raum ist absoluter Wahnsinn.

Das Benzin ist sehr gründlich, ich kann nach so 1 Minute Spülen nur noch einen leichten ca. 5% Rückstand vertrocknetes Altöl auf dem glatten Lagerstein sehen. Ich ziehs dann einfach über ein Blatt Papier bis er blank ist. Aber du hast recht eine gründliche Reinigung wäre besser, aber das mach ich erst wenn daraus wirklich ein exzessives Hobby werden sollte.

Die Lagersteine hab ich auch getrennt, aber alles sieht symmetrisch aus, also hab ich mir gedacht lass ich es drauf ankommen und probierst mal aus.

Die Amplitude kann man wohl nur mit so einem Mikrofon Takt Messgerät feststellen, aber das ist mir zu aufwendig, ich kuck ob ich die Teile mit meinen begrenzten Mitteln hinbekomme, wenn nicht werden sie eingelagert für Später oder Ersatzteile.

Mir kommt Zapfen rollieren in den Sinn oder neue Spindel, beides kann ich natürlich nicht.

Hallo!
Also ich würde mal prüfen, ob an der Stelle wo der Zapfen in die Unruhwelle übergeht Öl ist. Und am Lagerstein an der Unterseite auch. Das bremst dann gerade bei kleinen Uhrwerken ganz gewaltig. Kann sein, muss nicht. Gruß Jens

Für mich klingt es wie defekter UW Zapfen. Wieviel Höhenspiel hat die Unruhe?
Kippelt der Unruhreif in einer der beiden horizontalen Lagen wenn man ihn leicht berührt?

Stimmt bei so einer kleinen Unruh könnte Öl bremsen. Höhenspiel kann ich keines feststellen, aber sie kippelt wenn man sie leicht berührt und zwar ca 1/2 - 1 zehntel Millimeter, dabei knackt es auch, so als würde man mit einer Stecknadel über einen tiefen Kratzer fahren. Ich tippe stark auf Zapfenproblem, werd das Mikroskop rauskramen.

Also erstmal Respekt, dass du dich an so einen Winzling rantraust.
Ich mach bisher nur alte Taschenuhren so zwischen 16''' und 22''' Linien.

1/10 mm Spiel ist gewaltig. Bei der Unruh sollte gar nichts kippeln. Schau mal unter dem Mikroskop, ob die Zapfen intakt sind, wie Fritz schon anmerkte. Für mich hört sich das auch so an, als wäre ein Zapfen abgebrochen.

Zitat von "Fischgott"

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Die Amplitude kann man wohl nur mit so einem Mikrofon Takt Messgerät feststellen, aber das ist mir zu aufwendig...
... Mir kommt Zapfen rollieren in den Sinn oder neue Spindel, beides kann ich natürlich nicht.

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Mit "neue Spindel" meinst du wahrscheinlich die Unruhwelle. Wenn dein Handy Zeitlupenvideos kann, kannst du die Amplitude auch ganz gut optisch kontrollieren. Auf das Grad genau muss das gar nicht sein.

Danke fürs Kompliment, ja man sucht sich Herausforderungen damit es spannend bleibt und man ist überrascht was hier möglich ist.

Ich schätze mal die Uhr wurde gekauft, solange getragen bis sie nicht mehr ging und dann aufgehoben. Habe mal den Anker bzw. pellet fork rausgebaut und dann mal geprüft, auf einer Seite schwingt sie frei und lange und auf der anderen überhaupt nicht, ist also ein Lagerproblem der Unruh. Habe mal die Unruh aus dem Lager gebaut, also die Feder gelöst und das Ganze mal mit nem Taschenmikroskop angeschaut, und ich kann tatsächlich eine Stufe erahnen, und zwar auf der Seite auf der es stoppt wenn das Gewicht der Unruh auf der Seite lastet. Ganz am Ende des Zapfens eine kleine Lippe. Aber genau kann ich das nicht sehen, das Ganze ist so unverschämt klein dass es eigentlich verboten gehört. Kann auch sein dass die Lippe auf der anderen Seite ist.

Update: Hab mal die Zapfen mit der Pinzette nach gezupft bzw. drin gerollt, die Feder etwas gerichtet, dann die Unruh zusammengebaut und alles fallen lassen, dann hat sich die Feder schön überall drumrum gewickelt, also nochmal auseinandergebaut und nochmal Feder gerichtet und jetzt geht sie wieder in allen Lagen, Muss nur noch testen ob zuverlässig und ob man damit noch die Zeit messen kann.

Zitat von "Fischgott"

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Ganz am Ende des Zapfens eine kleine Lippe.

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Manchmal laufen die Zapfen "platt" und werfen Grat auf, den kann man behutsam rollieren und das Ende neu arrondieren. Vielleicht ist die Welle auch zu weich?

Zitat von "Fischgott"

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Update: Hab mal die Zapfen mit der Pinzette nach gezupft bzw. drin gerollt...

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Whaat... Unruhzapfen "nachzupfen" und mit der Pinzette "rollen"? Uhrwerke wie diese haben Zapfen um die 0,1 mm oder auch gerne mal dünner. Da würde mich jetzt mal interessieren, was du da genau gemacht hast und wie. Kannst du das mal mit Fotos dokumentieren?

Auf einem Amboss gerollt habe ich mal eine Minutenradwelle, weil die Zeigerreibung zu krass war. Aber einen Unruhzapfen...

Nun, wenn ich diesen Grat, oder was auch immer, schon unter meinem Taschenmikroskop nicht richtig sehen kann, obwohl da der Zapfen bildfüllend ist, dann hab ich mir gedacht ist wohl nicht viel Kraft notwendig um ihn wegzudrücken. Also hab ich meine selbst geschliffene super spitze Pinzette genommen und hab das Rad zwischen die Finger geklemmt und dann unten am Zapfen angesetzt und beherzt nach oben weggezupft und dabei das Rad zwischen den Fingern weitergedreht. Dann auch das Rad zwischen den Fingern gedreht und somit "rolliert". Da die Uhr nicht lief hab ich mir gedacht ist es eh egal wenn so ein Zapfen abbricht. Aber alles ist scheinbar gut gegangen, sogar die Haarfeder sah nach dem Wahnsinn noch wie neu aus. Musste sie einfach nur packen und in die Richtung ziehen an der die Abstände zu klein waren, dann hat sie sich quasi von selbst gerichtet. Nun die Uhr läuft und ich bin hocherfreut. Bilder kann ich nicht machen, ich hab nur ne Digicam die sehr gut Makro kann könnte höchstens durch Lupe durch fotografieren, aber das ist wahnsinnig umständlich wenn nicht sogar unmöglich. Aber ich kann soviel sagen, meine Finger zittern nicht und mit der Pinzette könnte man jemanden erstechen. Vielleicht hilft das. Ich hab auch nur rumprobiert und dass es jetzt funktioniert ist super, aber weil alles so klein ist und man manchmal erahnen muss was man mit seinem Schraubenzieher eigentlich tut kann man da auch nicht genau sagen was eigentlich genau passiert ist. Richtig gerichtet hab ich mal die Feder einer normalen China Herrenuhr, das ist aber schon das maximale was ich mir zutraue, also mit spitzer Pinzette und Stecknadel oder Zahnstocher, weiss nicht mehr so genau.

Funfact, die Uhr hört man nicht, selbst wenn ich mir das laufende Werk direkt ans Ohr halte, d.h. sie ist gut geschmiert, ne andre ungeschmierte Uhr, da hört man richtig wie die pellet fork schabt und es tickt, ich denke das spricht für meine Schmierkunst. Ich nehme für Zahnräder und Zapfen und das Ankerrad mit Ankerjuwelen Universalfett, für die Hauptfeder Silikonfett und für die Unruh und Anker Zapfen Babyöl.

Okay. Das ist der abenteuerlichste Reparaturbericht, den ich je gehört habe.
Und ich hätte echt zu gerne ein paar Bilder gesehen.
Und ich würde das niemals so nachmachen.
Und ich wundere mich ein bisschen, dass die Uhr jetzt besser läuft.

Aber ich gratuliere. Irgendwie. Glaube ich.

Hallo Fischgott,
sorry, aber verarschen können wir uns selbst.
Und tschüss.

Hä? Achso, war das nur so‘n Quatsch-Poster oder wie? Manchmal hab ich ne lange Leitung…

Ich gebe immer eine Ladung Heißlagerfett in so kleine Uhrwerke, mit einer speziell geformten Fettpresse. Fischgott hat recht, dann hört man das Werk gar nicht mehr. Und Die Zeit wird dennoch präzise angezeigt. Zweimal am Tag sogar.