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#1 | Eine Bachelorarbeit, die tickt datum

29.03.2023 11:05

Letzte Woche hatte ich ein sehr schönes Erlebnis: Einer meiner Studenten (Maschinenbau/Entwicklung: Design und Simulation) hat seine Bachelorarbeit abgegeben und vorgestellt. Gemeinsam mit ihm hatte ich folgendes Thema vergeben gehabt: "Simulation, Rapid Prototyping und messtechnische Auswertung von Großuhr-Hemmungen":

Was er nun ablieferte, übertraf alle meine Erwartungen: Obwohl vom Thema bislang völlig unberührt, hat er sich selbständig tief in die größtenteils historische Uhrenliteratur hineingegraben und tiefes Verständnis von Aufbau, Verzahnungen und Hemmungen entwickelt. Dann hat er selber eine Sekundenpendeluhr mit Grahamhemmung völlig eigenständig ausgelegt, entworfen und als CAD-Modell konstruiert: Eine technisch makellose Konstruktion mit mustergültig dimensionierter Hemmung und Zykloidenverzahnung und einwandfreiem Lagerungskonzept in Mikro-Kugellagern.
Anschließend hat er die Uhr mit seinem heimischen 3D-Drucker (ein Einfachmodell um 200 Euro) gefertigt, um daran Messungen (u.a. Luftwiderstand, Temperatureinfluss, Leistungsaufnahme, Wirkungsgrad) vornehmen zu können: Und sie läuft wunderbar ohne jede mechanische Nachbearbeitung und tickte während seiner Präsentation munter vor sich hin. Die Kosten für Filament und Kleinteile (Wellen, Lager) betrugen etwa 60 Euro.

Ich finde es klasse, wenn sich junge Leute für derartige Technik sichtlich begeistern lassen! Erst hinterher entdeckte ich das in die Seilwalze eingeprägte Galilei-Zitat: "E pur si muove". Und sie bewegt sich doch - großartig!

Moritz