Seit ein paar Wochen schraube ich munter an Uhrwerken rum lege mir Schritt für Schritt Öl und Werkzeug zu und übe fleißig um zu lernen und den Spaß am Ingenieurteil der Uhr zu haben.
Bislang bin ich so vorgegangen das ich das komplett zerlegte Uhrwerk in ein Ultraschalltbad (eigentlich für Brillen - war noch zu Hause) zusammen mit dem Konzentrat ( das hier https://www.amazon.de/Ultraschallreinige...75453740&sr=8-9 ) Gegeben habe damit es sauber wird. Allerdings habe ich das Gefühl das ich mir damit meine Unruh kaputt mache. Die beiden Lagerstein der betreffenden Unruhen (mehrere Uhrwerke) habe ich bereits entnommen und frisch geölt. (Mit Moebius 9010/2 - das ich für die meisten Sachen an der Uhr als Öl verwende). Kann es sein das mir das oben genannten Konzentrat (ich nehme es ohne Wasserverdünung) meine Teile schädigt? Es wird als Öl entfernen angegeben… ich habe mir jetzt schon die Elma Reinigungslösung bestellt aber es will mir nicht in den Kopf das es so einen Riesen Unterschied machen kann. Habt ihr da Erfahrung?
Ich bin echt langsam am verzweifeln … bei allen 5 Uhrwerken (alles billo Teile von EBay) hatte ich bisher Probleme mit der Amplitude. Habe alles schon probiert( alles geölt, Hauptfeder neu gefettet und gewickelt, Lagerstein sorgfältig behandelt.)
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Welche Reinigungsmittel die richtigen sind, wird unter Uhrmachern immer wieder diskutiert, daher gibt es dazu auch verschiedene Meinungen, die auch hier im Forum schon öfter diskutiert wurden. Verwende doch mal die Suchfunktion im Forum, um entsprechende Beiträge zu dem Thema zu finden.
Ich kenne das von Dir verwendete Mittel zwar nicht, kann mir aber vorstellen, dass es nicht förderlich ist, wenn ein Konzentrat, das mit einer Verdünnung von 1:40 verwendet werden sollte, ohne Verdünnung verwendet wird.
Übrigens eignet sich das 9010 überhaupt nicht für alle Teile eines Werkes, ebenso wenig wie Röntgenstrahlen (X-Ray) zum Bräunen der Haut obwohl man das früher geglaubt und auch dafür verwendet hat!!!
Gruss Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Vermutlich sind noch Reste der Reinigungslösung an den Teilen, die jetzt zusätzliche Reibung verursachen. Ich kenne das Mittelchen auch nicht, korrekt verdünnt und abgespült wird es nicht verkehrt sein. Das Elma 1:9 oder Red, wie es jetzt heißt, ist ein bewährtes Reinigungsmittel. Auch dieses muß korrekt verdünnt werden. Anschließend müssen die gereinigten Teile mit destilliertem Wasser (zur Vermeidung von Kalkflecken) sauber gespült werden. Danach wird das verbleibende Wasser in einem Bad mit Isopropanol entfernt und anschließend getrocknet. Die Teile sollten dann sauber sein. Für Kleinuhren werden gerne Wasserfreie Reinigungs- und Spüllösungen verwendet, die aber auf dem freien Markt schwer und teuer zu beschaffen sind. Zum richtigen Ölen der Lager und Hemmung gibt es genaue Herstellervorgaben und Schmierpläne. Grüße Achim
Ich verwende das 9010 und 8000 von moebius weil das alles sehr teuer ist und ich schrittweise Luft schnuppern will. Wäre natürlich ein Traum wenn ich jedes erdenkliche Öl zur Verfügung hätte.
Die Reinigung in Isopropanol habe ich auch durchgeführt allerdings halt nur ein paar Sekunden reingelegt. Denkt ihr man müsst das evtl intensivieren? Das Mittel habe ich nur unverdünnt genommen weil ich überall gelesen habe keine auf Wasser basierende Verdünnung zu verwenden.
Ist denn eigentlich das gute alte Reinigungsbenzin keine Option?
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Wasserbasierte Reinigungsmittel, wie das Elma 1:9 sind überhaupt kein Problem, wenn man anschliessend gut spült und zum Abschluss und zur Wasserverdrängung Isopropanol oder Elma Suprol verwendet.
Isopropanol ist bei längerer Einwirkungszeit nur für diejenigen Teile kritisch, die mit Schellack fixierte Teile haben, wie der Anker und der Hebungsstein der Unruh. Isopropanol löst den Schellack auf.
Reinigungsbenzin ist für verschiedene Teile (z.B. Zugfeder, Loch- und Decksteine) immer noch eine gute Option, allerdings nur für die mechanische Reinigung und nicht für Ultraschall oder Rotationsmaschinen.
Wenn Du Dir nur wenige Öle für Kleinuhrwerke zulegen möchtest, empfehle ich Dir neben dem 9010 das HP1300 , das das früher häufig verwendete D-5 inzwischen verdrängt hat und zusätzlich das 941 für die Ankerpaletten.
Wenn Du bei der Uhrmacherei bleibst, hast Du vielleicht irgend wann auch einmal die breitere Palette an Ölen und Fetten zur Verfügung.
Hallo Ralf, das sieht toll aus! So eine Auswahl hätte ich auch gerne mal :) deinen Tipp werde ich wahrnehmen und mir das entsprechende Öl gleich mal ordern.
Mit mechanischer Reinigung Reinigung meinst du mit einem Tuch oder einem kleinen Stäbchen richtig?
Einen Uhrenreiniger hab ich mir schon auf EBay günstig gekauft (aus dem Jahre 195* - aber mit vielen Kleine Körbchen und wunderbarer 4 Kammern plus Heizkammer). Allerdings steht der noch in Leipzig bei Verwandten. Wird noch dauern bis der es nach München schafft :)
Meine Erfahrung aus sehr vielen schwierigen Reinigungen ist, dass Bürsten ungemein effektiv ist. In wässrigen Reinigungslösungen, Isoprop oder Benzin, das kommt natürlich auf die Verschmutzung an. Zahnbürsten, Interdentalbürsten, Kosmetik-Gesichtsbürsten sind sehr geeignet. Temperatur ist auch wichtig. Ein riesen Unterschied zwischen 10° und 40°C. Die Wirkung von Ultraschall wird überschätzt, solange es nicht um unzugängliche Kavitäten handelt.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Bei der Verwendung von Elma 1:9 ist zu beachten, die Teile nicht zu lange in der Lösung liegen zu lassen. Elma reinigt zwar gut und Messingteile werden wieder schön blank, bei zu langer Reinigungszeit wird oberflächlich das Zink aus dem Messing gelöst und die Oberfläche erscheint Kupferfarben. Zur Unterstützung bzw. Vorreinigung verwende ich auch Putzhölzer für Ecken und Bohrungen und eine feine dicht besetzte Bürste für die Räder und Platinen. Grüße Achim
Moin ich nehme schon etliche Jahre das Elma und bin total zufrieden, nach dem Ultraschallbad reinige ich bzw. spüle die Teile mit lauwarmen Wasser ab. Ich kann nichts negatives berichten (bastle meist mit Regulator Werken, Pendulen Werken und Eisen Uhren / Laternenwerken rum) Wobei ich die Eisentele über Nacht oder auch länger in Essigessens mit Wasser verdünnt einlege und danach erst durchs Ultraschallbad jage 😊
Zitat von XRay im Beitrag #1 Bislang bin ich so vorgegangen das ich das komplett zerlegte Uhrwerk in ein Ultraschalltbad (eigentlich für Brillen - war noch zu Hause) zusammen mit dem Konzentrat (...) gegeben habe damit es sauber wird. Allerdings habe ich das Gefühl das ich mir damit meine Unruh kaputt mache. (...) Kann es sein das mir das oben genannten Konzentrat (ich nehme es ohne Wasserverdünung) meine Teile schädigt?
… bei allen 5 Uhrwerken (alles billo Teile von EBay) hatte ich bisher Probleme mit der Amplitude. Habe alles schon probiert( alles geölt, Hauptfeder neu gefettet und gewickelt, Lagerstein sorgfältig behandelt.)
Dazu hätte ich eine Frage: Kann es sein, dass du die Unruh-Feder auch ins Ultraschall-Bad gelegt hast? Der Hintergrund: Federn und Federstahl dürfen nicht ins Ultraschall-Bad gegeben werden, weil Ultraschall (wie ich mal hier gelesen habe) die Eigenschaften von Federstahl verändern kann. Die Federn verlieren dann ihre Spannung bzw. bekommen Mikrorisse. Ich gebe Federn, z.B. Aufzugsfedern für Großuhren, nie ins Ultraschall-Bad aus eben diesem Grund. Falls du die Unruh-Feder im Ultraschall gereinigt hast, schätze ich, dass die Probleme mit der Amplitude daraus resultieren. Es liegt bestimmt nicht am Reinigungskonzentrat (wobei alles, was hier dazu geschrieben wurde, trotzdem richtig ist und gilt).
Zitat von schneekönig im Beitrag #11Der Hintergrund: Federn und Federstahl dürfen nicht ins Ultraschall-Bad gegeben werden, weil Ultraschall (wie ich mal hier gelesen habe) die Eigenschaften von Federstahl verändern kann. Die Federn verlieren dann ihre Spannung bzw. bekommen Mikrorisse.
Es ist in Wirklichkeit recht unspektakulär. Die Oberfläche jedes Materials wird einfach durch die Kavitationsblasen angegriffen und letztlich komplett in Partikel zerlegt wenn man lange genug wartet. Sehr feine Teile werden vielleicht auch zusätzlich verbogen. Der Alufolientest ist eine Beispiel oder die regelmäßig durcherodierten undichten Becken bei alten Ultraschallgeräten.
Das ist nicht nur bei Federn oder Stahl so, kommt aber bei solchen sehr feinen und beanspruchten Oberflächen besonders unangenehm zum tragen. Hohe Temperatur und ein agressives Reinigungsmittel unterstützen die US Wirkung in positiver wie in negativer Weise. Niedrige US Frequenz, z.B. 25KHz) ist agressiver wie z.B. 42 KHz. Meine feinsten Teilchen reinige ich bei 1 Gz, aber selbst da sieht man irgendwann Angriff.
Wenn man mit der Bürste lange genug auf einem Blech rummacht, ist auch ein Loch drin.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Naja, die Zweifel an der Ultraschallreinigung von Federn hatte ich u.a. aus solchen Beiträgen gezogen: Federn im Ultraschall Ich hatte mich eben nur gefragt, ob nicht die Probleme mit den Unruh-Federn, die hier geschildert wurden, etwas mit der vorgenannten Ultraschallreinigung + Reinigungslösung zu tun haben könnten.
Zitat von Bremer im Beitrag #10Moin ich nehme schon etliche Jahre das Elma und bin total zufrieden, ...
Ich hab auch eine uralte Elma und die reinigt nicht schlechter als die neuen Vollautomatischen schwe... teuren Maschinen. Als Reinigungslösung verwende ich auch schon seit Jahren L&R aus den USA. Sehr lange Standzeiten und sehr gute Reinigungswirkung. Wie Ralf schon sagte, zum Thema Reinigungsflüssigkeit wird jeder seine eigenen Erfahrung bzw. Meinung haben. LG Joerg
Die meisten Leute haben halt auch nicht viel verschiedenes ausprobiert und in Foren wird oft gerne das als das beste ausgegeben, was man selber kennt. Da muss es viele Meinungen geben. Ich habe beruflich sehr viele Mittel getestet und die Unterschiede sind deutlich. Einerseits von der Reinigungswirkung, die natürlich auch extrem davon abhängt, ob das Mittel zur Aufgabe passt, andererseits von der Haltbarkeit. Da gibt es am einen Ende des Spektrums deemulgierende Mittel, bei denen man den Dreck an der Badoberfläche abschöpfen kann und die sehr lange funktionieren oder am anderen Ende welche die nach 1 Woche zähe Schlieren bilden und umgestanden sind. Es gibt welche, die für praktisch alle Materialien funktionieren und welche die gewisse Metalle oder Kunststoffe auflösen, wenn sie stark sauer oder Lösemittelhaltig sind. Manche färben Buntmetalle dunkel oder lösen den Zink aus Messing. Manche lassen sich mit Wasser gut abspülen und manche kleben richtiggehend drauf.....
Ich denke, 5 Reiniger sind ein gutes Spektrum. Ein stark basischen Reiniger für Fettverschmutzungen an unempfindlichen Materialien. Ein neutraler Tensidreiniger für alles empfindliche. Ein leicht saurer Reiniger um oxidiertes Metall aufzuhellen. Siedegrenzbenzin Isopropanol. Evtl. Ammoniak als Zusatz nach Bedarf.
Was ist L&R ?
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
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03.02.2023 20:59
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