Ich habe zwei perfekt eben gefräste und geschliffene Bronzeplatten, die ich zum Vorpolieren von ebenen Flächen benutze. Die eine hat feine Kreuz-Rillen, die andere nur Frässpuren.
Gelegentlich schleife ich sie unter Wasser mut einem Abziehstein nach.
Ich verwende sie mit Diamantpaste zwischen 6µ und 1µ

Eine Riesenverbesserung zu früher war es als ich von Öl auf Seife und Wasser als Schmiermittel umgestiegen bin.
Mit Öl hatte ich immer das Problem, dass sich die zu polierenden Teile festgesaugt haben oder zu gut gerutscht sind. Ausserdem schwierig mit der Sauberkeit.

Jetzt wasche ich die Bronzeplatte und die Hände mit viel Seife und heissem Wasser. Dann kommt noch eine Winzigkeit Seife drauf die ich mit dem leicht feuchten Finger verreibe und dann sehr wenig Diamantpaste.
Das Ergebnis ist eine deutlich geschmeidigere Bewegung des Werkstückes auf der Bronze und der Abrieb geht mit Wasser+Seife wieder leicht ab. Damit sind die Teile auch perfekt sauber
Zum Schluss wasche ich die Platte, nehme nur noch einen Hauch Seife und poliere auf der trockenen Bronzeplatte mit den aus der Vorbearbeitung eingebetteten Körnern. Durch die trockenen Seifenreste gleitet das Werkstück trotzdem schön und frisst nicht.
Normale Flüssigseife aus dem Handspender und Alepposeife mit Lorbeeröl haben keinen nennenswerten Unterschied gezeigt. Vielleicht kleiner Vorteil mit der basischen Alepposeife bei der Schmutzlösung.

Die Werkstücke werden sehr schön eben und es gibt keine Probleme mit verirrten groben Körnern. Nachteilig ist, dass die Körner in der harten Bronze sehr agressiv wirken und 1µ keine Schwarzpolitur erzeugt. Da müsste ich wohl mal 0,3µ besorgen.
Auf Kunststoff macht 1µ Spiegelglanz, aber die Ebenheit ist schlecht und die HAndhabung viel schwieriger.

Vielen Dank für den interessanten Bericht.

Hattest Du die geschliffenen Bronzeplatten selbst hergestellt, oder sind diese irgendwo gut verfügbar?

Danke für die präzise Schilderung!

Ideal wäre es meines Erachtens, wenn man drei derartige Platten besäße. Dann könnte man diese von Zeit zu Zeit in wechselnder Paarung gegeneinander läppen, um absolut ebene Flächen sicherzustellen.
Bei nur zwei Platten würde so zwangsläufig irgendwann die eine konkav und die andere konvex.
Nur als Ergänzung.

Moritz

Das sind Platten, die ich aus einem alten 200 mm Gleitlagerrohling hergestellt habe. Irgendeine recht harte Lagerbronze.
Ich habe den Ring warm aufgebogen und die Platten in 2 Durchgängen überfräst. Danach habe ich die noch mit einem gesinterten Diamantschleifstein nass überschliffen. Das mache ich immer wieder zwischendurch, um die Oberfläche sauber zu halten und winzige Macken zu entfernen.

Die Ebenheit ist sicher nicht unglaublich gut, aber ich läppe da auch keine Optik. In die harte Bronze sinkt das Werstück jedenfalls nicht elastisch ein und im Ergebnis fallen die Kanten weit weniger ab als bei weicheren Läppunterlagen.
Gleichzeitig bettet das Schleifkorn aber auch gut ein und man kann über die Schleifmittelmenge gut steuern, ob es ein rollendes Läppen ist oder ob nur noch die fest eingebetteten Körner arbeiten.
Die guten Notlaufeigenschaften der Lagerbronze gegenüber Stahl verringern die Gefahr des Fressens.
1. Schritt: Viel Schleifmittel --> Korn rollt, matte Oberfläche, guter Abtrag, Körner betten sich ein. Schmierung nicht so wichtig.
2. Schritt: Gewaschene Platte ohne Schleifmittel --> Nur bereits vorher fest eingebettete Körner schneiden noch --> gerichtetes Schliffbild, weniger Abtrag, schneidende Wirkung mit sichtbarem Strich. Schmierung (Seife) extrem wichtig sonst Fressen.

In eine Platte habe ich mit dem Stichel Kratzer gemacht. Ein paar Kratzer (sorgfältig überschliffen) scheinen positiv. In der Ecke wo es viele sind, ist es übertrieben.
Die Fräsriefen bei der anderen Platte sind nicht optimal. Diese Platte muss noch besser bearbeitet werden.


IMG_20230201_110402.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Die bessere Platte nach dem Waschen mit etwas Seife, ohne Schleifmittel.

IMG_20230201_110547.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_20230201_105958.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Schleifen mit 6µ Diamant. Leicht rollendes Korn

IMG_20230201_104927.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Schlechtere Platte frisch gewaschen mit Seife.
1µ Diamantkörner eingebettet vom vorherigen Arbeitsgang. Darauf erfolgt der Endschliff trocken ohne zusätzliches Schleifmittel.


Ich probiere mit der selben Methode auch mal einer Zinnplatte. Vielleicht betten da die Körner tiefer ein und 1µ reicht für Schwarzpolitur. Die Schmierproblematik wird wohl die selbe sein.
Wobei ich schätze, dass Reinzinn da nicht ideal ist sondern eher eine Weißmetall Lagerlegierung wegen der Notlaufeigenschaften.

Hallo Mikromeister,
ich habe Deine Beschreibung für mich mal in einzelne Arbeitsschritte zerlegt (ich hoffe, das passt so):

Schritt 1:

Zitat von mikromeister im Beitrag #1

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Jetzt wasche ich die Bronzeplatte und die Hände mit viel Seife und heissem Wasser.

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Zitat von mikromeister im Beitrag #1

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Dann kommt noch eine Winzigkeit Seife drauf die ich mit dem leicht feuchten Finger verreibe und dann sehr wenig Diamantpaste.

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Zitat von mikromeister im Beitrag #1

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Zum Schluss wasche ich die Platte, nehme nur noch einen Hauch Seife

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Zitat von mikromeister im Beitrag #1

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[...] und poliere auf der trockenen Bronzeplatte mit den aus der Vorbearbeitung eingebetteten Körnern.

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Zitat von mikromeister im Beitrag #1

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[...] und es gibt keine Probleme mit verirrten groben Körnern.

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Ich nehme da so einen Schleifstein mit sehr vielen kleinen gesinterten Diamantpads auf Aluträger. Damit schleife ich die Bronzeplatten unter Wasser und (wichtig) Seife.
Eine Oberfläche wird aber nicht mit verschiedenen Körnungen belegt sondern immer nur mit der selben.
So gesehen weiss ich nicht was beim Abziehen wirklich weg geht. Es wird jedenfalls wieder sauber.

Das Schleifen geht so sehr gut und sehr eben.
Eine Feinstpolitur geht damit eher nicht. Ich denke, dazu ist die Bronze zu hart. Man braucht eine Unterlage, die die unvermeidlichen bösen Körner tief einbettet und verschwinden lässt.
Optisches Polierpech geht sehr gut, aber nicht für kleine Teile und ich mag die Handhabung nicht.

Danke @mikromeister für die Erläuterungen.

Ich habe in der Vergangenheit gute Polituren auf Stahlteilen unter Verwendung von Plexiglasplatten erreichen können.

1. Planschliff mit feinem Korundpulver+Öl auf einer Glasplatte (die sind sehr plan)

2. gründliche Reinigung (z.B. im Ultraschall)

3. Politur mit Diamant Polierpaste (z.B. Joke Hyprez F 1my) auf Plexiglasplatte (z.B. "Lexan" 8mm)

Der Vorteil der Plexiglasplatten ist der geringe Preis und der Umstand, daß man während der Arbeit durch die durchsichtige Platte den Poliervorgang gut beobachten kann.

Ja, Plexiglas habe ich auch schon verwendet (nicht so gut), oder Polycarbonat in Form ausgedienter CDs (Lexan oder Makrolon sind Handelsnamen von PC, Plexiglas ist ein Handelsname von PMMA)
Allerdings hatte ich dabei meist das Problem, dass die Teile nicht gut gerutscht sind und es immer wieder verirrte grobe Körner gab, die Kratzer verursachen.
Ausserdem ist der Kantenabfall merklich. Auf spiegelnden Flächen sieht man dann die optische Verzerrung.

Schliff auf einer Glasplatte, auch wenn man das vielfach liest, halte ich für keine ideale Idee, weil immer Körner in den weicheren Partner einbetten und das ist dann das Werkstück.
Mit einem entsprechend guten Mikroskop kann man dann die einzelnen Diamantkörnchen in der Oberfläche stecken sehen und die typischen Rollspuren bis zum Feststeckpunkt.

Siehe auch die Abhandlung von Struers fast ganz unten: Probenpräparation Fehlerbeispiele