meine alte Pendeluhr hat immer noch Probleme. Wenn ich das Schlagwerk ganz aufziehe, bleibt sie häufig vor dem Schlagereignis (also vor den halben Stunden und den ganzen Stunden) stehen. Ich weiß auch, dass dies an einem bestimmten Hebel mit Anschlag liegt. Speziell dort habe ich sie nochmals gereinigt und geschmiert. Meine jetzige Situation ist die, dass das Pendel (Länge Aufhängpunkt zum Mittelpunkt des Pendelgewichts = 100 mm) einen Ausschlag von ca. 20 mm besitzt (an der Spitze, das bedeutet eine Länge von ca. 125 mm zum Aufhängepunkt). Das sind dann so etwa 9°. Wahrscheinlich ist das zu schwach, sodass die zusätzliche Hebelbetätigung des Schlagwerks möglicherweise zu viel Widerstand bedeutet und die Uhr dann stehenbleibt. Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Uhr und wie groß die Ausschläge sein sollten? Gruß Dieter
Bulova
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Zitat von Bulova im Beitrag #1Ich weiß auch, dass dies an einem bestimmten Hebel mit Anschlag liegt.
Okay. Und an welchem Hebel liegt es deiner Meinung nach? Warum glaubst du, dass dieser Hebel nicht ordnungsgemäß funktioniert und das Gehwerk so belastet, dass es zum Stillstand kommt?
Zitat von Bulova im Beitrag #1Speziell dort habe ich sie nochmals gereinigt und geschmiert.
Ölen/schmieren ist an den Steuerelementen auf der Vorderplatine zur Auslösung des Schlagwerks eigentlich nicht vorgesehen und kann einen ordnungsgemäßen Abfall der Hebel eher noch behindern als fördern. Mir fällt jedenfalls kein Hebel ein, der geschmiert werden müsste.
Die Pendelamplitude kann nur schwer verallgemeinert werden. Mir fällt auf dem Foto allerdings auf, dass du die Ankerbrücke in die höchstmögliche Position geschoben hast. Meistens ist das nicht richtig. IdR. ist eine mittlere Position angebracht. Ansonsten gibt es viele Ursachen für eine schwache Amplitude / zu wenig Kraft im Gehwerk: - falsche Feder - Federhaus mit Schiefstand - defekte Wellenlager/-zapfen - unzureichende/falsche Ölung
ich sage nicht, dass dieser Hebel die eigentliche Ursache für das Stehenbleiben ist, aber sobald dieser als Anschlag für das Schlagwerk dienende Hebel betätigt werden soll, kommt es mitunter zum Stillstand der Uhr. Ich weiß nicht, wie ich diesen Hebel bezeichnen soll, aber es ist derjenige, der den Zahnkranz für die Schlagzahl freigibt. Ich habe ein Foto angehängt. Der besagte Hebel ist mit (1) bezeichnet, und dass es mit dem mit (2) beschrifteten Anschlag zusammenhängt, ist deswegen anzunehmen, da der andere Anschlag dieses Hebels von dem "Schneckenrad" zu dem Zeitpunkt bereits freigegeben ist. Dass es damit zusammenhängt, schließe ich daraus, dass wenn ich das Schlagwerk voll aufziehe, mit großer Wahrscheinlichkeit zum nächsten Stillstand kommt, dagegen wenn ich das Schlagwerk z. B. nur halb aufziehe, läuft die Uhr meist ohne Stillstand durch. Das mit der Ankerbrücke schaue ich mir noch genauer an, danke. @Oggy: Mit "Generalüberholung" kann ich leider nichts anfangen, ich hätte gerne eine Ursache gefunden.
Viele Grüße
Dieter
Bulova
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Hebel.jpg
Ursache? Nun ga - die Uhr steht vor Dreck in den Lagern Da nützt von aussen Reinigen nichts - will gar nicht wissen, was Du da drauf gegeben hast.... Das von Dir bezeichnete Bauteil ist der Absteller, der - auch unter Vollaufzug - leicht zu bewegen sein muss. "Bedient" wird er von dem quer liegenden Hebel in Kombination mit dem farunter angebrachten Auslösehebel. Wenn Du an der rechts aus dem Uhrwerk herausragenden Öse drückst, müßte der Schlag leicht! auszulösen sein Schau Dir mal das Video an - das sollte helfen:
Der von dir mit 1 bezeichnete Hebel ist der Einfallhebel, auch kurz Einfalle genannt. Bei dem Schneckenrad handelt es sich um den Schöpfer. Am Berührungspunkt Einfalle / Schöpfer kannst du ein wenig Fett dran tun. An dem von dir bezeichneten Punkt 2 hat Fett nichts zu suchen. Dort könntest du z.B. die Einfalle polieren, sodass der Rechen besser abfällt. Generell hat das m.M. nach nichts mit dem Stillstand des Werkes zu tun.
Wenn das Schlagwerk streikt bei Vollaufzug, aber bei geringerer Federspannung läuft, liegt die Vermutung defekter Lager bzw. Wellenzapfen nahe. Durch ausgelaufene Lager verändern die Radwellen ihre Position und die verschiedenen Räder können sich "verkanten". Wie ich schon erwähnt hatte ist auch das Federhaus selbst ein heißer Kandidat dafür. Die Blockade des Einfallhebels würde ich eher nicht an der Stelle 2, sondern an einem der vorgeschalteten Element suchen (Auslösehebel, Auslösewippe, Schaltnocke auf der Minutenwelle). Ist zudem der Ankereingriff zu seicht, kommt es schnell zum Stillstand.
Oggy hat schon recht. Wirklich erkennen kannst du die Fehlerursachen nur, wenn du das Werk komplett zerlegst und dann genau die Radwellen und Lager untersuchst.
Allerdings ist das Werk ohnehin bereits in einem schlechten Zustand. Ob sich da alle Macken ausmerzen lassen ist fraglich bzw. der Aufwand steht kaum im Verhältnis zum Wert. Als Übungswerk eignet es sich allemal.
Hallo Markus, Du hast wahrscheinlich Recht, der Aufwand des totalen Zerlegens ist zu hoch, zumal das nicht meine Uhr ist, sondern die meiner Nachbarin. Und ich hatte in meiner Gutmütigkeit gesagt: "Ich schaue sie mir mal an." Und inzwischen bin ich vom Hundertsten ins Tausendste gerutscht. Nach dem Ersatz der Aufzugsfeder sind noch weitere Dinge gewesen, z. B. war der Aufzugs-Vierkant des Schlagwerks total verbogen. Das konnte ich einigermaßen richten. Ich kann mir gut vorstellen, dass vor mir schon andere am Werk gemurkst haben. Ich habe jetzt noch etwas gefunden, was aber nur ein Problem verursacht hat Blockade.jpg - Bild entfernt (keine Rechte): Eines der Zahnräder (2) (das die Untersetzung von Minuten auf Stunden bewerkstelligt, Bezeichnung?) kommt manchmal zu nahe an den Hebebügel (1) und blockiert dann gänzlich. Das habe ich behoben. Da war eine Beilagscheibe oben aufgeschraubt anstatt unter dem Zahnrad. Wahrscheinlich ebenfalls durch Fremdeingriff. Die Ankerbrücke konnte ich nicht auf mittlere Höhe justieren, da blockiert der Anker noch. Ansonsten denke ich mir aber, dass diese Justage schon erheblichen Einfluss auf die Pendelamplitude hat. Bei dem Gedanken des Fremdeingriffs ist mir noch gekommen: Ist der Anker Anker.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) überhaupt richtig herum auf die Achse geschoben oder sollte dieser um 180° verdreht sein? Der Anker ist ja nicht symmetrisch, die innere Schräge der Zinken weist in eine Richtung, was ja mit der Form der Zähne des Hemmungsrades zusammenhängt. Und dies wird die Übertragung der Energie vom Hemmungsrad zum Pendel wohl stark beeinflussen. Ich habe aber nirgends eine Information darüber gefunden, wie die innere Schräge der Ankerzinken in Bezug auf die Zähne des Hemmungsrades sein soll. Inzwischen habe ich mir richtiges Uhrenöl gekauft. Übrigens guter Tipp mit dem Polieren der Einfalle, dort habe ich nämlich schon so etwas wie einen Grat festgestellt. Ich melde mich wieder, wenn ich doch noch entscheidende Fortschritte verzeichnen kann.
Zitat von Bulova im Beitrag #11Ich kann mir gut vorstellen, dass vor mir schon andere am Werk gemurkst haben.
Das kannst du sogar mit Sicherheit annehmen. Es wurden ja bereits Lagerbuchsen gesetzt und jemand hat die Schrauben z.T. auch übel vermackt.
Das von dir mit 2 bezeichnete Rad ist das Wechselrad. Mit 1 hast du die Auslösewippe markiert. Und ja, so wie du es beschreibst, hat da jemand ziemlich gemurkst.
Zitat von Bulova im Beitrag #11Bei dem Gedanken des Fremdeingriffs ist mir noch gekommen: Ist der Anker
Der Anker: Richtig herum ist er meiner Meinung nach schon montiert. Aber so richtig original kommt er mir nicht vor. Das Werk hat einen sogenannten Hakengang. Normalerweise wird dabei ein Blechanker montiert. Gut möglich, dass man ihn aufgrund eingelaufener Paletten gegen dieses Massiv-Exemplar getauscht hat ... sich dabei aber nicht sonderlich viel Mühe gegeben hat. Dafür spricht auch, dass die Ankerbrücke in die höchste Position gesetzt werden muss.
Wie schon erwähnt: Zum üben okay, aber eine Vollrestauration lohnt eher nicht mehr. Trotzdem könntest du das Werk mal in Ruhe komplett zerlegen. Dann weißt du beim nächsten wie es geht.
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22.10.2022 12:51
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