im April habe ich mich endlich, nach zahlreichen Überlegungen (aufgrund von Platz und Kosten), auf die Suche nach einer RFT HU 22 Hauptuhr begeben.
Ich bin relativ schnell auf eBay-Kleinanzeigen fündig geworden, nachdem sich diverse Anbieter auf meine Suchanzeige gemeldet hatte (bringt also tatsächlich etwas, eine Suchanzeige zu stellen). Den Zuschlag hat ein Anbieter aus Potsdam erhalten, da dessen Hauptuhr lauffähig war, der Zustand top und der Preis stimmte.
Kurze Infos zur Hauptuhr: HU 22/60 24V, F.-Nr. 004480 (lt. Schild), F.-Nr. 008704/44 (lt. Prüfkarte), geprüft am 30.07.1982, hing wohl früher in einer Liegenschaft der Bahn in Berlin Pankow
Zu Hause angekommen habe ich die HU probeweise aufgestellt, ausgerichtet, das Pendel justiert und einige Zeit laufen lassen, bevor ich sie an ihren vorerst finalen Aufstellungsort gebracht habe. Hilfreich bei der Ausrichtung/Inbetriebnahme waren hier definitiv die Unterlagen auf clockdoc zu entsprechenden Hauptuhren von Siemens bzw. RFT. Die Signalanlage und den Sekundenkontakt hatte der Vorbesitzer "aus Gründen der Genauigkeit" demontiert. Dabei werde ich es wohl vorerst auch belassen.
Zur HU gab es leider keine Schlüssel mehr. Glücklicherweise habe ich auf Kleinanzeigen einen Anbieter finden können, der mir die beiden originalen Doblina Schlösser angepasst und zwei neue alte Schlüssel mitgegeben hat.
An ihrem jetzigen Aufstellungsort läuft die HU seit Mitte Juni durchgehend mit einer angeschlossen NU. Ich bin derzeit noch dabei die Gangabweichung zu regulieren bzw. auf ein verträgliches Maß zu senken.
Bilder
Zusatz: Repliken von RFT Gang-Karten
Ich wollte die Gangabweichungen meiner HU22 auf einer Gang-Karte notieren. Zu einer HU12 habe ich damals originale Gang-Karten (leider beschrieben) erhalten, welche ich nun für diese Zwecke digitalisiert habe (zumindest eine der beiden Seiten). Ausgedruckt auf passendem Papier sieht die digitale Replika beinahe aus wie das Original.
Für Interessierte stelle ich die PDF zum Ausdrucken gerne zur Verfügung.
Da ich den Lebenslauf aller HU22 verfolge, die ich im Web auffinde, freue ich mich, dass Du die F-Nr. Deiner Uhr hier angegeben hast. Deine Uhr ist meiner Liste nun die Nummer 17 und die zweitjüngste.
Gern würde ich für meine HU22 auch die von Dir gestaltete Gangkarte nutzen. Wenn Du die PDF-Datei hier veröffentlichen möchtest, kannst Du sie einfach im Zusammenhang mit einer Antwort als Datei anhängen, ohne sie in den Text einzubauen (das geht nämlich nur mit Bildern).
Zitat von Enno im Beitrag #2Da ich den Lebenslauf aller HU22 verfolge, die ich im Web auffinde, freue ich mich, dass Du die F-Nr. Deiner Uhr hier angegeben hast. Deine Uhr ist meiner Liste nun die Nummer 17 und die zweitjüngste.
für Deine Liste meine HU22. IMG_2442.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2441.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
zunächst besten Dank, dass Du die PDF-Datei dem Forum zur Verfügung stellst. Die Replik sieht toll aus!
Das mit dem "S" bleibt unklar, denn etliche Uhren, die eine Signaleinrichtung oder einen Sekundenkontakt besitzen, führen das S nicht in der Typbezeichnung. Möglicherweise wurde der Buchstabe nur in einem bestimmten Zeitraum verwendet. Er könnte aber auch eine Sonderausführung irgendeiner Art kennzeichnen, z.B. ein geändertes Pendel.
Könnte es eventuell sein, dass besonders gute (oder schlechte) Uhren damit gekennzeichnet wurden, welche für den Export (oder zum "Verbrauch" im eigenen Land) damit gekennzeichnet wurden? Also quasi eine Kennzeichnung der Qualität?
Ich hoffe der TS nimmt mir nicht übel wenn ich mal kurz "kapere". Ich stelle mir seit längerem die Frage, warum die DDR überhaupt diese Sekundenpendeluhren gebaut hat. Diese bringen meiner Erfahrung nach (mit meiner einen natürlich nur) keinesfalls mehr Genauigkeit als die 3/4 Sek. RFT Uhren. Hatte in den vergangen heißen Tagen einen Nachgang von über 2 Min die Woche. Den Rest des Jahres nur wenige Sek. Abweichung. Das schlecht temperaturkompensierte Pendel wurde ja im Forum schon hier und da erwähnt. Dieses erscheint mir ziemlich aufwendig aufgebaut und bringt aber garnicht sooo die "Leistung". Meine alten Bohmeyer mit Holzpendelstab haben da um Weiten konstantere Werte "gefahren". Da stellt sich mir die Frage warum man die warscheinlich höheren Herstellungskosten nicht gescheut hat. Die einzige Erklärung wäre, das man hier und da unbedingt den Sekundenimpuls gebraucht hat, aber die wenigsten HU 22 verwerten ihn wirklich (glaube ich jedenfalls und kann mich irren), sondern wären ohne weiteres durch 3/4 Sek. Uhren zu ersetzen gewesen. Wäre schön, wenn jemand mich aufklären könnte falls ich was übersehe.
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Möglicherweise steht " S " für "schönerer Uhrkasten", meiner unterscheidet sich zu den meisten RFT Kästen die ich gesehen habe an der anderen Glaseinfassung, der Glasausschnitt hat außen eine umlaufende Holzleiste, der Kasten an sich scheint auch wertiger zu sein als die helle Pressspanausführung.
die DDR hat 1s-HU gebaut, weil sie üblicherweise genauer sind als 3/4s-HU und zudem die Möglichkeit bieten, einen 1s-Impuls zu gewinnen. Und das gleiche trifft für Siemens & Halske-Uhren zu, die als Vorgänger/Vorlage der DDR-HU dienten und die Uhren anderer großer Hersteller (TN, CTW, ...).
Ich betreibe aktuell 7 HU mit 3/4-s-Pendel. Einige haben einen relativ stabilen Gang, einige schwanken mehr.
Der Gang meiner 1s-HU haben schwankt bedeutend geringer. Sie erreichen 0,5 bis 2s je Woche. Ob HU22 mit schlecht temperaturkompensiertem Pendel oder Uhren mit freiem Invar-Pendel á la Synchronome (Gents C7, Chronomatic), der Gang aller dieser HU schwankt ständig, obwohl in meinem Keller eine relativ konstante Temperatur zwischen 19 und 21 Grad herrscht.
Wenn Deine HU22 infolge der höheren Temperatur über 2 min nachgeht, ist die Temperaturschwankung womöglich unüblich hoch für eine HU. Hauptuhren, an die erhöhte Genauigkeitsanforderungen gestellt werden, sind nicht für den Einsatz in Wohnräumen konzipiert. Sie hängen üblicherweise in besonderen Räumen mit geringer Schwankung von Temperatur und Luftfeuchte. Dein Umkehrschluss, dass aufgrund Deiner Erfahrung mit Deiner HU22 Hauptuhren mit Sekundenpendel nicht besser sind, als 80er HU, erscheint mir daher nicht angemessen.
Ich kann über die Ganggenauigkeit der RFT Sekundenpendeluhren nur Gutes berichten, voraus gesetzt das Pendel ist auch richtig zusammengebaut ( Kompensationshülsen nicht verhakt, alle Kontaktstellen leichtgängig ) und die Uhr an sich ist schon gut reguliert, 2 min. / Woche erscheint mir da fast unmöglich.
O.k. das ist wirklich viel. Kann nur sagen das sie jetzt seit dem ich die Uhr wieder gestellt hatte vor einer Woche, sie so 8 sec. vorgeht bis jetzt (nichts korrigiert an der Pendelmutter oder Gewicht auf dem Teller verändert). Raum ist natürlich nicht besonders temperiert, hängt aber nicht an Außenwand.
Hab nur so gedacht das es doch scheinbar schlechtere Ergebnisse liefert als die Holzpendel der 3/4 sec. Bohmeyers die dann warscheinlich weniger Temperaturempfindlich sind aber sonst vielleicht eher unkonstanter gehen. Zumindest laienhaft ausgedrückt...daher hab ich das mal in die Runde geworfen...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
hier kommt meine HU22. Ursprungsstandort war die Telefonzentrale der Märkischen Volksstimme Potsdam. Ich habe sie vor der Verschrottung bewahrt und etwas "wohnraumtauglich" umgebaut... IMG_2141.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2142.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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08.07.2022 11:47 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2022 11:48)
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