Hallo Freunde,
über meine Flohmarktfunde habe ich ja schon berichtet.



Die größere der beiden Schottenuhren tickt schon wieder.
Es ist also an der Zeit, sich der zweiten, kleineren anzunehmen.
Der quadratische Teil des Zifferblatts ist mit 15cm, 7cm kleiner als das der großen Uhr.
Auch ist das Zifferblatt komplett handbemalt.



Alle Triebe sind fast total verschlissen und das Holz hat stellenweise die Konsistenz von Pfefferkuchen.



Heute befasse ich mich ausschließlich mit dem Holz.
Ziel ist es, den Bestand so zu stabilisieren, dass er auf Dauer haltbar und vor erneutem Schädlingsbefall gesichert ist.

Zur Stabilisierung von Holz verwende ich schon längere Zeit ein sehr dünnflüssiges Einkomponentenharz, welches durch Wärme, glasklar auskristallisiert.



Der Harzeintrag erfolgt unter Unterdruck in einer Vakuumkammer.



Dabei wird aus den Kapillarröhren, den Wurmgängen und sonstigen Hohlräumen des Holzes die Luft entzogen.
Der Harzstand ist dabei über dem zu stabilisierenden Holz.

Sehr interessant! Danke für‘s Zeigen.
Die Methode mit dem Harz kannte ich so noch nicht. Wäre es in Anbetracht des Alters der Uhr aber nicht authentischer gewesen, das Holz mit einem Leimbad aus Haut & Knochenleim zu festigen? Oder spricht da technisch was dagegen? (Soll jetzt keine Kritik sein)

Zitat von Uhrmensch im Beitrag #2

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....Wäre es in Anbetracht des Alters der Uhr aber nicht authentischer gewesen, das Holz mit einem Leimbad aus Haut & Knochenleim zu festigen? Oder spricht da technisch was dagegen? (Soll jetzt keine Kritik sein)

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Es reicht, wenn man den Knochenleim mit dem Pinsel aufträgt.
Grobe Fehlstellen kann man mit Holzstaub und Knochenleim ausspachteln.
Technisch ist wohl die Harz-Unterdruckmethode besser, aber von restauratorischen Gesichtspunkt her wäre mir die Knochenleimmethode symphatischer.
Dass da irgendetwas verfault dabei ist nicht richtig.

Danke fürs zeigen,mit Knochenlein und Holzstaub hab ich schon probiert.
Mit Preßluft und dann mit Spritze( mit Pinsel brachte nicht viel), war ne ABM Geschichte, zeitintensiv und mühsam,war mit dem Ergebnis aber nicht
zufrieden.
Würde Deine Methode vorziehen wenn es meine eigene Uhr wäre.
Gruß
Manfred

Auf ein vom Wurm zerfressenes Brett kann ich Leim oder Farbe schmieren wie ich will, es ist mehr oder weniger nur oberflächlich, das Brett bleibt aber mürbe und instabil.
Als Restaurator würde ich das Brett ersetzen, vorzugsweise mit Holz gleichen Alters, wenn es sich um eine restaurationswürdige Uhr handelt. Da gehört dann aber eine Menge mehr dazu.
Bei fragiler Substanz werden auch in der Restauration moderne Stabilisierungssysteme eingesetzt, ob bei Stein, Papier oder Holz.

Heute waren die Triebe dran.



Dank Manfreds umfangreichem Fundus sind Lagerbuchsen bereits auf dem Weg.
Hier nochmal herzlichen Dank an Manfred.

LG Volker

Das Video gibt einen guten Einblick: Reparatur mit Leim

Zitat von mikromeister im Beitrag #8

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Das Video gibt einen guten Einblick: Reparatur mit Leim

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Ich kenne Lothar Jansen-Greef, weiß auch was Restauration bedeutet und wie man eine Schellackpolitur aufbringt.
Hier mal ein Beispiel eines Schränkchens im Stil von Louis Phillipe, mit verkitteten Wurmlöchern und neuer Schellackpolitur.



Im Video geht es um restauratorisches Kitten, also oberflächliches stabilisieren und verfestigen.
Das hört aber dort auf, wo die Statik versagt.
Auch Lothar würde, überwiegend aus Holzmehl bestehende Füße einer Kommode, niemals nur mit Leim und Spänen kitten.
Er würde die Füße aus altem Holz erneuern.
Ähnlich instabil waren bei der Uhr die Bodenplatte und die Zapfen der Platinenpfosten.
Bei einer Restauration hätten diese Teile erneuert werden müssen.

Ich sagte ja, dass es nicht um eine Restauration, sondern nur um die Erhaltung der Funktionalität geht.
Bei einer Restauration hast Du natürlich vollkommen recht, dass neben der Erneuerung, ausschließlich Werkstoffe der jeweiligen Zeit zum Einsatz kommen.
Furnierausbesserungen mache ich beispielsweise ausschließlich mit Fischleim.

Die Harzstabilisierung kommt bei mir fast ausschließlich bei den Hölzern für Messergriffe zum Einsatz.

LG Volker

Zitat von mikromeister im Beitrag #4

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Es reicht, wenn man den Knochenleim mit dem Pinsel aufträgt.
Grobe Fehlstellen kann man mit Holzstaub und Knochenleim ausspachteln.

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Zitat von Bell im Beitrag #10

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Ich sagte ja, dass es nicht um eine Restauration, sondern nur um die Erhaltung der Funktionalität geht.

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Was bisher geschah:

Holz stabilisiert, Würmer geröstet, alle Triebe erneuert, vier Lager im Gangwerk erneuert, Ankerlager nur etwas gestaucht und mit der Ahle wieder gerundet, Ankerflächen poliert.
Seit heute morgen 9 Uhr läuft das Gangwerk ohne zu murren durch.
Ich denke, sie will und kann wieder.

Mit 750 Gramm scheinen mir die Gewichte nicht zur Uhr zu gehören und zu schwer zu sein.
Bei der großen Schottin konnte ich die Gewichte bis auf 250 Gramm reduzieren, ohne dass Kraft fehlt.

Hallo Bell
Viele dieser Uhren hatten auch 2 unterschiedliche Gewichte
1/2kg fürs Gehwerk und 3/4kg fürs Schlagwerk
Bei nem 8 Tage Werk kommen mir 250g etwas wenig vor - aber ich lass mich überaschen
Ansonsten Respekt!
Au Mann - war ja ein Tagesläufer - ich Vollhirsch

Ich finde es sehr lehrreich, wenn an so einem schwierigen Objekt diskutiert wird, welche Methoden angemessen sind.
Ich bin ja kein Restaurator, aber es fällt mir trotzdem öfter auf, dass manche Uhrmacher bei Revisionen einen Zustand "schöner" als neu anstreben und alles glänzen soll.
Dass man damit bei einem historisch bedeutenden Objekt unter Umständen sehr viel Wert vernichtet ist nicht in Breite bekannt.
Hier kann das Forum zu einem besseren Verständnis beitragen.

Zitat von mikromeister im Beitrag #14

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Ich finde es sehr lehrreich, wenn an so einem schwierigen Objekt diskutiert wird, welche Methoden angemessen sind.
Ich bin ja kein Restaurator, aber es fällt mir trotzdem öfter auf, dass manche Uhrmacher bei Revisionen einen Zustand "schöner" als neu anstreben und alles glänzen soll.
Dass man damit bei einem historisch bedeutenden Objekt unter Umständen sehr viel Wert vernichtet ist nicht in Breite bekannt.
Hier kann das Forum zu einem besseren Verständnis beitragen.

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