Hallo,

da ich hier neu bin eine Kurzvorstellung: Mein Name ist Dirk, ich bin 59 Jahre, wohne im Ruhrgebiet, verbringe meine Urlaube mit meiner Frau an Nord- und Ostsee, bin gelernter Radio- und Fernsehtechniker und arbeite als Ingenieur an einer Hochschule. Ich 'fummle' gerne an 'alten Dingen' und versuche sie wieder nutzbar zu machen (und wenn auch nur als Dekoobjekt). Es müssen Dinge sein, die mir wegen der Materialien oder der Fertigung
'wertig' erscheinen. Die sind aber meist nicht wertvoll. Alte Bügeleisen mit schönen Holzgriffen und sehr massiven Körpern, alte Möbel ... Meist kann ich mich dann von den Dingen nicht mehr trennen ... fragt meine Frau .

Deswegen konnte ich auch nicht nein sagen als mir eine alte Kaminuhr quasi aufgedrängt wurde. Es ist eine Lauffer mit Uhrwerk W1 016581. Beide Westminster Schlagwerke (??) funktionieren. Ich habe heute morgen eine halbe Stunde lang immer nur die Zeiger gedreht und die Schlagwerke beobachtet. Klasse. Aber sie läuft nicht. Das Uhrwerk sieht 'wie geleckt' aus Wenn ich das Pendel anstoße dann macht es ca. 30mal Tik-Tak dann steht die Uhr. Nach Recherchen im INternet habe ich mir die Hemmung angesehen. Nach meiner laienhaften Meinung ist das Tik-Tak sehr gleichmäßig. Deshalb habe ich da auch noch nichts versucht.
Wenn ich das gekennzeichnete Zahnrad (Anhang) 'entlaste' dann läuft das Pendel los.
Mir ist klar, dass eine Demontage durch mich vermutlich zum Totalschaden führen würde. Aber wenn die Uhr nur ein Dekoelement wird dann versuche ich es. Eine Reparatur durch einen Uhrmacher kommt aus Kostengründen nicht in Frage. Habt Ihr vielleicht noch Tipps für mich? Vielen Dank.
P.S. Lässt sich das Alter der Uhr schätzen?
Gruß Dirk

Hallo Dirk,
Die Uhr dürfte so 70ger Jahre sein.
Das Werk sieht gut aus und die Triebe haben keine Laufspuren. Ich vermute, das Werk ist trocken. Du könntest dir ein Fläschchen Uhrenöl besorgen, einen dünnen (so 1-1,5mm) Stahldraht vorn flachklopfen und damit feine Tropfen Uhrenöl an die Lagerstellen der Achsen sowie die Ankerflächen, die mit dem Ankerrad in Berührung kommen, anbringen. Ist natürlich nicht fachgerecht aber in diesem Falle eine Möglichkeit.
Sollte sie dann Laufen, nach einer Woche mit einem Wattestäbchen möglicherweise herausgequollenen Öl abtupfen. Ist das sehr dunkel, solltes du doch über eine fachgerechte Reinigung nachdenken, wenn die Uhr dauerhaft laufen soll.
Gruß Werner

Hallo Dirk!

Anders als Werner halte ich deine Uhr für ein Produkt der 50er Jahre. In den 70ern war diese Bauform und auch die Art von Uhrwerk unüblich.

Tatsächlich sieht das Werk auf den Fotos sauber aus und scheint auch schon einmal gereinigt worden zu sein. Mir kommt es auf dem Foto allerdings so vor als würde das mittlere Federhaus schief zwischen den Platinen stehen. Vielleicht kannst du darauf nochmal dein Augenmerk richten. Das wäre auch ein sehr typischer Schaden für diese Art von Uhrwerk.
Im einfachsten Fall kannst du das Federhaus ausbauen (falls es eine Steckachse hat) und zur Reparatur zum Uhrmacher bringen. Oder du kennst jemand mit Drehmaschine und Erfahrung in Metallbearbeitung, der dir das macht.
Aber du musst erst mal nachsehen, ob meine Vermutung mit dem Schiefstand stimmt.

Schönen Gruß!
Markus

Hallo,

und vielen Dank für Eure Unterstützung. Wie das halt bei Ferndiagnosen so ist, von 'Patient schläft' bis 'Patient ist tot' ist alles im Angebot. Leider bin ich auch keine große Hilfe als 'Hinweisgeber'.

Zum Thema 'Entlasten': Ich habe mit einem Schraubenzieher vorsichtig gegen die Zahnflanken gedrückt, so dass das Zahnrad sich minimal bewegen lässt. Da ist mir dann nur aufgefallen, dass das Pendel
angefangen hat ... zu pendeln. Ich habe keine Ahnung (was Ihr bestimmt noch nicht gemerkt habt ) ob das überhaupt eine Aussagekraft hat. Beim Aufziehen musste ich mit einem Fahrradwerkzeug improvisieren. Ich hatte schon den Eindruck, dass ich da Energie in den Speicher reingepumpt habe.
Ich glaube ich werde jetzt so vorgehen: Sobald ich es schaffe (Muttertag!) schaue ich mir das Uhrwerk noch einmal an und schaue ob ich irgendeine 'Schiefstellung' erkennen kann. Wenn nicht, dann werde ich es wohl riskieren und einen Schlüssel (4,5 mm) und Uhrenöl bestellen. Ein Investment von ca. 25 EUR.
Eine funktionierende Uhr zu beschaffen wäre da bald günstiger gewesen ... aber darum geht es ja nicht ...
Gruß Dirk

Hallo
Du hast also mit dem Schraubendreher eher Druck ausgeübt - und nicht entlastet....
Als kleinen workaround kannst Du mal das Pendel aushängen und schauen, was sich tut
Wahrscheinlich ist aber ein vollständiger Reinigungsservice fällig - oder aber die Uhr ist tatsächlich staubtrocken

Zitat von sensei im Beitrag #5

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Eine funktionierende Uhr zu beschaffen wäre da bald günstiger gewesen

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Ohne Glaskugel schwierig,geh zum freundlichen Uhrmacher um die Ecke und frage mal ob Er Dir einen Kostenvoranschlag machen kann.
Ferndiagnose ist meistens nicht so das wahre.
Schönen Sonntag noch.

20 Euro wirste dabei auch noch Sparen.

Hallo und Guten Abend !

"Nach allem reden, wähnen, sinnen, soll die Arbeit jetzt beginnen"

Wir haben doch alle mal gelernt, dass eine vernünftige Voranalyse nur an einem entspannten Uhrwerk möglich ist. Dem zu Folge, sollten jetzt alle Drei Federhäuser abgespannt werden. Danach lässt sich verlässlich prüfen, wie die Seiten und Höhenluft der Räder und der Zustand der Lager / Zapfen ist. Mit dem Wissen kann eine vernünftige Entscheidung getroffen werden, ob es beim hineinschauen bleibt, oder ob wieder ein gehendes Uhrwerk das Ziel sein soll.

Viel Spaß und Grüße aus dem Schwarzwald,

Paul

Hallo,

ich wollte nur einmal Rückmeldung geben. Ich habe das Uhrwerk 'geölt' und die Hemmung ein wenig eingestellt. Uhr läuft jetzt seit zwei Tagen. Ich freue mich sehr und 'will jetzt glauben' das alles ok ist.
Jetzt geht es an das Gehäuse. Der Klarlack hat Risse, Wellen ... Nur zur Info habe ich die Fotos angehängt. Aber das ist wohl hier die falsche Gruppe. Noch einmal vielen Dank für Eure Hilfe.

Gruß Dirk