Liebe Freunde der gepflegten Uhren,

mein Name ist Frank und ich bin Laie (schon wieder einer) und Uhren sind weder mein Hobby noch sollen sie es werden. Ich hab einfach schon zu viele Hobbys. Eigentlich wäre die Geschichte hier zu Ende, wenn, ja wenn ich nicht diese Pendeluhr vor ca. 30 Jahren meinem Vater abgeluchst hätte.
Sie hing bei mir im Jugendzimmer später lag sie auf dem Dachboden und inzwischen hat sie in meinem Wohnzimmer Einzug gehalten. Sie läuft gut und irgendwann hatte ich den Ehrgeiz sie so ganggenau wie möglich einzustellen. Das ging soweit, dass sie ein paar Tage auf die Sekunde genau ging.

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Das hat mich schwer beeindruckt und ich hab deshalb auf ebay nachgesehen, was es da noch alles an alten Uhren gibt und was die kosten. Na ja in Anbetracht, was das für kleine Kunstwerke sind, sind die Preise lächerlich niedrig.
Es kam wie es kommen mußte, ich hab mich eine Uhr verliebt, die ich unbedingt haben mußte. (hat mir halt gefallen).

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Gekauft, bezahlt, bekommen. Sie war außen sehr gut verpackt, aber leider war das Uhrwerk nicht separat verpackt gewesen. Die Schrauben haben erst mal aufgegeben und waren krumm. Die Bohrungen ausgerissen. Wie man auf den Bildern sieht, war das wohl nicht das erste Mal. Also Holzleim mit feinen Sägespänen vermischt und die Löcher aufgefüllt. Einen Tag gewartet und die Aufnahme wieder angeschraubt.
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Die Uhr aufgehängt. Aufgezogen. Spannung. Die Uhr läuft und schlägt. Alles gut.

Bis mein Forschergeist wach wurde. Vielleicht kann ich der Uhr ja was gutes tun. Also hab ich mich in Foren schlau gemacht nachgelesen was zu tun ist und mein bestes gegeben.

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Gereinigt und geölt. Ja die Lager sind nicht mehr neu, aber mich überleben die noch.

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Als echter Ahnungsloser hab ich zwar viele Bilder gemacht, aber nicht bedacht, dass beim Schlagwerk die Stellung der Zahnräder essentiell ist. Da gibt es keine Bilder.
2 Tage habe ich gebraucht um zu verstehen wie das ganz funktioniert soll und wie man es vermutlich einstellt.


So und jetzt kommen endlich die Fragen nach der langen Einleitung.

Ich hab die Räder des Schlagwerkes so eingestellt, wie ich glaube, dass es technisch vernünftig ist. Es kann aber sein, dass man es so nicht macht.

1. Frage
Ich habe die Ruhestellung des Hebnägelrades so eingestellt, dass der Hammer in der Zeit zwischen Halb und Stundenschlag nahezu voll angehoben ist. Das heißt der Schwung des letzten Schlages einer Folge wird benutzt, um den Hammer wieder anzuheben. Das Schlagwerk braucht dann kaum Kraft um endgültig den Schlag auszulösen. Ist das so o.k.? Oder ist das für die Mechanik schädlich. Ich hatte irgendwie das Gefühl, das es im Urzustand anders war, weil der Anlauf bis zum ersten Schlag erst mal träge war. So wie es jetzt eingestellt habe finde ich es aber technisch besser.

2. Frage
Die Dauer der Warnung wird durch das erste Anlaufrad am Windfang bestimmt. Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass die Warnung möglichst kurz sein soll. Ich hab sie aber auf eine 3/4 Umdrehung des Rades eingestellt. Das funktioniert prima. Spricht etwas dagegen die Dauer Warnung so lange zu machen?


So herzlich Dank, falls ihr bis hier her gefolgt seit.
Wer Lust hat kann ja ein paar Sätze schreiben.
Ich bin jeden falls ganz fasziniert von dem guten Stück. Um wenn ich bedenke, dass die Uhr schon 20 Jahre alt war, als meine Oma geboren wurde, dann wir mir schwummerig.

Es grüßt
Frank

Hallo Frank,

nach dem letzten Schlag soll das Schagwerk anhalten,und beim Warnen, soll der Hammer noch nicht angehoben werden.
Das Anlaufrad soll beim Warnen ca.eine halbe Umdrehung machen.
Gruß Bernd Klaus

Hallo Frank!

Erst einmal meinen Glückwunsch. Da hast du dir einen wirklich schönen Regulator zugelegt. Gefällt mir sehr gut mit dem Zifferblatt und dem facettierten Glas in der Tür.
Der zweite Glücksgriff war das Uhrwerk. Statt des preiswerten "Silesia" Werks mit Schlossscheibe, hast du das hochwertigere Federzugwerk mit Rechenschlagwerk von Gustav Becker aus dieser Zeit (frühes 20. Jahrhundert).
Wie du vielleicht schon gemerkt hast, hat dieses Werk eine Besonderheit, die es von der "üblichen" Bauform eines Rechenschlagwerks unterscheidet: Die schiefe bzw. neigbare Schöpfwelle. Ein echtes Gustav Becker Unikat. Diese Welle liegt nicht im Kraftfluss des Räderwerks. Auf der Welle des eigentlichen Schöpfrads sitzt kein echter Schöpfer, sondern der rotierende "Abschaltregulator", der das Schlagwerk anhält, sobald die Einfalle unter den Rechen fällt und der "Abschaltregulator" gegen den Pin auf der Einfalle fällt.

Zitat von vo2 im Beitrag #1

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aber nicht bedacht, dass beim Schlagwerk die Stellung der Zahnräder essentiell ist.

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Zitat von vo2 im Beitrag #1

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dass der Hammer in der Zeit zwischen Halb und Stundenschlag nahezu voll angehoben ist.

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Zitat von vo2 im Beitrag #1

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Ich hab sie aber auf eine 3/4 Umdrehung des Rades eingestellt. Das funktioniert prima. Spricht etwas dagegen die Dauer Warnung so lange zu machen?

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Seit 1984 bin ich im Internet (na ja damals sagte man noch Mailboxen) und in all den Jahren ist das die ausführlichste und netteste Antwort, die ich je auf eine meiner Fragen erhalten habe. Markus danke dafür. Bernd aber natürlich auch.

Das hat mir sehr geholfen und obwohl die Uhr auch in meiner Einstellung lief hab ich sie noch mal neu zusammen gesetzt.

Das Schlagwerk stoppt jetzt genau nach dem letzten Schlag und das Anlaufrad der Warnung macht eine halbe Umdrehung.
Sie schlägt auch wie sie soll. Alles gut. Danke.

Gruß
Frank

Hallo Markus

Da die Fragestellung hier ja nun beantwortet ist, könnte ich den Beitrag ja mal kapern ( sozusagen ).
Du sagst :

Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #3

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Es ist unnötig sich bei der Demontage die Position der Schlagwerksräder zu merken und verkompliziert nur den Zusammenbau.

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Zitat von Frank im Beitrag #6

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Kann es sein das Deine Methode nicht immer funktioniert

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Wenn bei älteren Großuhrwerken die Positionen von bestimmten Rädern und Trieben zueinander relevant waren, wurde gerne mit Markierungen gearbeitet. Beispielsweis findet sich oft ein Triebzahn der am Ende leicht abgeschrägt wurde und auf dem zugehörigen Rad eine Körnermarkierung. Sieh doch mal nach, ob bei Deinem Werk solche Markierungen vorhanden sind, die Chance besteht zumindest.

Eigentlich brauch man sich die Einstellung nicht Merken,es gibt eine Grundeinstellung und zu 90 % klappt das auch,und wenn nicht sind das ein paar
Minuten mal eben die Platine hoch und ein Rad oder auch 2 etwas zu versetzen.
Bei der Pondüle ist es ein bisschen fummeliger mit 2 Räder,die in einer bestimmten Position an den Hebeln anliegen sollte,dafür hat das Hebnägelrad
aber meistens eine Brücke zum einstellen.

Hallo

Zitat von Manfred im Beitrag #9

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Eigentlich brauch man sich die Einstellung nicht Merken,es gibt eine Grundeinstellung und zu 90 % klappt das auch,und wenn nicht sind das ein paar
Minuten mal eben die Platine hoch und ein Rad oder auch 2 etwas zu versetzen.

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