Habe vor kurzem eine Taschenuhr erworben, die offensichtlich für den amerikanischen Markt bestimmt war (Baujahr vermutlich zwischen 1850 und 1870; schönes und edles Sprungdeckel-Silbergehäuse mit einfachen wohl schweizer Brückenwerk). Besitze noch ein ähnliches edler ausgeführtes Werk etwas neuerer Bauart - sonst habe ich diese Art Ankerhemmung aber noch nirgends in der Literatur oder sonstig gefunden.
Kann mir jemand Hinweise zu der Anker-Hemmung geben?
Aber nur auf den allerersten Blick. Denn bei Brocot erfolgt die Hebung über die zylindrische Mantelfläche der Stifte, und diese sind auf der Rückseite nur flachgefeilt, um Freigang zu schaffen. Hier ist es genau umgekehrt: Es gibt es eine plane Hebungsfläche, und der Zylindermantel hat keine Funktion. Auch die stufenförmigen Zähne sind ungewöhnlich.
Selten. Und hier hat man sich was bei gedacht! Spitzzahnankerhemmung mit hochstehenden Paletten. Als Kolbenzahn gibt es das von Kienzle. Als Spitzzahnankerhemmung habe ich auch so eine Ausführung mit der Hebung über die flachen Teile der Stifte. Hat bei mir massive Nachteile, weil sich das Öl natürlich nicht an den spitzen Zähnen halten kann und bei den Ankerstiften auf den Ankerkörper abfließt. Folge: Ankersteine trocken, Uhr steht. Hier aber sehe ich die kleinen Häkchen im Hemmungsrad. Da bleibt das Öl besser haften, außerdem haben sie die Funktion der Ankerbegrenzung. Begrenzungsstifte dürfte die Hemmung daher nicht haben.
Nette Ausführung. Wie sieht denn der Rest der Uhr aus?
Christoph Beck
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Anker_speziell_2a.jpg
Anker_speziell_2b.jpg
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Anker_speziell_2d.jpg
Hier noch die komplette Uhr- die Herstellerbezeichnung auf dem Innendeckel ist möglicherweise ein Fake - in USA wurden wohl massenweise "Tobias"-Uhren mit Ursprung Schweiz verkauft. Begrenzungstifte sind tatsächlich nicht vorhanden. Die Uhr läuft altersgerecht sehr gut.
Sieht schon sehr ähnlich aus, oder? Aber ist ganz anders: Kolbenzähne, und mit Begrenzungsstiften. Wenn Interesse besteht, kann ich auch ein Gangmodell der Kienzle-Hemmung zeigen. Aber dann mit eigenem Faden. Frank
Ja - sehr interessant (das Gangmodell würde mich auch sehr interessieren - die Ausführung kenne ich noch nicht)!!!
Ich habe noch ein anderes Werk mit genau dem Hemmungsrad aber nicht so einem handgefeiltem Anker wie bei der "USA" und eine ordentliche Kompensationsunruh (dafür wahrscheinlich neuer). Das werde ich am WE mal näher betrachten - vielleicht gibt es weitere interessante Aspekte.
Habe mir überlegt es könnte auch sein, dass die "amerikanische Uhr" in USA auf Basis eines schweizer Rohwerks zusammengesetzt und die Hemmung nachträglich eingepasst wurde (ähnliches war auf Grund Handelbeschränkungen und Zölle im 19. Jhd. in USA verbreitet so . z.B. auch bei bekannten UM wie Saltzman und Jacot). Es ist zwar spekulativ - aber das würde hinsichtlich der Qualität und Ausführung der etwas widersprüchlichen Kombination Sinn ergeben.
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26.01.2021 21:15
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