kurz zu mir, ich bin 59 Jahre, Projektleiter im Bauingenieurwesen und lebe in einer Kleinstadt namens Gunskirchen in Österreich. Ich interessiere mich für Technik und nun auch immer mehr für Uhren, Uhrwerke und deren Fertigung, mittlerweile habe ich schon einen Lorch Uhrmacherdrehstuhl mit 6 mm Spannzangen und Kreuzsupport. Da die Nickelschicht am Kreuzsupport schon sehr angegriffen ist, möchte ich die einzelnen Teile neu galvanisieren, nun stehe ich jedoch vor einigen Fragen
Zitat von WKW im Beitrag #1wie zerlegt man diese beiden Führungsteile?
Der durchbohrte Zylinder neben dem fraglichen Messingteil ist ein langer Exzenter, der fast durch den ganzen Oberschlitten verläuft. Plan- und Oberschlitten sind über eine Dreh-Achse verbunden, die mit diesem Exzenter gespannt wird.
Ohne deine Konstruktion genau zu kennen würde ich also annehmen, dass man zuerst wie im normalen Betrieb mit einem Einsteckstift den Exzenter löst bis sich der Oberschlitten drehen lässt. Jetzt muss man die Exzenterwelle rausziehen. Dazu sollte es irgendwo eine Madenschraube oder einen Stift geben, der das versehentlche Herausziehen verhindert. Wenn die Exzenterwelle raus ist, kann man die Schlitten trennen.
Keine Gewähr, dass es bei deiner Maschine genau so ist.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
das markierte Teil mußt Du herausziehen, evtl. mit einer Drehung, das weiß ich nicht mehr genau. Wenn Du den Stift entfernt hast, kannst Du das Oberteil abheben.
Du solltest auch bedenken, daß die Paßflächen bei der geplanten Bearbeitung nicht verändert werden dürfen, falls das Werkzeug später nicht nur schön, sondern auch präzise sein soll. Ich hätte Bedenken, daß ein Galvanikbetrieb das hinbekommt, ohne daß Passungen sich verändern.
Vielen Dank für die Hinweise zu den Paßflächen, ich habe mir folgendes überlegt: Die Schwalbenschwanzführungen werden über Keilleisten eingestellt, der Schwalbenschwanz wird mit Abdecklack vor dem vernickeln abgedeckt und die Keilleisten werden nicht vernickelt. Die zwei Flächen, welche durch die besagte Exzenterspannwelle aneinandergepresst werden möchte ich mit einem Abdecklack behandeln (dieser verhindert das dort Nickel ansetzen kann)
Die originale Nickelschicht ist galvanisch aufgebracht und ziemlich dick. An den abgeblätterten Stellen fehlt sichtbar Material. Wenn das hinterher wie neu Aussehen soll, muss zuerst komplett die alte Nickelschicht mit Kupfer Unterschicht runter, was schwierig ist. Dann muss geschliffen werden. Beim neu Vernickeln darf natürlich auch die Skala nicht mit Kupfer zugekleistert werden, was an anderer Stellle eine schöne Oberfläche machen würde. Abdecklack funktioniert oftmals nicht zuverlässig und eine neue gute Nickelschicht wieder abzubekommen ist übel.
Alternativ kann man einfach so chemisch vernickeln, was sehr viel dünner ist. Hier wird man aber die Absätze zur alten Schicht deutlich sehen und weitere Ablösung der alten Schicht ist nicht auszuschließen.
In Summe ist das ein großer Aufwand für eine Maschine, deren Alter nicht ohne Substanzverlust kaschiert werden kann und eigentlich auch nicht sollte.
Ich würde die Teile sorgfältig reinigen, vielleicht bürsten und mit Konservierungswachs (mikrokristallin) schützen. So sehen sie sauber aus, sind voll gebrauchstüchtig und der Charakter der Maschine bleibt erhalten. Nacharbeit wird sich in meinen Augen eher in Form einer überschliffenen Einstelleiste, nachgeschabter Führungen und einer überholten Spindellagerung lohnen.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
bevor Du Geld in die Verschönerung einer 6 mm Drehbank steckst, solltest Du sie einer genauen Technischen Prüfung unterziehen. Dazu kann ich Dir das Buch von Jendritzki/Stern "Der Uhrmacher an der Drehbank" empfehlen.
Ich möchte Dir Deine Maschine nicht schlecht reden, aber wenn der Rest genauso aussieht, wie der Support, wird es schwierig werden, damit gute Ergebnisse im Uhrenbereich zu erzielen. Prüfe vor allem den Rundlauf der Drehspindel, und aller Spannzangen. Wenn Du dabei schon Fehler hast, taugt die Maschine nur als Deko-Objekt, denn Ersatzteile, oder neue Spannzangen gibt es für die fast 100 Jahre alten Drehstühle nicht mehr. Auch Zubehör wie Backenfutter oder Stufenspannzangen sind für die 6 mm Maschinen rar.
Ich kann mich dem Rat von Mikromeister nur anschlißen. Statt einer optischen Retusche, halte ich eine gründliche Reinigung + Konservierung mit ggf. ergänzender technischer Optimierung für den richtigen Weg.
Eine technisch einwandfreie Maschine mit "ehrwürdiger Patina" ist was Feines!
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17.12.2020 18:08 (zuletzt bearbeitet: 17.12.2020 18:10)
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