Vor einiger Zeit konnte ich aus meiner Firma eine schöne kleine Schaublin 70 mitnehmen. Mit der Uhrmacherei hab ich nicht viel am Hut (ausser das wir in der Firma auch Teile für renommierte Uhrenfirmen bzw. deren Zulieferer herstellen...), aber ich liebe die alten Maschinen und freue mich immer mit ihnen zu arbeiten (eine Astoba UW1, Aciera 6T, Technika UF-150 stehen auch noch in der kleinen Werkstatt) Da die Schaublin 70 oft von den Uhrmachern benutzt wird, und ich mir hier viel Fachwissen und Austausch erhoffe, stelle ich meine Maschine hier mal vor.
Die Maschine war komplett mit Kreuzschlitten und Reitstock, aber hatte leider fast kein Zubehör dabei. Es waren nur Spannzangen von 0.5-3.5mm und die Schnellspannvorrichtung für die Spannzangen vorhanden. Das zweite Problem war der Spindelstock mit Gleitlager. Die waren (durch Ölmangel oder Schleifstaub?) so eingelaufen, das sie ca. 0.05mm Oval waren und sich nicht mehr einstellen liessen.
Glücklicherweise konnte ich mit einem Kollegen einige Teile tauschen, so das ich nun einen schönen Spindelstock mit Kugellager und einen Spannzangensatz von 0.5-10mm habe.
Nun bin ich daran, die Maschine weiter auszustatten und habe schon ein paar Sachen gefunden und gebaut.
Was ich im Anfangsthread noch vergessene habe... Wie sie am Anfang aussah. Etwas Reinigungsarbeit war schon nötig, damit sie wieder so glänzt. Erstaunlicherweise ging das ganze Öl- und Schleifstaubgemisch mit Glasreiniger am besten weg. Der ganze Lack darunter, war aber besser als es das anfängliche Bild vermuten liess.
Von einem Kollegen konnte ich günstig ein Dreibackenfutter kaufen, das von der Grösse her recht gut zur 70er passt.
a.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Futter war allerdings auf einer Habegger 70 montiert. Anscheinend haben Habegger und Schaublin leicht unterschiedliche Toleranzen? Die Passung des Flansches war jedenfalls 0.02 mm zu klein und montieren auf der Schaublin Spindel war unmöglich. Da hilft nur umarbeiten...
Den Flansch spannte ich auf dem Magnetfutter und richtete ihn grob mit der Pinole des Reitstocks, dann mit dem Bubitast aus . Anschliessend die Passung ausgedreht, das Mass konnte ich an einem anderen Flansch vergleichen.
b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Hat alles geklappt, die Passung ist perfekt satt geworden und der Rundlauf des Zentrierbundes ist noch in 0.002mm.
c.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Anschliessend hab ich das ganze Futter gereinigt, neu gefettet, geölt und wieder montiert. Einen kleiner Vierkanntschlüssel wurde auch noch umgearbeitet auf 7mm.
Gratulation, eine sehr schöne Maschine. Welch ein Glück, solch eine gute Maschine aus der Firma mitnehmen zu können. In den letzten Jahrzehnten habe ich immer die mechanischen und feinmechanischen Werkstätten der Hochschulinstitute und der Produktionsstandorte unseres Unternehmens besucht und mit den Kollegen gefachsimpelt. Das standen viele schöne Maschinen herum. Ich war aber nie erfolgreich.
Ich habe aber im Laufe der Zeit zumindest die beiden Pendel-Hauptuhren einer Siemens Uhrenanlage (Sekundenpendel) und einige sehr schöne CTW Nebenuhren (beidseitig, circa 1,5 Meter Durchmesser) zum Schrottpreis ergattern können.
Von meiner Schaublin 70 bin ich auch ganz begeistert. Meine 70 - 80 habe ich im Jahr 2010 bei einem Maschinenhändler aus Dänemark gekauft. Ich hatte auch ein Problem mit den Gleitlagern des Spindelstocks und habe das vordere Lager auf meiner Boley Uhrmachdrehbank überarbeitet und anschließend die Spindel eingeschliffen. Das Ergebnis war sehr gut. In der Zwischenzeit habe ich aber noch zwei weitere Spindelstöcke erstehen können. Einer davon gleitgelagert NOS und einer rollengelagert in einem Top-Zustand. Ich habe mir über die Jahre noch etliches an Zubehör zusätzlich anschaffen können und kann damit so ziemlich aller Arten von Arbeiten durchführen.
Wow, deine Schaublin 70 ist ja TOP ausgestattet!!! Da bin ich noch weit davon entfernt...
Bei mir kamen als erstes ein paar Tripan Halter der 11er Serie dazu. Dazu noch ein kleines Steckbrett um die Halter sauber aufgeräumt und griffbereit zu haben.
Da ich ihn aber eher als Handhebelreitstock mit Bohrfutter nutzen möchte, habe ich noch eine einfache zusätzliche Pinole für ein kleines Albrecht Bohrfutter mit B12 Kegel gemacht. Das Gewinde ist für die Abdrückmutter (falls man das Futter doch mal wechseln möchte)
solch einen Hebelreitstock mit angetriebener B8 Spindel habe ich vor einigen Monaten auch gesehen. Und auch schon mal die Spindel solo. Das hat mich wirklich "in den Fingern gejuckt" den Hebelreitstock zu kaufen, ein wirklich schönes Gerät. Aber ich habe dem Kaufimpuls nicht nachgeben, weil mir keine für mich relevante Anwendung eingefallen ist. Die SV B8 Spannzangen dazu habe ich.
Bei mir liegen noch einige überschüssige Teile (Planscheibe, Spänewanne, etliche W12 und B8 Spannzangen, Kreuzsupport mit zwei Schlitten, Schnurlauf für Fräs- und Schleifspindeln) in den Schubladen. Vielleicht können wir etwas tauschen.
Was für eine Augenweide. Und beide Maschinen sind offensichtlich in fachkundigen Händen. Bei uns in der Gegend ist Schaublin extrem selten vertreten. Hier ist traditionell Lorch-Land, schon allein durch die nähe zu Frankfurt. Das ist feinster Maschinenbau. Für den Neupreis einer solchen komplett ausgestatteten Maschine hätte man aber auch hier auf dem Land zu DM Zeiten ein gebrauchte Häuschen kaufen können.
vielen Dank. Meine erste Lorch (6 mm Uhrmacherdrehstuhl) habe ich mir irgendwann Mitte der 80er gekauft. Das war aber in der Lüneburger Heide und nicht in Frankfurt :-). Von 1989 bis 1999 habe ich in Darmstadt und in der Nähe von Bensheim gewohnt. Ja, das stimmt, insbesondere der Odenwald war Lorch Land. Die Maschinen waren aber auch zu den Zeiten nicht einfach zu finden. Es war schon mühsam, die Kleinanzeigen in den Annoncenblättern regelmäßig durchzusehen. Ich habe dann, es war wohl 1990, eine Lorch mit 20er Spannzangen gekauft. Die war aber leider komplett runtergewirtschaftet. Optisch noch sehr gut, aber die Lager im Spindelstock waren fertig und auch der umklappbare Reitstock mit zwei Pinolen. Die Maschine war wohl im Dauereinsatz zur Schreibgerätefabrikation in Heimarbeit. Was ich aus der Zeit noch stehen habe, ist eine sehr alte Wolf & Jahn für 15er Spannzangen in mechanischem Bestzustand.
Ich habe mich immer gefragt, wie Lorch und Wolf & Jahn in Frankfurt nebeneinander existieren konnten.
Ich hätte mich auch auf Lorch konzentrieren können. Aber Schaublin 70 war bis vor kurzem einfach sehr viel besser verfügbar im Gebrauchtmaschinenmarkt. Die Zeiten scheinen jetzt aber auch vorbei zu sein.
Besitzt Du Lorch Maschinen? Wenn ja, dann wären Fotos davon sehr interessant.
Für Schaublin muss man wohl eher in der Schweiz suchen, evtl. Süddeutschland.
Wolf-Jahn ist ein regelrechtes Mysterium. Taucht immer wieder mal auf, aber sonst findet man nichts an Informationen. Eine habe ich auch noch irgendwo stehen.
Lorch liefen hier in unserer Gegend unfassbare Mengen. Leitz und Hensoldt(Zeiss) in Wetzlar und MINOX, um nur die wichtigsten Firmen zu nennen. Leitz hatte in den 60er/70er Jahren allein ca 5000 Mitarbeiter. Mechanikerdrehmaschinen waren da praktisch ausschließlich Lorch, von ein paar alten Kärger Drehmaschinen mal abgesehen. Hauptsächlich die Lorch-Baureihen LL, A und B. Werksintern Große-Lorch (B-Modelle), Mittel-Lorch (A-Modelle) und Fasserbank (LL-Maschinen) genannt. Die LL-Baureihe war aufgrund ihrer Größe auch viel bei Heimarbeitern zu finden. Da hat so mancher, insbesondere mit Linsenfassen, sein Häuschen mit abbezahlt. Im Customer-Care der Firma Leica Camera laufen bis heute mehrere Lorch Maschinen.
Lorch leidet heute sehr darunter, dass diese wunderbare Firma 1975 in Konkurs gegangen ist und sich niemand um die Ersatzteilversorgung und den Service gekümmert hat. Auch Literatur ist extrem selten zu finden. Die Maschinen, die also heute auftauchen, sind dementsprechend oft in schlechtem Zustand. Also nichts für einen Anfänger, der sich da nicht selbst helfen kann.
Ich selbst habe eine ganze Reihen von Lorch-Maschinen. Vom 6mm Drehstuhl bis zum B-Modell. Die Baureihe, die bei mir am meisten läuft, ist allerdings die Baureihe LL mit 65mm Spitzenhöhe. Davon habe ich ziemlich die ganze Modellpalette, könnten so 10 Stück sein. Allerdings sind nur 4 Stück davon Betriebsbereit und bei mir in der Werkstatt in Gebrauch. Die allerdings nahezu täglich. Wenn ich nächstes Jahr in Rente gehe, wird es wohl ein wenig ruhiger werden. Das B-Modell mit 120mm Spitzenhöhe ist die Maschine für Vorrichtungsbau und Werkzeuge bei mir. Bilder habe ich ja schon hier und da mal im Forum gezeigt. Wenns zum Jahresende ein wenig ruhiger wird, kann ich ja mal noch eine Bilderserie machen. Insbesondere auch vom reichhaltigen Zubehör für diese Maschinen.
Ja, das mit dem Zubehör ist so eine Sache. Auch in der Schweiz findet man nicht mehr so viel Schaublin Zubehör, jedenfalls nicht zu bezahlbaren Preisen... Aber auch der restliche Maschinen Markt ist irgendwie ausgeschöpft. Es gibt immer weniger Leute die Zubehör oder Maschinen verkaufen (und auch weniger die Kaufen)
Darum mach ich mir mein Zeugs jetzt selber
Ich habe für die 70er eine Sperrklinke für einen Ratschen-Teilapparat gefunden, leider ohne Teilscheibe. Die Teilscheibe zu bekommen ist ziemlich schwierig, Deshalb hab ich sie dann selbst hergestellt.
Die Scheibe musste ich aus 15mm Plattenmaterial machen, da ich grad nichts passenderes im Haus hatte... Erst den Innendurchmesser der Platte auf der Drehbank auf 19.00mm ausgedreht, so das es dann sauber, saugend auf die Spindel der Schaublin 70 passte.
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Anschliessend auf die Fräsmaschine auf den Rundtisch gespannt, und den Aussendurchmesser mit etwas Übermass gefräst.
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Dann wieder auf die Drehbank, auf einen 19mm Dorn gespannt und den Aussendurchmesser auf 112mm gedreht und im Dreibackenfutter noch den Flansch angedreht.
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Anschliessend noch ein M6 Gewinde geschnitten, um die Scheibe dann auf der Spindel befestigen zu können.
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Einen Passenden Prismenfräser mit 30° hatte ich leider keinen, und konnte auch keinen auftreiben (ja, einen passenden Schlagzahnfräser zu schleifen, wäre eine Möglichkeit gewesen. Da traute ich mir aber nicht zu, den Winkel so genau zu treffen). Einen 30° Fasenfräser hatte ich da, so musste es halt mit dem funktionieren... Erst einmal auf dem Teilapparat mit einem 1.5mm Scheibenfräser geschlitzt und anschliessend mit dem Fasenfräser in einem Schrupp- und einem Schlichtschnitt die 30° Schlitze angebracht.
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21.11.2020 21:48
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