Ich bin im Besitz einer Pendeluhr, bei der sich regelmäßig, nachdem sie ganz abgelaufen und stehengeblieben ist, der Abfall der Hemmung komplett verstellt hat. Ich erkläre mir dies wie folgt:



Im Normalfall (A) trifft der Zahn des Steigrads auf die Ruhefläche der Palette, durchläuft die Ruhe, durchfläuft anschließend die Hebefläche, und verlässt im Palette im Fall. Soweit so gut.

Wenn die Uhr gerade stehenbleibt (C), ist die Amplitude so klein geworden, dass der Zahn nur noch auf der Ruhefläche herumrutscht und die Hebung gar nicht mehr erreicht.

Mit immer abnehmender Amplitude muss es dazwischen aber auch den Fall (B) geben: Der Zahn tritt zwar noch in die Hebefläche ein, verlässt diese aber nicht mehr. Die Amplitude ist nicht mehr gruß genug, um den Zahn wieder freizugeben. Das ausgelenkte, schwere Pendel drückt mit seinem Rückstellmoment auf die Zahnspitze. Aufgrund des flachen Winkels der Hebelfläche tritt aber Selbsthemmung ein; der Zahn kann nicht ausweichen.

Offenbar verdreht sich in dieser Situation die Gabel auf der Ankerwelle; anderfalls könnte schlimmstenfalls womöglich sogar der Zahn beschädigt werden.

Meine Frage ist nun: Warum tritt dies gerade bei dieser Uhr gehäuft auf, und bei anderen gar nicht? Ist dies ein bekanntes Problem? Wie wird ansonsten eine Beschädigung beim Ablauf der Uhr vermieden?

Moritz|addpics|v51-p-0370.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|

Hallo

Ich hatte vor kurzem ein ähnliches Problem. Der Abfall einer von mir restaurierten PU veränderte sich beim Kunden.
Den Anker auf der Achse etwas strenger gemacht, Problem behoben.

Gruß hermann

Hallo,
wenn es eine neuer Uhr ist, ist vielleicht dies der Grund?

http://www.uhren-park.de/i/ankerautomati...ieninger-uhren/

Gruß Werner

Nein, keine Ankerautomatik. Ganz klassisch.
Ich habe halt Angst, dass das Steigrad beschädigt wird, wenn ich die Gabel strenger auf die Ankerwelle presse, und dann das schrägstehende Pendel mit vollem Gewicht auf der blockierenden Hemmung aufsetzt.

Moritz

Hallo

Deswegen ja nur ein wenig strenger machen.

Gruß hermann

Dass das Verstellen des Abfalls bei dieser Uhr gehäuft auftritt, könnte mit einem relativ kleinen Hebewinkel zu tun haben. Die Restkraft des Uhrwerkantriebs kämpft gegen die Kraft, die die rückfallende Palette auf den Gangradzahn ausübt. Bei Ausgleich der Kräfte bleibt die Palette auf der Zahnspitze stehen.
Bei kleinen Pendulen mit größerem Hebewinkel ist möglicherweise die Druckkraft der Ankerpalette groß genug, den Zahn entgegen der ursprünglichen Richtung wegzudrücken.
Die Abfallverstellung kann auch durch eine zu leichte Reibung zwischen Anker und Pendelgabel verursacht werden.

1. Man sollte dafür sorgen, dass eine Uhr nicht stehen bleibt, sie also rechtzeitig aufziehen. Erreicht eine Feder getriebene Uhr die ursprüngliche Gangdauer nicht mehr, ist das Uhrwerk verschmutzt, verschlissen oder die Feder ist ermüdet.

2. Ich empfehle, die Reibung zwischen Anker und Pendelgabel nicht schärfer zu machen, wenn die Uhr normalerweise so läuft. Diese Reibung bietet einen Schutz, der eine Verformung der Steigradzähne verhindert.
Ist die mangelnde Reibung dagegen die eigentliche Ursache für die Abfallverstellung und das folgende Stehenbleiben, muss sie natürlich etwas verschärft werden.

3. Meine Gewicht getriebene Standuhr halte ich grundsätzlich vor jedem Aufziehen an, um das Hemmungsrad zu schonen und den Abfall nicht zu verstellen. Denn während des Anhebens des Gewichts ist das Uhrwerk antriebslos, da das Werk kein Gegengesperr besitzt.


Roland

Ich habe ein Junghanswerk mit massiver Hakenhemmung. Bei dieser ist die Zeigerfriktion viel zu schwach, so daß dieser Effekt sehr oft auftritt. Weil die Uhr aber durch das Fehlen vieler Teile (gesamtes Schlagwerk, keine originale Ankerbrücke usw. eigentlich nur noch ideellen Wert hat (hatte als sie Kind auf dem Schrott gefunden), denke ich darüber nach, Anker und Gabel fest miteinander zu verbinden. Dafür will ich die Gabel an einer bestimmten Stelle schwächen, damit ich den dann Abfall durch Biegen einstellen kann.

Hallo Micha,
ist vermutlich keine so gute Idee. Schau doch einfach mal nach ob die Ankerwelle dort wo die Gabel drauf sitzt nicht leicht konisch geformt ist. Dann kann man die Buchse der Gabel sehr einfach fester auf die Ankerwelle pressen. Hält dann Bombenfest.

lg Christian

Mal versuchen das Pendel anzuhalten , während des aufzugs

Zitat von steffl62 im Beitrag #8

---

Hallo Micha,
ist vermutlich keine so gute Idee. Schau doch einfach mal nach ob die Ankerwelle dort wo die Gabel drauf sitzt nicht leicht konisch geformt ist. Dann kann man die Buchse der Gabel sehr einfach fester auf die Ankerwelle pressen. Hält dann Bombenfest.

lg Christian

---

Ich habe inzwischgen aus der Not eine Tugend gemacht und quick&dirty einen gabelentlastenden Pendelmitnehmer gebastelt. Nicht schön, aber funktioniert.
Kann zumindest der Uhr nicht schaden und ließe sich bei Nichtgefallen spurlos wieder rückbauen. Und anstatt dass es mir beim Stehenbleiben oder Anhalten wieder die Gabel auf der Ankerwelle verdreht, schert nun der Pin an der Gabel aus der v-förmigen Kerbe in der gewichtsbelasteten Wippe aus, ohne dass sich erneut alles verstellt.





Moritz

Die Idee gefällt!
Das gibt es auch bei Präzisionspendeluhren, wo die Gefahr, dass das i.d.R. sehr schwere Pendel (6kg und mehr sind keine Seltenheit) durch seine Trägheit die feinen Gangradzähne beschädigen könnte, wenn das Werk schon abgelaufen ist und das Pendel noch "ausschwingt".

Schöne Lösung! (habe ich mir gleich als Vorlage gespeichert)

Roland