Liebe Profis, ein Vorarbeiter hat - aus welchem Grund auch immer - die Alarmauslösenase abgefeilt! (Wenn sie wenigstens nur reingebogen worden wäre...).
Wie bekomme ich da wieder eine solche "Nase" rein, ohne das Rad zu verbeulen?
Ich würde ein etwas größeres Stück Messing vierkantig feilen, sodass es genau in die Lücke passt. Sofort die Schräge draufmachen und polieren. Dann von unten einsetzen und mit etwas Zinn festlöten. Das untere Ende dann absägen und das Rad entweder von unten abdrehen oder fein abschleifen. Fertig.
Ist im Prinzip ganz einfach, Weichlot verträgt keinerlei mechanische Belastung der Lötstelle und sollte nur dazu dienen Teile an Ihrer Position zu halten. Bei der Schwalbeschwanzverbindung für Federhäuser z.B. erfolgt der Kraftschluss hauptsächlich über den Schwalbenschwanz, da kannst Du den Einsatz ruhig weichlöten Hartlot hingegen verträgt auch mechanische Belastungen direkt an der Lötstelle, wieviel hängt dann vom verwendeten Lot ab.
Nun, recht viel Belastung kommt hier im Normalfall ja nicht rauf, allerdings besteht die Gefahr, dass durch die Zeit oder unsachgemäße Behandlung doch Belastungen entstehen, die ein Hartlöten geeigneter erscheinen lassen? (Ich kanns ja mal mit Weichlöten probieren und dran in Maßen rütteln, im Schadensfalle muss ich halt hart löten ausprobieren).
Das sagt nix aus. Zinn ist amorph. Das bedeutet das es bei geringer Belastung nicht sofort bricht sondern sich erst nach einiger Zeit Belastungsrisse bilden. Dann verwende lieber 2-Komponenten Klebstoff der ist da viel zuverlässiger.
Wenn man das Stück, was eingelötet werden soll, recht stramm einpasst, dann sollte Weichlot halten. Wie schon richtig gesagt, sollte das Lot nur verhindern, dass der Haken herausfällt, mehr nicht. Hartlot an so einer Stelle finde ich immer nur als zweitbeste Lösung, weil durch die hohen Temperaturen eine Gefügeänderung im Messing stattfindet, alles wird weicher. Das ist u. a. auch der Grund, warum man bei dem Zahnersatz mit Schwalbenschwanz (s. o.) Weichlot nimmt. Es soll nur verhindern, dass die Blombe zur Seite herausfällt, halten soll es schon alleine durch die Formgebung.
Weichlöten in so einem Fall mache ich übrigens immer mit der Flamme. Lötfett angeben, oder wenn Radiolötzinn verwendet wird, einfach nur das Zinn angeben, weil dort schon Flussmittel drin ist. Ich schneide dazu immer mit dem Cuttermesser von dem 1mm-Lötdraht ca 1mm Länge ab und gebe es an die Lötstelle. Dann eine weiche Flamme draufhalten, Vorsicht, nicht zu viel Hitze. Und wenn das Zinn schmiltz, sieht man sehr deutlich, dass das Zinn in den Spalt läuft. Sofort Hitze wegnehmen und nichts berühren, bis alles abgekühlt ist. In so einem Fall verwende ich NICHT den Lötkolben, sonder tatsächlich meinen kleinen Kartuschenbrenner. Wenn man hinten alles versäubert, sieht man von der Reparatur tatsächlich nur einen feinen Lötspalt, also fast nichts (wenn man vorher sauber gearbeitet hat)
Wow, vielen Dank für die Anleitung, so werd ich es versuchen. Das Zufeilen des Passstücks ist mE ohnehin die (für mich) wesentlich kniffligere Aufgabe.
Zitat von carondeb im Beitrag #8Wow, vielen Dank für die Anleitung, so werd ich es versuchen. Das Zufeilen des Passstücks ist mE ohnehin die (für mich) wesentlich kniffligere Aufgabe.
Kannst du einfach aus einem Stück Rundmessing, was annähernd den Durchmesser der langen Seite vom Rechteck her hat sauber feilen. Immer schön von unten her rein schieben und anpassen. Ist immer gut im Schraubstock zu halten. Wenn du dann fertig alles angepasst hast und Franks Löt Tipp befolgst, würde ich noch mit einem Gravierstichel die Kanten der Öffnung leicht entgraten, dann fließt das Lot sauber und kompakt aus....das wird gut.
Zitat von steffl62 im Beitrag #6Das sagt nix aus. Zinn ist amorph. Das bedeutet das es bei geringer Belastung nicht sofort bricht sondern sich erst nach einiger Zeit Belastungsrisse bilden. Dann verwende lieber 2-Komponenten Klebstoff der ist da viel zuverlässiger.
Wenn man die vielen Weichlotstellen an Elektronik oder auf Dächern anschaut, kann man kaum glauben dass das nicht hält. Dass 2K Kleber viel zuverlässiger sei kann ich nicht bestätigen.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Kleines Zwischenupdate - nachdem das kleine übers Federkerntrieb gelegte Rad, das den Alarm nur eine bestimmt Zeit laufen lässt, fehlt, würde der Alarm ohnehin nicht recht gut funktionieren, weil danach der Wecker steht :( Vielleicht werde ich die Reparatur dennoch versuchen, und wer weiß ob ich nicht so ein Rad in der Kiste finde...
Bildschirmfoto 2020-06-22 um 09.04.04.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zitat von steffl62 im Beitrag #6Das sagt nix aus. Zinn ist amorph. Das bedeutet das es bei geringer Belastung nicht sofort bricht sondern sich erst nach einiger Zeit Belastungsrisse bilden. Dann verwende lieber 2-Komponenten Klebstoff der ist da viel zuverlässiger.
Wenn man die vielen Weichlotstellen an Elektronik oder auf Dächern anschaut, kann man kaum glauben dass das nicht hält. Dass 2K Kleber viel zuverlässiger sei kann ich nicht bestätigen.
Jeder darf natürlich glauben was er mag. Meine Erfahrungen aus einem Berufsleben in der Elektronik Fertigung und Entwicklung und aus den letzten 10 Jahren in denen ich mechanische Uhrwerke repariere sind halt andere.
Wenn Zinn über kleinen Oberflächen richtig was halten soll, geht das immer schief. Wenn eine Sache aber formschlüssig zusammengefügt ist und das Zinn eigentlich nur noch zur Sicherheit dient, gibt das nie Probleme. Erstaunlich sind aber 2 Dinge: Bei alten Spindeluhren und auch alten Regulatoren, und damit meine ich die richtig alten, da gab es noch keine Passungen. Also hat man tatsächlich die Spindelwelle in den Unruhbutzen eingelötet! Und bei den alten Regulatoren die Wellen in die Räderbutzen, wenn man nicht die Räder direkt auf die Triebe genietet hat. Und das hält bis heute!. Ich habe mal eine Junghans-Uhr mit einem Wochen-Federhaus gesehen, bei der die Trommel auf das Federrad aufgelötet war. Und zwar mit Zinn. So gut gemacht, dass man die Lotnaht kaum gesehen hat. Dazu wurde in das Federrad axial eine Kerbe eingedreht, die Trommel bekam auch an der Stelle eine Stufe. Alles wurde zusammengefügt und dann verlötet. Hat gehalten. Aber Gegenbeispiel: Wenn man Kabelenden verlötet, um sie in Lüsterklemmen festzusetzen, ist das eine schlechte Lösung, weil das Zinn wandert und irgendwann der Kontakt mangelhaft wird. Nicht umsonst wählt man da im Profibereich mittlerweile Aderendhülsen. Zinn darf also nicht zu sehr mechanisch belastet werden. Und wenn man die Reparatur richtig plant, sodass die Lötstelle eigentlich nur der Sicherheit dient, dann kann nichts schief gehen und die Sache ist auch dauerhaft.
Zitat von steffl62 im Beitrag #13 Jeder darf natürlich glauben was er mag. Meine Erfahrungen aus einem Berufsleben in der Elektronik Fertigung und Entwicklung und aus den letzten 10 Jahren in denen ich mechanische Uhrwerke repariere sind halt andere.
lg Christian
In der Elektronik nimmt man ja Lote die in erster Linie eine gut leitfähige Verbindung herstellen (Bleifrei sind, und niedrig schmelzen....). Sowas ist nicht auf Festigkeit getrimmt. Im Rohrleitungsbau (Klimaanlagen...) gibt es da schon anderes Weichlot, das mit 40N/mm^2 Scherfestigkeit angegeben ist, da kommen die allerwenigsten 2K-Kleber hin. z.B. Fontargen AF 611
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18.06.2020 22:37
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