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Die Uhr lag in Ihrem Versandkarton seit 3 Jahren unberührt und unbeachtet - jetzt hatte ich mal Zeit, mich darum zu kümmern. Da ich noch keine Bulle in den Händen hatte, habe ich natürlich die im Netz verfügbaren Infos studiert. Aber auch Frank (Typ123) hatte ich um Rat gefragt und von ihm wertvolle Tipps erhalten.

Da das Werk im Holzgehäuse vollkommen unzugänglich ist, musste erst mal ein provisorischer Werkständer her: ein Holzbrettchen mit 2 Winkeln aus dem Baumarkt.
Folgende Mängel wurden dann sichtbar:

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1. Die Kontaktplatte war hinten grob abgezwickt, der Anschluss fürs -Kabel weg! Zudem war sie wohl auf der falschen Seite auf fantasievolle Weise befestigt.
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-> das fehlende Messingstück wurde stumpf angelötet und versäubert, die Kontaktplatte auf der anderen Seite (wegen Kabel und Kontaktspirale) befestigt.

2. Die Pendelfeder hatte Stahl-Lamellen! Da hatte sich jemand mit einer Reparatur Mühe gegeben, nur um dann einen satten Kurzschluss zu erzeugen.
-> die grob vernietete Pendelfeder wurde geöffnet, Gewinde geschnitten, nach Einlegen von Leukosilk (nix anderes da über die Feiertage) wieder verschraubt. Das Gewebezeug hat aber eklig gefusselt an den Schnittkanten.
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3. Kontaktspirale lose. -> wurde wieder an Kontaktplatte angeschraubt.
5. Silberne Kontaktfeder fehlt. -> aus Silberdraht 0,2 neu gewickelt. Auf der Ankerseite muss sie eine große Öse erhalten, um auf dem Kontaktstift abzurollen.
6. Das (später) aufgenietete Isolierstück war unförmig und unbearbeitet. Der Silberkontakt war an der Ecke bis zum Ankerblech abgenutzt.
-> Silberblech entfernt, neu aufgenietet (neuen Niet gedreht), beide Plättchen in Form gefeilt und geglättet. Den Kontaktstift im Pendel habe ich abgeschraubt und in der Spannzange poliert.
7. Die Iso-Feder war ausgehängt, aber noch da.

Das Werk habe ich unzerlegt im Ultraschall gereinigt. Nur die Ankerwelle musste ich ausbauen, um am Kontakt zu arbeiten. Zudem saß die Klinkenrolle verdreht auf der Welle. Dann an strategischen Stellen mit Synt-HP 1300 geölt.

Die Messung der Spule zeigte beruhigende 1250 Ohm.

In diesem Faden hatte ich geraten, zum Test des Magneten die induzierte Spannung (>0,3V) zu messen. Nun ist das bei der Bulle etwas umständlich, zudem ist Meßequipment nötig.

Peter Smith (Horologix) zeigt auf seiner Website eine andere, sehr einfache Methode. Er bestimmt den Abstand, bei dem der Magnet eine Kompassnadel um 45° ablenkt.
Der Abstand Mitte Kompass <-> Magnet sollte >18 cm sein.
Da ich keinen Kompass hatte, probierte ich mal die Kompass-Äpp in meinem Smartfon: geht! Der passende Abstand Längsseite <-> Magnet war bei mir 18 cm. Dass der Magnet gut war, zeigte sich auch später noch.

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Auf dem Foto ist ein anderer, schwächerer Magnet.

Nach dem Zusammenbau wird es spannend: läuft das Ding? Tut es!

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Und wie: ab 0,7 V läuft sie zuverlässig.

Aber wie genau läuft so eine Bulle Clockette?
Beim Test leistete mir meine PCZW zusammen mit dem Testkabel für Elektrouhren (Z5) wie immer gute Dienste.
Das grauslige Kontaktbild der Bulle mit vielen Aussetzern fällt sofort auf:

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Die grosse Lücke am Anfang (Pfeil) war immer vorhanden, vermutlich prellt der Anker erstmal vom Kontaktstift ab und unterbricht den Stromfluss für beachtliche 30 ms. Kein Wunder, dass eine sehr lange Kontaktzeit benötigt wird (20-30% der Schwingungsdauer, bei ATO, Brillie etc. nur 10%).
Ganz anders der Impuls einer ATO:

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Mich interessierte dann der Einfluss der Isochronismus -Feder, einer Besonderheit der Bulle.

a) Ohne Iso-Feder, Pendelgewicht unten (Batteriespannung, Gang):
0,8 V -40 Min/d
1,2 V -40,3 Min/d
1,5 V -40,9 Min/d
Pendelgewicht in Mitte:
1,2 V -30 Min/d

b) Mit Iso-Feder, Pendelgewicht in Mitte:
0,8 V -250 s/d
1,2 V -133 s/d
1,5 V -98 s/d

Iso-Feder stärker gespannt:
1,2 V -114 s/d
1,5 V +64 s/d

Iso-Feder schwächer gespannt:
1,2 V -26 s/d
1,5 V +7 s/d

Ein immenser Einfluss dieser Feder und auch ihrer Spannung auf den Gang der Uhr!

Mein Fazit ist, interessante Konstruktion, hübsches Gehäuse - aber mein Favorit wird sie wohl leider nicht!

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Juhu, sie läuft also. Schön und tricky

Frank

Interessanter Bericht und wie man feststellt absolut erfolgreich.

Auch die Zusammenarbeit; vorbildlich, dafür vielen Dank.
Giacumin

Nach 2 Tagen Einlaufen sah das Kontaktbild deutlich besser aus:

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Inzwischen ist es wieder schlechter! Ziemlich zickig, die Dame.

Electric Clock Controller
Die Steuerung für Elektrische Uhren hatte ich vor Jahren entwickelt und über mehrere Stufen immer weiter verbessert. Zwischen Batterie und Uhr geschaltet, hält sie die Uhr auf Quarz- (oder sogar Funk-) Genauigkeit durch Modulation des Impulsstroms. Meine Atos, Brillie, selbst Eureka laufen damit immer genau.

Bei einer Bulle hatte ich es noch nie eingesetzt - hatte auch wenig Hoffnung, da diese Uhren mieses Kontaktverhalten und große Gangschwankungen zeigen, verglichen mit Ato etc.
Inzwischen, nach einigen Anpassungen an die Eigenheiten dieser Uhren, gibt es eine spezielle Bulle Version. Die besprochene Uhr läuft damit nun seit einer Woche sekundengenau.

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Sehr schön, so eine sehr präzise Bulle-Clock. Zumal die Elektronik so klein ist, dass sie unauffällig untergebracht werden kann.

Eine zickige Bulle habe ich übrigens auch. Aber die zickt so sehr, dass ihr mit der Elektronik auch nicht geholfen wäre. Dazu vielleicht später mehr. Auch da bin ich mit Frank in Kontakt.

Frank

Schöne Uhr und toller Bericht.
Bei mir warten noch 2 Bulle-Clocks auf eine Reparatur. Na ja, mein Ruhestand ist ja schon fast zu sehen. Dann habe ich hoffentlich Zeit für all meine Patienten.

Roland