vor einiger Zeit gelangte eine Kaminuhr in meinen Besitz, wie ich sie noch nie gesehen habe. Nicht real, in keinem Forum, auch nicht bei der google-Bildersuche. Ein wahrer Gigant – brutal in seiner Erscheinung !
Ich besitze verschiedene andere Kaminuhren, von denen die Längste, eine Hermle Westminster mit eingesetztem Uhrenkorpus, 71 cm groß ist. Andere Formen (z.B. Goldanker mit in der Länge gezogener Napoleonhut-Form) kommen lediglich auf ca. 65 cm. Aber auch sie stellen eine stattliche Erscheinung dar. Meine Napoleon-Junghans aus dem Herstellungsjahr 1937 kommt gerade mal auf eine Länge von 50 cm; so wie die meisten einfachen Kaminuhren aus der Vor- und Nachkriegszeit. Sie krönten oft den Wohnzimmerschrank (Gelsenkirchener Barock) und bildeten den Höhepunkt bescheidenen Wohlstandes, besonders in der Nachkriegszeit.
Nicht so meine “neue“ Junghans-Giganto. Dieses Monstrum in langgestrecktem Napoleonhut-Design hat eine Länge von 83 cm und eine Höhe von 36 cm ! Das Ührchen wiegt auch ordentlich = Ca. 11 kg !
Das Uhrwerk sitzt auf einem Holzschlitten, fixiert von unten durch zwei dicke Holzschrauben, welche durch die Holzschienen von unten in den Schlitten greifen. So ist das Uhrwerk nach der Demontage der Zeiger äußerst bequem nach hinten herauszuziehen. Diese sonst elende Fummmelei – wie bei anderen Kaminuhren – an die Halteschrauben im Inneren des Gehäuses heranzukommen, entfällt somit.
Das Holzfunier war pupstrocken und an einigen Stellen unschön aufgeplatzt. Als ob sie mal als Sperrmüll-Kandidat längeren Regenschauern mit anschließender tagelanger Sonneneinstrahlung ausgesetzt gewesen war.
Auf der Rückplatine finden sich folgende Einstanzungen: 168 (oben links), am unteren Teil W 203 Junghans 299. Der Halb- und Stundenschlag erfolgt auf 3 Gongstäbe.
Zunächst lief die Uhr nicht. Nach Herausnahme des Uhrwerkes ergab sich ein seltsamer Umstand: Der Anker saß leicht verdreht auf der Ankerachse. Nach Ausrichtung desselben läuft sie nun einwandfrei. Der Abstand von Stunden- zum Minutenzeiger mußte mithilfe zweier Unterlegscheiben vergrößert werden. Später erfolgte noch die obligatorische Nachbehandlung mit dunkler Holzpolitur, die Reinigung des Uhrglases nebst Uhrglasrand, sowie das Anbringen runder Filz-Untersetzer unter den Standfüßen. Der Größe nach passt die Uhr besser in ein großes Herrenhaus oder ein Schloß, als in meine kleine 55 qm große Wohnung, in der sich schon weitere 25 Kaminuhren stapeln. Dazu etliche Modellbahn-Utensilien. Nein – ich muss NOCH keine Messi-Tunnel anlegen ….. Aber ich stehe zu meiner untherapierbaren Sucht !
Auf einem der Fotos steht sie neben einer großen (Höhe = 30 cm) Drehpendeluhr) – auf einem anderen Bild steht sie vor einer “üblich großen” Hermle-Kaminuhr.
Vielleicht hat jemand von euch solch ein Monstrum schon einmal gesehen (oder besitzt es sogar) und kann mir näheres zu seinem Alter sagen.
Alle Wetter Michael! Das ist mal 'ne richtige Wuchtbrumme Gut, dass dein Buffet so groß ist. Diese Art den Gong über so ewig lange Drahtstücke anzusteuern habe ich auch noch nie gesehen. Jedenfalls nicht in der Form. Das wirkt auf mich wie ein Puppentheater. Was mich wirklich erstaunt ist die Tatsache, dass nur drei Gongstäbe verbaut sind. Bei so einem Oschi hätte ich mindestens vier, wenn nicht fünf erwartet. Ist die denn laut?
@ Nippon-Fan = Der Gongschlag ist auch nicht lauter, als bei den kleineren Kaminuhren. Um den Schlag abzustellen, lassen sich die einzelnen Drahtzüge relativ einfach aus- und wieder einhängen. Der hintere Gongstab wird einzeln, die beiden vorderen werden gemeinsam angeschlagen.
@ Cougarnaut = Herzlichen Dank für deine Angaben zu den Baujahren. Noch befindet sich die Riesenuhr im Dauertest. Danach werde ich wissen, wieviele Tage sie durchläuft.
Zitat von Zeitreisender im Beitrag #1Der Größe nach passt die Uhr besser in ein großes Herrenhaus oder ein Schloß, als in meine kleine 55 qm große Wohnung, in der sich schon weitere 25 Kaminuhren stapeln. Dazu etliche Modellbahn-Utensilien. Nein – ich muss NOCH keine Messi-Tunnel anlegen ….. Aber ich stehe zu meiner untherapierbaren Sucht !
Hallo Michael, das kommt mir doch alles sehr bekannt vor! Auch bei mir stapeln sich Kaminuhren und Regulatoren. Da fallen meine über 100 Wecker gar nicht auf. Aber ich bin Dir gegenüber im Vorteil: 6 m² mehr Wohnfläche, außerdem Spur N. Wenn ich endlich mal alle Großuhren optimal aufgehängt/aufgestellt habe, habe ich vielleicht mal Platz für eine kleine Modellbahnanlage. Ich bin z.Z. dabei, die Uhren so zu verteilen, daß ich von jedem Punkt der Wohnung von mindestens einer mechanischen Uhr (Gangzeit mindestens 8 Tage) die Zeit ablesen kann. Wir könnten ja schon fast eine Sucht-Selbsthilfe-Gruppe aufmachen, aber wollen wir von dieser Sucht überhaupt geheilt werden? Nachdem wir schon so viel Geld reingesteckt haben! Ich bin ja begeistert von Deiner Laufzeit von fast 17 Tagen! Wie sieht es denn mit der Gangabweichung nach einer Woche aus?
gut zu wissen, das ich nicht der einzigste Kaminuhren-Messi bin ! Aber wie heisst es doch so schön ? Raum ist in der kleinsten Hütte ....
Nun ja ... ich habe nur am 20 August und gestern die Gangabweichung gemessen. Scheint im normalen Rahmen zu sein; erst zu schnell und kurz vor dem Ende zu langsam. Ich schätze, sie lief in den ersten Tagen übermäßig im Vorlauf, wobei sie am 20. August - dem 11. Testtag - trotz + 3 Minuten bereits wieder langsamer lief. Beim nächsten Test muß ich mal tageweise Gangaufschreibungen machen .....
gut zu wissen, das ich nicht der einzigste Kaminuhren-Messi bin ! Aber wie heisst es doch so schön ? Raum ist in der kleinsten Hütte ....
Nun ja ... ich habe nur am 20 August und gestern die Gangabweichung gemessen. Scheint im normalen Rahmen zu sein; erst zu schnell und kurz vor dem Ende zu langsam. Ich schätze, sie lief in den ersten Tagen übermäßig im Vorlauf, wobei sie am 20. August - dem 11. Testtag - trotz + 3 Minuten bereits wieder langsamer lief. Beim nächsten Test muß ich mal tageweise Gangaufschreibungen machen .....
Beste Grüße, Michael
Ja, es gibt hier im Forum mehrere Michaels Also ich kontrolliere die Gangabweichung immer nach einer Woche und ziehe dann die Uhren neu auf. Da strebe ich schon Gangabweichungen von unter einer halben Minute an, damit sie nach einer Woche noch fast genau gehen. Man kann die Sache natürlich auch anders betrachten, z.B. kann man anstreben, daß die positiven und negativen Gangabweichungen so gering wie möglich sind, was durchaus dazu führen kann, daß nach einer Woche die Differenz größer ist als bei mir, aber sie ging zwischendurch nie so daneben wie meine. Ist alles sozusagen eine Frage der Philosophie. Bei Pendeluhren mit Aufzugsfedern und Hakenhemmung (haben die meisten Kaminuhren) ist es normal, daß sie in den ersten Tagen schneller gehen und später langsamer. Die Hakenhemmung ist eine "rückführende Hemmung", das bedeutet, am Ende der Schwingung wird das Pendel ausgebremst und muß dadurch vorzeitig umkehren. Dadurch geht die Uhr etwas zu schnell. Je weiter das Werk abgelaufen ist, umso weniger wird die die Endschwingung durch die Federkraft ausgebremst, das Pendel kann ungebremster ausschwingen, die Amplitude vergrößert sich und die Uhr geht langsamer.
Zitat von Zeitreisender im Beitrag #6Gangdauer = 16 Tage, 20 Stunden, 44 Minuten
... das ist bei einem 14 Tage Werk auch so zu erwarten ... und zeigt natürlich, dass bei der Revision gute Arbeit geleistet wurde und das Werk samt Federn tip top in Ordnung ist.
Zitat von Gnomus im Beitrag #9Man kann die Sache natürlich auch anders betrachten, z.B. kann man anstreben, daß die positiven und negativen Gangabweichungen so gering wie möglich sind, was durchaus dazu führen kann, daß nach einer Woche die Differenz größer ist als bei mir, aber sie ging zwischendurch nie so daneben wie meine. Ist alles sozusagen eine Frage der Philosophie.
Allgemein lässt sich sagen, dass je weniger man die maximale Gangdauer eines Federzug-Werkes ausnutzt, desto stabiler das Werk einregulierbar ist. Ich halte das weniger für eine Frage der Philosophie als vielmehr für eine Frage der Bequemlichkeit Da ich von Natur aus faul bin müssen 8 Tage Werke bei mir eine volle Woche und 14 Tage Werke immerhin 10 Tage durchhalten. Das funktioniert aber ganz gut.
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
10.08.2019 18:38
Antworten
Gut, dass dein Buffet so groß ist. Diese Art den Gong über so ewig lange Drahtstücke anzusteuern habe ich auch noch nie gesehen. Jedenfalls nicht in der Form. Das wirkt auf mich wie ein Puppentheater.
Nachdem wir schon so viel Geld reingesteckt haben!
Wie sieht es denn mit der Gangabweichung nach einer Woche aus?
Aber wie heisst es doch so schön ?
... und zeigt natürlich, dass bei der Revision gute Arbeit geleistet wurde und das Werk samt Federn tip top in Ordnung ist. 
müssen 8 Tage Werke bei mir eine volle Woche und 14 Tage Werke immerhin 10 Tage durchhalten. Das funktioniert aber ganz gut.