An einer AU war die A-Welle so abgebrochen, daß eine Verlängerung nicht angeschraubt werden konnte. Der Stumpf war glücklicherweise noch im Werk. Auch wenn die Welle noch käuflich ist, hatte ich Lust, diese anzufertigen. Das Material ist Silberstahl 1,5 mm. Aufzugwellen sind nicht so kritisch bei der Maßhaltigkeit, wie Unruhwellen. Wo nötig, spanne ich auch aus, um die Maße zu testen. Hier kommt auch mein Makro-Zwischenring erstmals zum Einsatz.
Zuerst mache ich eine DIN- und normfreie Skizze, und setze den Nullpunkt auf den Drehstart.
Mit dem Kreuzsupport werden die Absätze gedreht. Der Vierkant ist mit der Teilung der Riemenscheibe und der Feilrolle leicht gemacht. Ein Trick für den scharfen Ansatz: Aus der Grabbelkiste wird ein Kupplungdrad gesucht, das die richtige Dicke hat (nicht das Original nehmen)
Für den Einstich nehme ich einen HM Stichel. Vorher wird noch der Vierkant angefast, damit man die Trichterscheibe vorsetzen kann. Das Einstechen ist für mich der heikelste Teil der Arbeit: Wenn der Stichel zu tief angesetzt wird, wird er unters Werkstück gezogen, dabei kann beides beschädigt werden. Sitzt er zu hoch, dann drückt er nur, und schneidet nicht.
Dann wird die Welle weiter gespannt, und der Ansatz für das Gewinde gedreht.
Für das Gewindeschneiden habe ich eine Schneideisenhalterung gebaut, mit der ich das Schneideisen mit der Reitstockspitze rechtwinklig auf die Welle drücken kann.
Viele Grüße!
Matthias
Alberich
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Hallo Matthias, schöne Arbeit,danke fürs zeigen.Eine A-Welle fertigte ich das letzte mal 1957 fürs Gesellenstück, für ein J 82 Werk. Die Arbeit machte ich mit einem Drehstuhl mit Handantrieb. Gruß Bernd-Klaus
Noch eine Frage möchte ich in die Runde stellen: Würdet Ihr die Welle härten, oder weich lassen ?
Ich tendiere dazu, sie so zu lassen, weil ich fürchte, daß sie Sich beim Abschrecken genau an der schwächsten Stelle (Einstich) verziehen wird. Silberstahl sollte bei den geringen Kräften schon ungehärtet fest genug sein, zumal es eine Sammleruhr und kein Dauer-Gebrauchsgegenstand ist.
Noch eine Frage möchte ich in die Runde stellen: Würdet Ihr die Welle härten, oder weich lassen ?
Ich tendiere dazu, sie so zu lassen, weil ich fürchte, daß sie Sich beim Abschrecken genau an der schwächsten Stelle (Einstich) verziehen wird. Silberstahl sollte bei den geringen Kräften schon ungehärtet fest genug sein, zumal es eine Sammleruhr und kein Dauer-Gebrauchsgegenstand ist.
Viele Grüße!
Matthias
Hallo Matthias,
ich hatte es auch schon mal ohne Härten probiert, das ging nicht lange gut. Bei mir hat es dann am Vierkant gehakt. Der Innenvierkant hatte sich da richtig in die Aufzugswelle verbissen.
Habe die Welle dann gehärtet, blau angelassen und mit dem Arkansas überschliffen. Das hat dann gehalten. Das hat aber auch nicht sofort geklappt, der Verzug vom Härten natürlich. Beim zweiten mal habe ich die Welle dick in Draht gewickelt (mit Kernseife) und dann ganz senkrecht ins Öl getaucht.
So schön scharfkantig wie deine war meine Aufzugswelle aber nicht geworden. Muss noch üben.
Die Seife hilft gegen den Zunder. Borax mit Alkohol angerührt wird ja auch immer empfohlen, aber das habe ich noch nicht ausprobiert.
Mit der Seife muss man ein bisschen üben. Langsam erwärmen bis sie fließt und überall anliegt, aber nicht gleich wegtropft. Ggf. beim Erwärmen immer drehen. Erst dann richtig heiß machen. Der Draht hilft gegen das Abtropfen und bewirkt ein sanfteres Abschrecken.
Ich habe mehrere Aufzugswellen aus Tamponstahl gefertigt., bis jetzt haben alle gehalten. Allerdings auch alles Uhren, die nicht täglich sondern eher sporadisch in Gebrauch sind.
Wunderschöne Arbeit, schön, dass Du uns hier den Bericht dazu gemacht hast - vielen Dank!!
Es gäbe da noch die Variante vom Kohlenstaub-gefüllten Stahlröhrchen.
Rohr mit Boden und Schraubdeckel vorbereiten, Kohlenstaub rein, Welle rein, stopfen, nachfüllen, stopfen, Deckel drauf.
Dann das ganze Gebilde mit Draht umwickeln (so, dass es hält) und vergüten. Beim Erhitzen müssten auch Effekte aus der Aufkohlung auftreten, die die Oberfläche noch härter machen.
Silberstahl (115CrV3) ist eine Kohlenstoffstahl-Legierung mit 1,5% Kohlenstoff, 3% Vanadium und etwas Chrom.
Zitat von Prof. Bienlein im Beitrag #10Ich habe mehrere Aufzugswellen aus Tamponstahl gefertigt., bis jetzt haben alle gehalten. Allerdings auch alles Uhren, die nicht täglich sondern eher sporadisch in Gebrauch sind.
Hallo,
Tamponstahl würde ich keinesfalls verwenden. Er killt Dir ganz schnell die Feile, und besonders das teure M 0,9 Schneideisen, da bearbeitest Du harten Werkzeugstahl mit hartem Werkzeugstahl.
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20.01.2019 18:09
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Es wird mir als Anleitung dienen, wenn ich irgendwann mal die erste machen will/muß.
