Hallo zusammen,

zum Fixieren filigraner Teile beim Bearbeiten verwende ich immer Schellack hellst von Krämer Pigmente.
Ein ganz traditionelles Verfahren.

Allerding passiert es immer wieder, dass Rückstände an den Teilen bleiben, die sich mit Ethanol oder Isopropanol nicht mehr abkochen lassen.
Bis jetzt habe ich kein Lösungsmittel gefunden das da noch was bewirkt und nicht meine üblichen Messing oder Neusilber-Werkstücke oxidiert.

Das Problem tritt verstärkt auf, wenn der Schellack zu heiss wurde oder zu lange flüssig gehalten wird.
Ich reinige meine Lackhalter immer nach 3x Benutzen komplett.
Zum Schmelzen verwende ich eine 135°C geregelte Heizplatte.

Hat jemand eine Idee, das Problem zu lösen oder zu umgehen?

In meiner Lehrzeit haben wir aufgelackte Zahnräder in Spiritus ausgekocht, damit liess sich der Schellack auch zwischen den Zähnen rückstandslos entfernen.

Gruss Wolfgang

Zitat von Wofri

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In meiner Lehrzeit haben wir aufgelackte Zahnräder in Spiritus ausgekocht, damit liess sich der Schellack auch zwischen den Zähnen rückstandslos entfernen.

Gruss Wolfgang

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Ja, das mit dem Spiritus kenne ich auch so, wobei ich Isoprop eher zum Entfetten nehme.

Ich habe vor kurzem Streichschellack der Firma Clou entdeckt und bin damit sehr zufrieden, Auch wenn mal wiede was entfernt werden muß, zum hitzeverhalte kann ich allerdings nichts sagen.

Auskochen in Ethanol vulgo Spiritus ist das übliche Verfahren und funktioniert im Prinzip auch Rückstandsfrei.
Es ist aber eben anscheinend möglich, den Schellack entweder so zu denaturieren dass er unlöslich wird oder es gibt vielleicht unlösliche Verunreinigungen in diesem Naturprodukt die schon von Haus aus drin sind.

Es geht nota bene um Rückstände die man unterm Mikroskop sieht. Nicht um Brocken.

In einem alten Uhrmacherbuch habe ich mal von einem Verfahren gelesen, mit dem man Schellack durch mehrfaches auflösen und eindampfen reinigen kann.
Leider weiss ich nicht mehr wo das Rezept stand.

Hier im Forum benutz wohl niemand regelmäßig Schellack zum Auflacken?

TickTackMann schrieb: ...Streichschellack der Firma Clou...

Das macht mich neugierig. Ich arbeite viel mit Schellack. (Weil man ihn bequem mit Spiritus (feuergefährlich zwar!!!) wegkochen kann.) Aber auf die Idee mittels Streichlack zu kleben, darauf war ich noch nicht gekommen, und das obwohl dieser Lack ja für viele Restaurierungen von mir benutzt wird/wurde. Deshalb meine Neugierde:
1. Wie klebt man damit, warm oder kalt?
2. Wie fest hält er das Werkstück?
3. Wie löst man das Werkstück ab und reinigt danach?

Darf ich da noch ein bißchen mehr erfahren?

lg Steffen Pahlow

Steffen ich benutze den Schellack lediglich um die Uhrenkästen also Holz aufzuarbeiten.

Glanz einer Kaminuhr wiederherstellen

schau mal unter diesem link nach, da hatte ich ein paar Muster eingestellt

Hat jemand eventuell schon einmal mit Perlkitt beim Auflacken gearbeitet und Erfahrungen damit?
Es soll da eine Mischung für Goldschmiede und Graveure geben, kann aber nichts über die erforderliche Festigkeit finden, die ja beim Bearbeiten in der Drehmaschine Voraussetzung ist.
Ich habe gelesen das man da Reste einfach mit Aceton entfernen kann.

Perlkitt gibt es anscheinend in verschiedenen Rezepturen. Auf Nitrozellulose-Basis wie z.B. auch UHU Hart oder auf Schellack-Basis oder geheimgehalten.
Bei allen lösungsmittelbasierten Systemen hat man erst das Problem, dass sie in engen Spalten endlos lange nicht aushärten, man die Aushärtung nicht überprüfen kann und dann, dass das Lösungsmittel nicht mehr hinkommt. Das hat sich bei mir nicht bewährt.
Schmelzende Rezepturen sind da viel praktischer.

Reiner Schellack hat den Vorteil, dass er im mikroskopischen Maßstab ungemein stabil, sehr steif ist und nicht mit der Zeit fließt.
Dagegenkommt einem ausgehärtetes Epoxy wie Kaugummi vor.
Ich verwende z.B. ausgezogene Schellackfadenspitzen mit ca. 3µ Spitze um Löcher mit 20µ Durchmesser zu Putzen. Bei dieser Größe verhalten die sich angenehmer als Kohlefasern oder Haare und verlieren keine Partikel.

Wegen dieser überragenden Steifigkeit werden Werkstücke auch sehr präzise gehalten.

Ich kenne Leute die verwenden zum "Auflacken" Sekundenkleber. Das geht auch, aber er löst sich sehr schlecht in Aceton und greift auch manche Oberflächen an.
Der Einzige Vorteil ist eine etwas erhöhte Temperaturbeständigkeit.

Industriell werden Kleinteile mit Wasser aufgefroren.
Dafür gibt es pressluftbetriebene Platten.
DasVerfahren funktioniert wohl sehr gut, schnell und ohne Rückstände, aber ist natürlich bei weitem nicht so flexibel einsetzbar wie auflacken.

Wegen der unangenehmen Rückstände werde ich mal den Flume Schellack ausprobieren.
In den Videos von Steffen sieht es so aus, als ob sein Schellack nicht so temperaturempfindlich wäre wie meiner von Kremer.
Steffen, was verwendest du für einen?

Ich setze voraus, dass jedes Werkstück und der Arbeitsvorgang die Art der Befestigung diktiert, fordert.

Für kleine Teile wähle ich das Auflacken mit Schellack. Zwei Arten von Schellack benutze ich. Einer ist sehr hell und sauber (kaufte ich früher bei Flume) und einer ist dunkel wohl natürlicher aber -wie ich meine- unsauberer (fand ich in einer Tüte im Nachlass eines Uhrmachers).
Der saubere, helle findet Anwendung, wenn ich Ankerpaletten oder Auslöse-Elipsen für Hemmungen einpasse, einlacke.
Den unsauberen Lack schmelze ich zu einer handlichen Zigarrenform und trage diesen dann auf erwärmte Lackscheiben usw. auf, um darauf dann und damit das Werkstück wie gewünscht festzukleben. Das hält wunderbar, selbst kleine Teile (Uhrensteine z.B.) auf dem Werkzeug.

Gereinigt wird immer durch Abkochen in Spiritus bzw. in kaltem Spiritus eingelegt (Achtung feuergefährlich), also große Teile in kaltem Spiritus einlegen und am nächsten Tag weiter bearbeiten. Kleine Teile gebe ich in ein Reagenzglas mit wenig Spiritus und koche über der Spirituslampe. Das Aufkochen geht sehr schnell und man darf die Dämpfe nicht über den Rand des Reagenzglases wandern lassen, sonst entzündet sich alles. Der Unerfahrene bekommt dabei einen Schreck, läßt alles fallen und die Werkstatt brennt im schlimmsten Fall. Deshalb arbeite/koche ich über einem Waschbecken bzw. dort wo nichts anbrennen kann.

Aber ich benutze immer öfter für große Teile dünne, beidseitig klebende Folie. Das funktioniert bestens. Nur das Ablösen kann zum Problem werden. Dann hilft Benzin bzw. Anwärmen usw.

Wer meine Videos sah oder auf meiner website stöbert wird diese Anwendungen sehen. Bleibt mir nur zu sagen, dass die erfahrenen Altmeister immer mit Schellack arbeiteten. Selbst Arbeiter, die Uhrensteine schleifen, polieren, bohren nutzen mit Erfolg Schellack.

lg Steffen Pahlow

Doppelseitiges Klebband habe ich auch schon verwendet.
Ich finde aber das Ablösen schrecklich aufwändig und der Kleber quillt und schmiert bei meinem Klebeband mehr als dass er sich wirklich auflösen ließe.
Da habe ich wohl das falsche Produkt.

Auch große Teile lassen sich bei mir problemlos auflacken, indem ich die Partner auf eine geregelte Heizplatte bei 135 °C lege.
Da ist der Schellack dann grade so weich, aber zeigt noch keine Bläschen.
Erst wenn alles sauber und flächig zusammengepresst ist, nehme ich die Teile runter und presse gegebenenfalls nochmals auf einer kalten Unterlage ein bisschen nach.

Auf dieser Platte kann ich dann auch das Ethanol (Spiritus) knapp unter den Siedepunkt erhitzen, ohne dass es Entzündungsgefahr gibt.
Kaltes Ethanol löst halt schon um Welten schlechter als heisses.

Vor einigen Wochen habe ich mir für das Auflacken von Kleinteilen Schellack-Stäbe schicken lassen. Es handelt sich um Schellack, der in der Schmuckbranche verwendet wird. Marke "Griffin".

Heute wollte ich damit arbeiten. Das ging "voll in die Hose".
Ich habe die Planscheibe mit Heißluft erwärmt und den Stab immer wieder dagegen gehalten, um die richtige Schmelztemperatur zu erkennen. Es begann dann irgendwann zu stinken. Die Planscheibe war schon sehr heiß, aber es ließ sich vom Stab immer noch nichts abschmelzen. Wenn ich den Stab gegen die Scheibe rieb, bildeten sich "Popel" und kleine Flocken, die gleich wieder ab fielen.
Der Stab war im vorderen Bereich weich und ließ sich kneten wie weiches Silikon.

Was sagt uns das? Ist ist nicht alles Schellack, was Schellack genannt wird und wie Schellack aussieht.

Jetzt ergibt sich mir die Frage, wo erhalte ich Schellack, der für das Auflacken geeignet ist?
An Anfang dieses Threads wurde die Firma Krämer Pigmente genannt. Ob diese an Privatpersonen liefert, habe ich noch nicht erkundet. Mich haben zunächst die Versandkosten geschockt, die höher sind, als der Preis für 100 g Schellack.
Kennt jemand noch einen Lieferanten, der für Kleinverbraucher eher geeignet ist?

Roland

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Hallo Roland,

habe Dir PN geschickt!

Grüße!

Matthias