Ich erhielt ein wunderschönes Wiener 4/4 Standuhrwerk, leider hat es am Tag mehr als 3/4 h Vorlauf. Der Kasten original, kein Platz für eine Verlängerung des Pendels, ein echtes Rostkompensationspendel, sehr schwerer Rost. Der erste Lösungsschritt schien einfach, die Pendellinse war leer. Also mit Blei aufgefüllt, Schwingungsdauer stimmt. Im Probelauf ca. 1 Minute Vorlauf nach 1/2 h ! Die Pendellinse ist aber schon am untersten Punkt, Linse schwerer machen, also den Schwerpunkt des Pendels weiter nach unten verlegen, geht auch nicht. Es hat lange gedauert, aber ich habe irgendwie festgestellt, daß der Minutenzeiger nicht genau mit den Umläufen des Sekundenzeigers korrespondiert. Die hohe Qualität von Uhrwerk und Zifferblatt verbieten Ungenauigkeiten. Der Probelauf ohne Pendel brachte die Lösung des Phänomens. Bei 60 Umgängen des Sekundenzeigers läuft der Minutenzeiger 2 Minuten vor! In 24 h 48 Minuten, s. o. Ich habe dafür keine Erklärung, eine Behebung des Problems ist m. E. nur über den Tausch des Minutenrades mit derzeit 58 Zähnen auf 60 Zähne möglich. Stehe ich hier total auf dem Schlauch ? Kann mir jemand eine Erklärung geben. Das Werk ist übrigens jungfräulich. Auch nicht ganz logisch ist, daß bei diesem aufwändigen Kompensationspendel kein Gegengesperre im Aufzug vorgesehen ist? Die Bilder schnell mal zur Untermalung. Bin auf Antworten gespannt. Joachim Die Bilder bitte entschuldigen, sollen nur zur Untermalung dienen.|addpics|f71-2-51c7.jpg-invaddpicsinvv,f71-3-e31f.jpg-invaddpicsinvv,f71-4-34cc.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Da sehe ich technisch nicht das Problem, ob das Minutenrad wie jetzt mit 58 Zähnen oder wie es soll mit 60 Zähnen auf das 8er Trieb des Beisatzrades eingreift, ist lösbar, da sind wir im Bereich der Fertigungstoleranzen. Außerdem steht hier eine Neuanfertigung an, und ich hasse das Zahnradschenkeln von Hand. Nochmal zu meinem eigentlichen Problem. Der originale Kasten läßt keine Verlängerung des Pendels zu. Das vorhandene originale schwere Rostpendel mit 3 Messing und 4 Stahlstäben Durchmesser 6 mm lang 740 mm, das ist Masse! ist von der Aufhängung bis unten ca. 1200 mm lang, die Pendellinse läßt sich zwecks Schwerpunktveränderung nicht noch mehr in der Masse erhöhen, alle Möglichkeiten sind hier ausgereizt. Dadurch habe ich ja auch den Fehler in der Übersetzung im Uhrwerk festgestellt. Aber warum wurde das gemacht? Hier komme ich nicht weiter. Hat hier jemand auch schon mal so ein Problem gehabt bzw. hat jemand eine Erklärung für diese Übersetzung? Ich weiß, ich nerve nicht nur hier. Joachim
Hallo Joachim, auch wenn ich das Phänomen der Zähneanzahl und dessen Ergebnis nicht nachvollziehen kann, denke ich eher auf ein anderes Problem. Ich glaube die Pendelaufhängung ist zu weit oben angebracht. Prüf das mal und korregiere sie ggf. auf etwa Oberkante Platine.. Redak
Richtig, an dem Hilfstragestuhl sind zwei Bohrungen für die Pendelfederaufnahme erkennbar, die untere entspricht dem Original. Vor der leidigen Erkenntnis der vermeintlich falschen Übersetzung wollte ich die Schlagzahl heruntersetzen, die Uhr hat ja einen merklichen Vorlauf. Die letzte Möglichkeit sah ich in der Verlängerung des Pendels, es sind aber nur max. 3 cm möglich. Zu wenig, um eine 58er Schlagzahl zu erreichen wären ca. 6cm nötig. Nach dem wohl nötigen Umbau der Verzahnung der Uhr wird der untere originale Punkt zur Pendelfederaufnahme wieder für exakt 60 Schläge in der Minute sorgen. Damit wäre dann alles so wie es sein muß. Aber warum hatte der Herr Wastl aus Wien das vor etwa 150 Jahren anders gemacht? Joachim
Zitat von JESV im Beitrag #6 Aber warum hatte der Herr Wastl aus Wien das vor etwa 150 Jahren anders gemacht?
Herr Wastl hatte alles richtig gemacht. Der Tragstuhl/Werkträger der Uhr ist ja vermutlich nicht mehr orginal. Ich kenne diese Werke mit einer anderen Halterung, welche im Gehäuse eingeschraubt ist und mit vier Pfeilern über Langlöcher in den Platienen eingehangen wird. Die Aufnahme für die Pendelfeder ist oft auch nur seperat in der Gehäuserückwand angebracht. Das org. Gehäuse ist entweder wegen Wurmbefall zerfallen oder sogar im Krieg als Wärmequelle in den kalten Wintermonaten zum Opfer gefallen. Alles nur Spekulation, aber letzteres hörte ich schon oft von älteren Leuten, die in den letzten Kriegs-Wintermonaten sowas als Heizmaterial verwendeten. Versuch es mal wie schon erklärt mit der unteren Bohrung als Aufhängung. Es wird die Ursache sein, den somit ändert sich nicht nur die mathematische Länge des Pendels.
Kann sein das das Pendel gar nicht zu dem Uhrwerk gehört. Das Werk sieht mir nach einem klassischen Wiener Regulator aus aber die gab es eigentlich nicht mit so einem Rostpendel. Normalwerweise gehört da ein Holzstabpendel dran. Damit die Sekundenanzeige stimmt müsste das dann auch ein Sekundenpendel mit gut 1m Länge sein sonst wird immer etwas mehr als eine Sekunde angezeigt. Hast Du schon mal die Zeigerreibung kontrolliert? Wenn die zu locker ist kann es auch sehr seltsame Effekte geben. Wie viele Schläge macht denn das Pendel pro minute?
Ich hätte dieses Problem nicht aufgeworfen, wenn ich nicht absolut sicher wäre, daß an dieser Uhr alles koscher ist. Der hier gezeigte Hilfstragestuhl ist eine Kopie der tatsächlichen geometrischen Verhältnisse wie im originalen Gehäuse. Zur Simulation sind eigentlich nur die Position des Aufhängungspunktes des Pendels bzw. Pendelfederansteckungspunkt und die mögliche Längenfreiheit des Pendels nach unten ausschlaggebend. Ich hatte es mir auch einfacher vorgestellt, bis ich feststellen mußte, daß der Minutenzeiger 62 Minuten anzeigt, obwohl sich der Sekundenzeiger nur 60 mal gedreht hat, resp. 2 Minuten mal 24 Stunden ist genau der Gegenstand der Reklamation des Besitzers, ca. 3/4 h Vorlauf am Tag. Aber vlt. gibt es es doch noch eine plausible Erklärung? Joachim
Ich kann hier nur einwerfen, dass der Sekundenzeiger keine echte Sekunde anzeigt! Eine Umdrehung des Zeigers entspricht halt nicht die Länge einer Minute! Leider habe bei meinen drei Wiener Regus keinen mit "Sekundenzeiger", sonst hätte ich schon mit der Stoppuhr gemessen....
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
An Deiner Stelle würde ich alle Räder und Triebe zählen und das ganze mal durchrechnen ? Das sollte doch eigentlich erlauben zu sehen ob da was falsch ist … und auch die theoretische Pendellänge könnte damit ermittelt werden !?
Ich kenne Deine Wiener Regus nicht, aber vermute das dort typische 3/4 Sekundenpendel. Und haben die einen Sekundenzeiger, dann i. d. Regel zum Schein, der macht in 45 sec. eine 60er Anzeige resp. eine Umdrehung in der Minute, ist halt so. Bei meiner Problemuhr ist es eine Sekundenpendeluhr, o. k. keine PPU, aber wegen des aufwändigen Rostkompensationspendels in der Richtung. Warum dann dieser Übersetzungsfehler im Werk? Joachim
3/4 Sekundenpendel-Wiener haben oft ein "Fakeziffernblatt" für den Sekundenzeiger. Obwohl sie 80 Schläge haben sprich der Sekundenzeiger in 1 Minute 80 statt 60 Schritte macht, hat das Ziffernblatt 60 Teilstriche. Liegt der Sekundenzeiger mittig, kann man das auch sehen, da er manchmal zwischen zwei Teilstriche springt.
Sorry, einige Beiträge konnte ich erst jetzt sehen. Holzstabpendel wäre eine Lösung, durch Wegfall des schweren Rostes kommt der Schwerpunkt weit genug nach unten, 58 Schläge wären gefühlt möglich. Aber erkläre das mal dem Besitzer. Zähnezahlen stimmen tatsächlich nicht, das ist es ja. Übersetzung muß 1 zu 60 sein, logisch. Also 60 Minutenrad, 64 Beisatzrad, 8er Triebe, 60er Ankerrad auf dem der Sekundenzeiger sitzt. Hier hat das Minutenrad 58 Zähne, Pfusch am Bau! Zeigerverreibung passt. Ein übler Fehler, Anker und Ankergabel sind auf der Welle nicht gegen Verdrehung fest gesichert, auch nicht. Kann es das geben? Scheinbar ja. So perfekt waren die Altvorderen auch nicht immer. Der jungfräuliche Zustand des Werkes bar der üblichen Verschleißspuren ist vlt. der Beleg einer nicht gegebenen Alltagstauglichkeit. Joachim
Wenn man die Räder genau ansieht sollte man eventuell sehen wenn ein Rad nicht original ist.Meistens sieht man sowas an der Schenkelung oder an der Oberfläche eines Triebes. LG Mario
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25.02.2018 11:46
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