Hallo zusammen, ich hätte gerne gewusst ob ein Juwelier oder Uhrmacher automatisch den "Sachverstand" hat den Wert einer Uhr zu bestimmen. Der Hintergrund meiner Frage ist folgender: Sind die Äusserungen oder ausgestellten Schreiben, gerichtlich relevant,wie von einem Sachverständigen halt ?
Der Wert eines Gegenstandes oder einer Dienstleistung ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. In vorliegendem Fall müßte der Uhrmacher/Juwelier den Gegenstand, d.h. die Uhr, richtig erkennen und über die notwendige Marktkenntnis verfügen. Gerade letzteres hat aber weniger mit Sachverstand zu tun und hängt sehr vom Kontext ab. Die gleiche Uhr, wie alle anderen Waren auch, kann in unterschiedlichen geographischen Regionen sehr unterschiedliche Werte haben. So genannte Wertgutachten dürften höchsten in einem Zivilverfahren als Orientierung einen Wert haben. Der wirkliche Wert einer Ware kann nur durch Durchführung der Transaktion bestimmt werden und gilt dann auch nur für diesen Zeitpunkt und diesen Ort.
Es ging doch um was anderes, nämlich wie ein Gericht die Wertschätzung eines Juweliers beurteilt.
Das Gericht selbst hat keinen Sachverstand. Es wird die Situation anhand der vorgelegten Behauptungen und Beweise beurteilen. Reichen diese nach Meinung des Gerichts nicht aus, um zu einem Urteil zu gelangen, dann wird das Gutachten die Meinung eines vereidigten Sachverständigen einholen. Dessen Gutachten zählt dann. Das ist dann aber nicht irgenein Kasper der Gutachten erstellt, sondern ein Gutachter, der für ein bestimmtes Sachgebiet seine Sachkunde nachgewiesen hat, amtlich vereidigt wurde und berechtigt ist, das ovale Siegel zu führen.
Kurz: Es kommt darauf an wie der Richter das sieht. Eine feste Regel gibt es nicht. Im Zweifelsfall ist das Gutachten eines Juweliers nicht das Papier wert.
Wenn die Schreiben des Juweliers Vertragscharakter haben und Rechtsansprüche begründen sieht die Sache natürlich anders aus.
Hatte mich wohl zu verklausuliert ausgedrückt: ich wollte sagen, daß die Wertfestellungen eine Juweliers oder Uhrmachers keinen Wert haben, jedenfalls keinen der vor Gericht Bestand haben würde ...
Zitatich wollte sagen, daß die Wertfestellungen eine Juweliers oder Uhrmachers keinen Wert haben, jedenfalls keinen der vor Gericht Bestand haben würde ...
Sehr oft ist es so, wie bereits geschrieben wurde. Es kommt aber auch auf den individuellen Fall an. Läuft es auf ein Urteil hinaus, was das Gericht sprechen soll, wird es stets einen Gutachter beauftragen. Der muss nicht zwangsläufig öffentlich bestellt sein, da es für einige Fachrichtungen keine öffentlich bestellten Sachverständigen gibt. Geprüft und bestellt sollte er dann doch sein. Erster führt ein rundes Siegel und zweiter ein ovales Siegel.
Beispiele zum besseren Verständnis: Geht es um einen Rechtsstreit wegen unterschiedlicher Auffassung über eine durchgeführte Reparatur, wird das Gericht einen öffentlich bestellten Sachverständigen der Innung beauftragen. Wen es um die Wertermittlung eines besonderen Sammlerstückes geht, muss das Gericht sich oft eines nicht öffentlichen Sachverständigen, z. B. bestellt durch eine Organisation, bedienen. Ein Uhrmacher und ein Juwelier stellen vor Gericht keinen Sachverständigen dar, weil das geforderte Anforderungsprofil ein anderes ist. Gleichwohl können Uhrmacher und Juwelier als Zeugen zugelassen werden oder gleichzeitig auch zusätzlich Sachverständiger sein.
Solche Aussagen kann nur ein gerichtl. beeideter Sachvertändiger machen, wenn es um ein gerichtl. Verfahren geht. Dann muss man noch das Glück haben, das der sich wirklich auskennt - was leider oft nicht der Fall ist wie ich persönlich erleben musste (habe trotzdem gewonnen).
Ein 'Sach'verständiger kann aber immer nur aussagen zur 'Sache' machen, nicht aber zum 'Wert'. Aussagen zur Sache, wie z.B. zum Zustand, haben natürlich einen Einfluß auf den relativen(!) Wert. Die gleiche Uhr in einem guten Zustand ist natürlich mehr Wert, als in einem schlechten Zustand. Aber ob die Uhr dann einen Wert von xtausend Euro hat oder von ytausen Euro kann ein Sachverständiger nicht bestimmen. Er kann natürlich festellen, ob eine fragliche Uhr ein hochwertiges Markenprodukt ist oder Massenwaren, womit sich ein relativer Wert ergibt - für einen bestimmten Sammler mag das aber nicht relevant sein und er würde auch für ein technisch geringerwertiges Produkt einen relativ hohen Preis zahlen.
Wirtschaftstheoretisch betrachtet hast Du Recht. Das ist dem Gericht aber egal. Wenn in einem Rechtsstreit ein Gutachten zum Wert einer Sache benötigt wird, dann zählt für den Richter die Zahl, die der Sachverständige ermittelt hat.
Wie Hermann ja richtigst schreibt: Auch bei einem vereidigten Sachverständigen muss man das Glück haben, dass er sich in der Sache wirklich auskennt. Aber wenn er Unfug in sein Gutachten schreibt, den der Richter nicht aus eigener Anschauung erkennen kann, dann zählt das was da schwarz auf weiß steht. Da könnte ich lange Geschichten erzählen die mich viel Geld gekostet haben. Vor Gericht und auf hoher See...
Selbstverständlich hat bei vielen Streitfällen der Wert des Gegenstandes Bedeutung. Kann der Marktwert nicht durch ausreichend Vergleichsstücke festgestellt werden, wird ein Sachverständiger diese Aufgabe der Wertermittlung übernehmen. In diesen Fällen bleibt dann wirklich zu hoffen, dass der SV auch Ahnung von der Materie hat. Schließlich heißt doch Sachverstand nichts anderes, als dass man sich lange und ausreichend genug intensiv in Theorie und Praxis mit seinem Thema befasst hat. Ein nicht vereidigter Sachverständiger kann im Einzelfall vor Gericht vereidigt werden. Zumindest in Deutschland. Keinesfalls stellt die Bezeichnung "öffentlich bestellt und vereidigt" eine Qualifizierung hingegen dem nicht vereidigten SV dar. Die geforderten Eigenschaften beim öffentlich bestellten beziehen sich auf andere Schwerpunkte wie z.B. die ständige Verfügbarkeit. Da ein SV in der Regel von dieser Tätigkeit nicht leben kann, stellt die SV - Tätigkeit in fast allen Fällen nur eine Nebenbeschäftigung dar. Kann in solch einem Falle die sofortige Verfügbarkeit nicht sichergestellt werden, weil z.B. ein Dienstherr dem nicht zustimmt, war es das mit dem öffentlich bestellt und vereidigt! Es bleibt dann beim nicht öffentlich bestellten SV, der aber an Wissen ein Vielfaches mehr haben kann.
Das ändert aber alles nichts daran, daß ein Sachverständiger den absoluten Wert in Euronen nicht feststellen kann. Das kann man nur durch einen Verkauf. Ein Gericht kann natürlich in einem anderen Glauben befangen sein und den Äußerungen eines Sachverständigen Glauben schenken. Man kann da Glück haben, daß die geäußerte Zahl nahe bei einem realisierbaren Wert liegt, oder auch nicht. Das betrifft vorallem Gegenstände für die der Markt sehr klein ist, die selten und nur in geringer Stückzahl auf dem Markt erscheinen. Da hängt der erzielbare Preis und damit der Wert von sehr vielen Zufällen ab.
Ein Beispiel: habe gerade ein Haus verkauft; der Makler, der ja eigentlich ein Sachverständiger oder jedenfalls jemand mit Marktkenntnis ist, hat mir lang und breit vorgerechnet wie hoch der Aufrufpreis sein sollte unter Zugrundelegung des Alters, des Zustandes, usw. des Hauses. Er hatte aber dabei nicht den wirklichen Markt eingerechnet, daß z.B. in dieser Stadt, in dieser Lage in den letzten dreißig Jahren vielleicht vier oder fünf Häuser den Besitzer gewechselt haben, also kein wirklicher 'Markt' vorhanden war. Habe mich zum Glück nicht vom Makler beindrucken lassen, ihn angewiesen mit einem höheren Preis anzufangen und prompt 30% mehr bekommen, als er erwartet hatte ... soviel zum Thema Sachverstand.
Zitat von Fridspeed im Beitrag #11Selbstverständlich hat bei vielen Streitfällen der Wert des Gegenstandes Bedeutung. Kann der Marktwert nicht durch ausreichend Vergleichsstücke festgestellt werden, wird ein Sachverständiger diese Aufgabe der Wertermittlung übernehmen. In diesen Fällen bleibt dann wirklich zu hoffen, dass der SV auch Ahnung von der Materie hat. Schließlich heißt doch Sachverstand nichts anderes, als dass man sich lange und ausreichend genug intensiv in Theorie und Praxis mit seinem Thema befasst hat. Ein nicht vereidigter Sachverständiger kann im Einzelfall vor Gericht vereidigt werden. Zumindest in Deutschland. Keinesfalls stellt die Bezeichnung "öffentlich bestellt und vereidigt" eine Qualifizierung hingegen dem nicht vereidigten SV dar. Die geforderten Eigenschaften beim öffentlich bestellten beziehen sich auf andere Schwerpunkte wie z.B. die ständige Verfügbarkeit. Da ein SV in der Regel von dieser Tätigkeit nicht leben kann, stellt die SV - Tätigkeit in fast allen Fällen nur eine Nebenbeschäftigung dar. Kann in solch einem Falle die sofortige Verfügbarkeit nicht sichergestellt werden, weil z.B. ein Dienstherr dem nicht zustimmt, war es das mit dem öffentlich bestellt und vereidigt! Es bleibt dann beim nicht öffentlich bestellten SV, der aber an Wissen ein Vielfaches mehr haben kann.
Da ist mal Wahres geschrieben...
Und ich bitte hier zu differenzieren, das was wefalck meint sind Wert-Gutachten und die meisten öffentl. bestellten Sachv. machen techn. Gutachten....und dann gibbet die ich kann alles Fraktion.....
Beispiel: Uli ist bestellter Sachv. zumindest wirbt er im r-l-x u.a. damit und ist aufgrund seines Meistertitels befähigt techn. Gutachten zu erstellen. Ob er durch Fortbildung usw. befähigt ist Wertgutachten zu erstellen entzieht sich meiner Kenntnis, aber da kann er sich ja selber zu äußern, was es dazu bedarf....ich könnte aber auch meinen Lehrmeister fragen, der hat das Amt von seinem Ausbildungsmeister übernommen, ob das heute auch noch so geregelt wird, keine Ahnung....jedoch genügt der Meistertitel und Innungsmitgliedschaft.....und Gerichte fressen dann die Vorschläge an Gutachtern....
Die Firma Abeler in Wuppertal , galt immer als Anlaufstelle für Wertgutachten, da dort eine fundierte Fachkenntnis vorhanden war...ob dies noch so ist, entzieht sich auch meiner Kenntnis......da ich mich nicht mit Wertgutachten beschäftige......
Es gibt auch Auktionshäuser, die was Wertgutachten angeht, recht gut sind.....
@ wefalck, ein Verkehrswert - Gutachten, glauben in der Tat, fast alle Makler, das sie dies fehlerfrei schreiben können und damit befähigt sind, dies auch zu erstellen..... Boris NRW macht es möglich, mit Halbwissen zu glänzen......wobei ich nicht das Internetportal kritisiere, das ist gut, es bedarf aber fachl. weitaus mehr, um ein Wertgutachten zu erstellen, da es für div. Randbedingungen immer Zu- und Abschläge gibt....
Und deren Uhrenmuseum??? Die sind noch nicht ganz weg, aber ich müsste mich da auch erst schlau machen, weil einige Uhrensammler die ich betreue, da weitaus besser informiert sind....
Jedenfalls haben die mal Wertgutachten kompetent erstellt....weil sie Ahnung, bzw. Fachwissen haben....
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13.02.2018 14:39
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