Bei meiner Taschenuhr habe ich das Problem, daß die Mondweiterschaltung immer zwei Zähne springt statt nur einen. Vom Stundenrohr geht es auf ein Zwischenrad (Übersetzung 1:2), in das ein Nocken eingearbeitet ist. Dieser Nocken greift zur Weiterschaltung 24 Uhr in das Wochentag-Sternrad und 12 Uhr in die Mondscheibe.
Könnt Ihr mir sagen, wie sowas üblicherweise konstruktiv gelöst ist? Bei mir handelt es sich um eine Mondscheibe mit 59 dreieckigen Zähnen; eine vollständige Umdrehung ist also nach genau zwei vollen Mondzyklen (~59 Tage) erreicht.
Durch die hohe Anzahl an Zähnen ist der Modul entsprechend gering und die Weiterschaltung sehr kritisch. Ich habe mir mal eine halbwegs maßstabsgetreue Zeichnung erstellt, damit mir (und auch Euch natürlich) der Sachverhalt besser veranschaulicht wird: Mondschaltung.GIF - Bild entfernt (keine Rechte) Gelb ist die Mondscheibe und der kleine graue Punkt links stellt den Schaltnocken mit seinem äußeren und inneren Aktionsradius dar.
Greift der Nocken zu tief ein (was im Moment der Fall ist), wird auf jeden Fall um zwei Zähne weitergeschaltet. Sitzt der Nocken zu weit draußen, muß die Zahnspitze erst den Nocken hochlaufen (viel Reibung, Zahnräder werden auseinandergedrückt). Die Weiterschaltung dürfte dann ca. 1,75 Zähne betragen und die Mondscheibe schnappt dann wieder auf einen Zahn zurück (so würde es also funktionieren). Ich frage mich, ob die Sache überhaupt schonmal richtig funktioniert hat...
Was kann ich tun, was sind Eure Gedanken/Vorstellungen/Tips? Konstruktiv scheint mir die Sache sehr ungünstig gelöst; man müßte entweder den Nocken oder das Zwischenrad versetzen. Möglicherweise wäre ein dreieckiger Nocken günstiger/unkritischer?
Ich würde vermuten, dass die Weiterschaltung um zwei Zähne gewollt ist, so dass sich die Mondscheibe einmal pro Mondzyklus dreht.
Ich kenne das bisher nur so, dass das antreibende Rad kleiner ist, bzw. der Nocken darauf weiter innen sitzt. Dadurch dreht er sich wieder aus dem Kreis der Mondscheibe und es kommt nicht zur Doppelauslösung pro Drehung.
Eine Runde pro Mondzyklus wäre tatsächlich denkbar. Aber warum macht man sich dann die Mühe mit 59 Zähnen? Damit es aufgeht (29 1/2 Zähne wären schlecht möglich)? Das Ziffernblatt hat diese verdeckten halben Rundungen links und rechts für zwei Monde bei Neumond, das paßt zumindest super zu einer Weiterschaltung um einen Zahn.
Was wolltest Du mir damit sagen? Stehe gerade auf dem Schlauch. Wird um zwei Zähne weitergeschaltet, entspricht eine Drehung einem Mondzyklus. Bei der Weiterschaltung um einen Zahn sind es zwei Mondzyklen pro Drehung.
Ich hätte noch eine Idee. Man könnte doch das Gesperr der Mondscheibe dahingehend abändern, daß zum Einrasten eine größere Drehung der Mondscheibe erforderlich ist: Gesperr.gif - Bild entfernt (keine Rechte) Links der bisherige Mechanismus, wie er exakt nach der Drehung um einem Zahn wieder einrastet. Vorteil: Beide Drehrichtungen möglich. Rechts der Entwurf einer Zunge, die zum Weiterschalten eine größere Drehung der Mondscheibe erfordert. Nachteil: Nur eine Drehrichtung möglich; stellt man die Uhr über 12 Uhr zurück, bricht die Zunge weg oder verbiegt sich. Oder man müßte diesen Begrenzungsbolzen weiter nach rechts versetzen.
Eine andere Möglichkeit sehe ich (momentan noch) nicht. Mich interessiert sehr, wie die Problematik der Weiterschaltung bei anderen Uhren (mit zwei Monden) gelöst ist, da könnte man sich bestimmt einiges abschauen. Hat jemand von Euch dazu konkrete Fachliteratur/Zeichnungen/Fotos?
Eben, der Ziffernblattausschnitt ist für zwei Monde.
Habe ein Bild einer Uhr gefunden, dort ist die Weiterschaltung zu erahnen: http://articleimg.xbiao.com/2016/0511/20...62965443546.jpg Wenn ich mich nicht täusche, ist das Zwischenrad das in Rubin gelagerte. Richtung Mondscheibe sieht man so ein dunkles Federblech, was vermutlich die Weiterschaltung bewirkt. Was sagen die Experten dazu?
Zunächst ein großes Dankeschön für Deine Mühe mit dem Abfotografieren, das ist mir eine große Hilfe. Super! :) Bei den Ausführungen in Deinem Buch stimmt überein, daß die Weiterschaltung um einen Zahn erfolgt; auch auf die Art und Weise konnte ich bei meiner Uhr wiederfinden.
Es wird also erforderlich sein, daß ich den Schaltnocken (Finger) auf dem Zwischenrad um Bruchteile eines Millimeters nach innen versetze. Das wird auf jeden Fall eine Herausforderung. Am besten wird sein, ich fertige mir erstmal eine Scheibe aus Messingblech ohne Zähne an, bis die perfekte Position des Nockens gefunden ist. Dann ließe sich das auf das Zwischenrad übertragen.
Ich habe auch schon überlegt, die Ansatzschraube des Zwischenrades durch eine normale Schraube mit breitem Kopf zu ersetzen. Die Führung des Zwischenrades würde dann eine ausreichend weit aufgebohrte Distanzhülse übernehmen, welche von der neuen Schraube festgeklemmt wird: ZR.gif - Bild entfernt (keine Rechte) Zwischenrad gelb, Distanzhülse schwarz, Nocken rechts So wäre man in der Lage, die Position des Zwischenrads durch Verschieben der Distanzhülse zu verändern, bis der Schaltnocken an der korrekten Position sitzt. Vorteil: Es wird nichts an der Uhr verändert, ein Rückbau ist jederzeit ohne bleibende Schäden möglich.
Meine Erfahrungen beruhen in erster Linie auf Großuhren. Vielleicht ist das ja auch auf eine Taschenuhr übertragbar.
Ich gehe davon aus, daß die Mondphasenschaltung ja einmal funktioniert hat. Daß sie jetzt nicht mehr funktioniert hat zu tun: a) mit Verschleiß b) mit Murks vom Vorgänger
Verschleiß: - nachschauen, ob die Sperrfeder eingelaufen ist. Flächen nachschleifen und polieren - Lager des Zwischenrades oder der Mondscheibe verschlissen. Ist zwar unwahrscheinlich, aber nachschauen schadet nicht
Murks: - der Nocken wurde befeilt oder ersetzt. Spuren müßten zu sehen sein
Schaltvorgang überprüfen: - Zwischenrad ausbauen, sich vergewissern, daß die Flächen der Sperrfeder OK sind. Nur die Mondscheibe bewegen. - die Sperrfeder ist so ausgelegt, daß sie die Mondscheibe wieder ein kleines Stück zurückführt, wenn der Schaltweg zu groß ist - dann kannst du immer noch die Scheibe aus MS-Blech anfertigen, wie du geschrieben hast
Ich selbst bin viel zu wenig Konstrukteur, als dass ich Dir hier wirklich gute Ratschläge geben könnte. Das können andere Mitglieder hier sehr viel kompetenter als ich.
Erwarte also bitte keine guten Vorschläge von mir, ich selbst müsste mir bei dem vorliegenden Problem auch erst einmal Gedanken machen, wie ich an eine Lösung herangehen würde.
Gruss
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Nun, vorerst scheint die Schaltung wieder zu funktionieren. :) Ich habe mir aus einem Stück Blech eine Schablone inkl. Nocken gefertigt und die Weiterschaltung damit getestet. Anschließend blieb noch die Übertragung auf das Zwischenrad und Einsetzen eines neuen Nockens. Die Schaltung ist wirklich sehr kritisch, der Nocken streift die Zahnspitzen der Mondscheibe nur ganz knapp. @wahli76: Als ob Du es gewußt hättest - tatsächlich hat jemand am Nocken herumgefeilt und dabei sogar die Zähne erwischt. Ich mußte diese Zähne nachfeilen, da das Zwischenrad in diesem Bereich am Stundenrohr geklemmt hat. Könnte auch sein, daß sich durch das Einpressen des Nockens das Zwischenrad nach außen gebeult hat.
Ich weiß nicht, wie man hier ein Video einbindet, sonst hätte ich Euch das Resultat mal gezeigt. Jedenfalls danke ich allen Beteiligten sehr herzlich für die Hilfe! Super Forum! :)
Noch eine kurze Frage. Ich habe die Uhr bis auf das Ziffernblatt wieder zusammengebaut und geölt, allerdings macht die Unruh noch Probleme: Ziehe ich den Kloben fest, klemmt die Unruh (ich vermute zu wenig axiales Spiel).
Das obere Deckplättchen wird ja von hinten mit zwei Schräubchen befestigt, gleichzeitig wird damit der Rücker geklemmt. Muß das Plättchen bis zum Anschlag auf den Kloben festgeschraubt werden? Dann geht der Rücker sehr straff. Ziehe ich die Schrauben nicht voll an, wird das Plättchen vom Rücker teilweise mitgedreht/verschoben (soweit dies die Schraubenlöcher gestatten).
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29.11.2016 20:02
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