Hallo, habe ein Problem: habe 2 Kundo Magnetpendeluhren wo die Pendelfeder gebrochen ist. Ersatz, wenn überhaupt, kostet pro Stück mindestens 15 Euro. Hat irgendjemand Erfahrung mit Reparatur? Die Oberteile sind vorhanden, fehlen bzw. unvollständig sind die dünnen Metallplättchen zwischen Ober und Unterteil. Bin für jeden Tipp dankbar. Vielen Dank im voraus. Michael002.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Pendelfedern sind genietet. Ich mache so etwas schon routinemäßig, weil ich mich mit alten elektrischen Uhren beschäftige. Da bekommt man zum Teil gar keine Teile mehr, auch nicht so etwas banales wie eine Pendelfeder. Also muss man selbst fertigen.
Die Pendelfederbleche sind zwischen die Messingteile geklemmt, dann gemeinsam gebohrt und vernietet. Die Nieten kann man herausschlagen, wenn man sie findet. Das ist nicht so einfach, denn in Deinem Fall ist der Niet und das Messingteil gemeinsam abgeschliffen worden, und man sieht die Nietstelle kaum bis gar nicht. Vielleicht findest Du an einer der Federn eine feine Ringnaht, an dem man vermuten kann, dass dort der Niet eingeschlagen ist. Dann nimmt man einen Punzen von der Triebnietmaschine und schlägt ihn heraus. Dann hat man es leichter, denn die anderen Niete sitzen an entsprechenden Stellen.
Wenn alles zerlegt ist, misst man die Blechdicke der Federn aus. Rohmaterial (Pendelfederblech) bekommt man bei Flume in verschiedenen Stärken. Das kann man mit der Schere zurechtschneiden, man sollte aber nicht die gute Schneiderschere nehmen (!).
Wenn man alles wieder schön übereinander legt, kann man die Bleche wieder vernieten. Ich bevorzuge dann weichen Stahl, z. B. einen Vorsteckstift. Dann kann man wenigstens später immer sehen, wo sich die Niete verstecken.
Dem nicht so versierten würde ich aber schon raten, die fertige Feder zu nehmen. Eigentlich besteht die Feder aus einem Stück, nicht zwei separaten Streifen, die dann schief sitzen können. Die Länge muss genau stimmen, damit die Klinke richtig arbeitet. Gelocht werden muss auch noch. Ob es sich da lohnt, 15,- zu sparen?
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Ich muss Frank da Recht geben. Die Herstellung einer Pendelfeder ist bei Weitem nicht banal. Man sitzt dran schon locker mehr als eine Stunde, wenn man weiß, was man tut. Und auf Pendelschlingern reagieren gerade ATO und Konsorten recht empfindlich.
Hallo, vielen Dank für Eure Antworten. Werde versuchen 2 neue zu bekommen. Nicht so einfach, aber irgendwann werde ich hoffentlich fündig. Sollte einer einen Händler kennen, bitte ich um Info. Gruß Michael
Zufälligerweise stelle ich gerade eine Pendelfeder für eine Uhr her. Wird eine Weile dauern, denn die Uhr und natürlich die Pendelfeder ist sehr hochwertig.
Hier ist das "Muster". Der Durchmesser der Halterung ist 11mm, der Einschnitt hat eine Dicke von 3,5mm. Also keine Chance auf irgend etwas, was sich käuflich erwerben ließe. Der Rest ist selbst ermittelt, gemessen, ins Verhältnis zu der Abbildung gesetzt usw.
Die Bleche zur Halterung der Feder müssen zusammen mit der Feder eine Dicke von 3,5mm geben. Die Pendellinse wiegt satt mehr als 1kg, also habe ich mich für das stärkste Pendelfederblech zu 0,12mm entschieden. Ein Problem: wo bekommt man Messingbleche mit einer Stärke von 1,69mm her? Nur selbst bauen. Also wird aus einer Messingronde mit 2,5mm (gerade am Lager) eine von 1,69mm gedreht: Aufspannen, plan abdrehen. Bilder folgen in lockerer Reihenfolge, bis die Pendelfeder fertig ist.
Ich gebe praezis recht. Auf www.pendelfeder.de gibt es noch welche. Beim richtigen Umgang werden die Federn dich überleben.... Nun rechne mal hoch, was die Feder pro Lebensjahr kostet! LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
So, jetzt endlich ist die Pendelfeder fertig. Hat sehr lange gedauert, hatte beruflich viele andere Dinge zu tun.
Mit der Abbildung aus dem Link konnten anhand einer einfachen Verhältnisgleichung die Maße der Messinghalterung ermittelt werden. Die Stärke war mit jeweils 3,5mm gegeben, die Breite war 12mm, die Höhe jeweils 10mm. Aufgrund des Gewichts der Pendellinse habe ich eine Pendelfederdicke von 0,12mm gewählt, also ziemlich stark.
Es wurde Messing gewählt, welches zusammen mit einer Pendelfederstärke eine Dicke von 3,5mm ergab. Dazu musste ein Messingblech plan abgedreht werden, bis sich die passende Stärke ergab. 2 Stücke wurden maßgenau rechteckig ausgesägt und -gefeilt. Anschließend wurden die Bohrungen für die Verschraubung angezeichnet. Weil sich die Anrisslinien schlecht auf dem Messing abzeichnen, habe ich die Platten mit Edding geschwärzt und anschließend angerissen.
Nach dem Bohren und der Anfertigung der Gegenplatten wurden Gewinde (M1,6) geschnitten, die Schraubenköpfe versenkt und die jeweiligen Messingstücke fertiggestellt.
Um alles richtig zuordnen zu können, bekamen die Messingstücke Markierungsbohrungen. Übrigens wie im Original, also war das auch keine Maschinenfertigung.
Das Pendelfederblech wurde ähnlich wie das Messing geschwärzt und angerissen
und anschließend mit einer normalen Schere ausgeschnitten. Die gute Schneiderschere sollte man natürlich nicht nehmen, mit einer normalen Schere geht das aber sehr gut, besser als mit einer Säge oder Blechschere.
Das anschließende Lochen muss sehr präzise erfolgen, dazu gehört auch das Entgraten der Löcher. Besonderes Augenmerk muss man darauf legen, dass die Löcher beider Pendelfederstreifen genau fluchten.
Anschließend wird alles montiert, und die Pendelfeder ist fertig.
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05.06.2015 11:44
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