Hallo werte Uhrenexperten. Vor ca. anderthalb Jahren war ich mit dieser Uhr schon mal hier und Dank allerlei hilfreicher Tipps hab ich sie wieder ans laufen gebracht. Soweit so gut. Bis sie vor ein paar Tagen einfach stehen blieb. Hab sie einfach mal angestupst, dann lief sie wieder ein paar Stunden um dann wieder stehen zu bleiben. Am Freitag hab ich sie zum Uhrmacher gebracht, der meinte aber nur, „das lohnt sich nicht“ , (wollte mir wahrscheinlich was neues andrehen) und hat mich wieder weggeschickt. Ich habe nun bemerkt, dass das Uhrwerk ohne Pendel durchaus läuft, natürlich viel zu schnell, aber immerhin läuft es bis sich das Gewicht abgerollt hat. Die Elektrik hab ich dafür abgestellt. Jetzt meine Frage an euch: Was kann das sein? Wonach muss ich schauen? Ich bin durchaus in der Lage, das Uhrwerk zu zerlegen und wieder zusammen zu bauen, aber mich dünkt, dass das gar nicht nötig ist. Vielleicht ist an irgendeiner entscheidenden Stelle was verschmutzt? Tja, ich bin leider kein gelernter Uhrmacher, so dass ich hier auf ein paar Hinweise hoffe. Zum verschrotten ist mir das Ding viel zu schade. Wenn ihr spezielle Fotos braucht, lasst es mich wissen
Okay, dann mal ein paar Bilder. Noch höhere Auflösung geht nicht mit meiner KameraDSC_0036.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_0037.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_0040.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)DSC_0047.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Hast du den Abfall vielleicht sehr asymetrisch eingestellt? Dann würde das Ticken mit eingehängtem Pendel nicht gleichmäßig sondern eher etwa: tick TACK tick TACK So reicht dann schon eine kleine zusätzliche Störung dass sie stehen bleibt.
Ohne Pendel kommt das nicht zum tragen.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
das gezeigte Uhrwerk sieht nach einem frühen Siemens-Uhrwerk mit Präzisionsauslösung aber schon mit Druckgussseiltrommel aus. Interessant ist für mich, dass es nicht rauh planiert ist und nur die Bohrungen zur Sicht auf den Anker hat (anstelle des größeren Ausschnitts) aber dennoch eine Druckgussseiltrommel besitzt. Die hätte ich bei dieser Bauform nicht erwartet. (Vielleicht als Ersatzteil später eingebaut?)
Hast Du -bevor sie stehenblieb- die Lage der Uhr verändert (vielleicht dagegen gekommen und dann wieder korrigiert)? Die Siemens- (wie auch RFT-) Mutteruhren sind recht empfindlich, was den korrekt eingestellten Abfall (also den symmetrischen Eingriff des Ankers in das Ankerrad) angeht. Sie laufen bei nicht sauber eingestelltem Abfall nicht durch bzw. bleiben je nach Maß der Abweichung vom Ideal nach wenigen Minuten bis mehreren Stunden stehen.
Ansonsten sieht das Uhrwerk für mich überholungsbedürftig aus: Auf den Detailaufnahmen ist verharztes Öl auf den Zahnrädern zu erkennen. Wenn es dort verharztes, mit Abrieb und Dreck vermengtes und verharztes Öl gibt, wird das sehr wahrscheinlich ebenso alle Lagerstellen betreffen (wenn Du das Uhrwerk nicht vor kurzem entsprechend gereinigt hast). Bevor du das Uhrwerk weiter betreibst, sollte es unbedingt gereinigt werden. Und damit sind neben den Zahnflächen auch alle Lagerstellen in den Platinen sowie in den Zahnrädern des Aufzugsstrangs (alle Bauteile auf der Achse, die durch den Aufzugsmagneten gedreht wird sowie die Planetenachsen) gemeint.
Dabei würde ein Uhrmacher (der ich nicht bin, ich bin nur interessierter Laie) auch das Lagerspiel kontrollieren und gegebenenfalls neue Lager einsetzen.
Ein Uhrwerk mit verunreinigten Lagerstellen weiter zu betreiben (also z.B. wenn ausschließlich nachgeölt wurde) bedeutet letztendlich dessen Zerstörung. Da nicht alles schwarz/weiß ist: Mit jeder Betriebsstunde eines verunreinigten Uhrwerks steigt der Reparaturaufwand bis zum Totalschaden..
Kontrolliere bitte auch, ob das Lager des Planetenrades mit den Zahnrädern auf beiden Seiten der Seiltrommel ok ist. Nicht ok wäre es an dieser Stelle, wenn dieses Lager derart abgenutzt ist, dass das größere von den beiden Planetenzahnräder auf der gemeinsamen Achse an der Seitenfläche der Seitltrommel schleift. Auf dem einen Foto sieht es benahe so aus. Ich kenne das Problem von meiner in der Bauart sehr ähnlichen RFT-Mutteruhr: Wenn das Planetenzahnrad an der der Seiltrommel schleift, muss dieses Lager unbedingt ersetzt werden.
Rein interessehalber (da ich Dir keinen Beitrag mit Bildern aus der Zeit vor ~1,5 Jahren zuordnen kann): - Hast noch Fotos von der Vorderseite und der Rückseite des Uhrwerks, auf der auch die Bauart des Aufzugs und des Kontaktblocks zu erkennen ist? - Wie sieht das Gehäuse zur Uhr aus? Weißt Du ob es das ursprünglich zum Uhrwerk gehörige Gehäuse ist?
Die Idee mit dem Abfall scheint mir am plausibelsten. Die Uhr hängt an einer Gebäudeaußenwand. Wenn nun drau8en ein 40 -Tonner vorbeifährt was zwar selten ist, aber dennoch vorkommt, zittert die ganze Wand. So könnte es im Lauf der Zeit durchaus passieren, dass sich da etwas verstellt. Wie stellt man denn den Abfall ein? Braucht ihr ein Foto von der kompletten Ankerwelle?
ja, ein verstellter Abfall ist eine Möglichkeit. Versuchsweise kannst Du die Uhr wieder zusammenbauen und dazu funktionsfähig mit Pendel ins Gehäuse sezen. Hilfsweise dann das Gehäuse der Uhr so ausrichten, dass das Tick-Tack-Geräusch gleichmäßig abwechselnd erklingt. Zur ersten Wasserstandsbestimmung kannst Du auch das Pendel vorsichtig (!) am Gewinde unter der Pendellinse nach links und rechts bewegen. Bezogen auf den Nullpunkt (Pendel hängt lotrecht nach unten) muss das Tick/Tack links und rechts bei der gleichen Auslenkung erklingen. Wenn das Gehäuse danach merklich schief hängt, kannst Du am Pendel einen Blechhebel (Holz-Pendelstange) verstellen oder einen Excenter-Zylinder (Invar-Pendelstange) auf der Pendelstange drehen (Vorsicht: dabei das Pendel so festhalten, dass es nicht verdreht wird, sonst ist die Pendelfeder hin..!).
ABER:
Hand aufs Herz: auf den weiteren Fotos, die Du eingestellt hast, ist deutlich zu erkennen, dass Deine HU 10/24 eine Reinigung und wahrschenlich auch Überholung braucht. Von daher rate ich dir, sie nicht ohne Reinigung/Überholung weiter zu betreiben. Ansonsten wird die Uhr (falls es "nur" der Abfall war) eines Tages wieder stehen bleiben und danach in der Aufarbeitung deutlich mehr Aufwand brauchen als heute!
Leider kann ich Dir nicht mit einem passenden Uhrmacher weiterhelfen, der soetwas für Dich in guter Ausführung erledigt. Ich weiß aber auch nicht, wie geschickt Du so bist. Ich habe ein wenig handwerkliches Geschick und fand die Reinigung nicht so schwierig. Auch der Zusammenbau (auch des Aufzuges) ist eigentlich ganz einfach, wenn man sich die Funktion vor Augen hält.
Vielleicht ergeben sich ja noch Tipps von anderer Seite, wenn Du noch schreibst, wo Dein Standort ist und in welchem Umkreis ein Fachmann sein dürfte.
Es liegt tatsächlich am Abfall. Ich hab das Werk nun zu einem anderen Uhrmacher gebracht, denn das richtig einzustellen, ist was anderes, als nur zu demontieren und neu zu montieren. Jetzt muss ich leider erst mal warten, bis alles fertig ist. Wenn nochmal was ist, melde ich mich wieder
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07.12.2014 20:41
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