Hallo liebe Uhrenfreunde,

ich habe mich in Eurem Forum angemeldet, weil ich Ratschläge bei meinen Schwierigkeiten erhoffe.

Ich habe eine KUNDO aus den 50er-Jahren geerbt.

Die Uhr funktionierte ganz gut, lediglich die häufige Aufzieherei nervte. Muß wohl an der Feder liegen, kann ja nicht viel sein, dachte ich.
Ich habe sie demontiert unter häufigem Fotografieren um nicht nachher puzzeln zu müssen.
Die Feder ging mit selbstgemachten Werkzeug gut raus und auch wieder rein.
Alles gereinigt. Die Platinen und die anderen großen MS-Teile wieder auf Glanz gebracht.
Das Werk ging mit Hilfe der Bilder wieder schnell und gut zusammen.
Kurz und gut
Heute nacht um 2Uhr habe ich die Uhr zum Ticken gebracht und als ich nach der "Nachtschicht" um halb zehn nach der Uhr guckte, da lief das Ding immer noch.
Nun stand sie aber nackt und bloß auf dem Wohnzimmertisch.
Also Transportsicherung ein, an den normalen Standplatz gebracht.
Hier macht sie aber Mucken und bleibt schon mal stehen.
Ich habe den Eindruck, dass die Hemmung auf einer Seite zu knapp steht. Fragt sich bloß: auf welcher.
Wie kann man die extrem schwierig und nicht reproduzierbare Einstellung der oben
auf der Drehfeder befindlichen Stell"schraube" richtig hinbekommen?

Viele Grüße

Hacky

PS Mich scheint ja nicht der reine Übermut gepack zu haben: Seit drei Stunden läuft sie (noch)

hier im Forum, Hacky.

Hier wird Dir geholfen. Sicher.

Zu Deiner Uhr. Wahrscheinlich (hoffentlich) ist bei der Demontage der Uhr der "Abfall" verstellt worden. Den kannst Du wieder hin bekommen:
Die Uhr so hinstellen, dass Du von der Seite die Hemmung UND das Drehpendel zusammen im Blick hast. Nun genau beobachten, wie viel das Pendel noch weiter schwingt, nachdem die Hemmung "Ausgelöst" hat. Das muss nach beiden Seiten absolut gleich sein, sonst = Auspendeln. Einstellen kannst Du das, indem Du den Block, in dem die obere Montierung gelagert ist, GAAANZ vorsichtig um wenige 1/100 mm verdrehst, bis der Abfall (Ausgleichsschwung) wieder gleichmäßig ist.

Problematischer wird es, wenn die Pendelfeder einen Knick im oberen bereich (zwischen Gabel und oberer Montierung) hat. Dann hilft nur eine neue Pendelfeder, da mit so einem defekt nie ein guter Gang erreicht werden kann.

In der Anlage habe ich mal eine Schablone als Bild angehangen, die diese Fummelei sehr erleichtert.

Schablone-fuer-Jahresuhr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort.
Die Pendelfeder ist von oben bis unten makellos.
Zu den Schablonen eine Frage:
Werden die unter das Drehpendel gelegt?
Warum die zwei?
Welche ist besser?
Ist es sinnvoll oben in den Schraubenzieherschlitz ein Stückchen Stahldraht als Zeiger einzulegen, vielleich mit etwas Fett fixiert, damit überhaupt sehen kann, ob und wie weit sich das Ding gedreht hat?

Nun sind es doch ein paar Fragen mehr geworden.
Entschuldigung, ich bin nur ein E-Ing. kein Mechaniker.

Gruß

Hacky

Ja, die werden unter das Drehpendel gelegt. Ich arbeite mit der Unteren.
Die abgebildeten Pfeile werden so auf die Schablone gelegt, dass je rechts und links 1 für den Weg BIS zur Auslösung der Hemmung markieren und die anderen Beiden dann den Umkehrpunkt. So kann man ganz leicht sehen, ob der Abfall stimmt.

Nö, brauch man eigentlich nicht, da der Weg, den diese Halterung gedreht wird, so klein ist, dass es wirklich nicht zu sehen ist. Nur am Weg des Pendel sieht man dann die Wirkung! Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher: KUNDO hat doch eine Halterung mit zwei Flächen, oder? Da sollte eigentlich ein kleiner Maulschlüssel passen. Das wäre besser zum gefühlvollen Verdrehen der Halterung.

Viel Spass. Ps.: Immer dran denken, dass der Gang bei einer Drehpendeluhr manchmal Stunden braucht, bis er auf Änderungen reagiert. Also Geduld!

Die Einstell"schraube" hat die Form einer Zylinderkopfschraube mit Schlitz.
Wenn es denn ein Inbus wäre (den gabe es damals noch nicht), dann hätte man mit dem Schlüssel einen besseren Anhaltspunkt.
Et muss klappen.

Gruß

Hacky

Da ich ebenfalls mit einer KUNDO-Jahresuhr Probleme habe, hänge ich mich mal gleich in diesen Thread rein.

Meine Uhr ist gut erhalten, sieht unverbastelt und originalbestückt aus.
Da dem Vorbesitzer der Glasdom kaputt gegangen war, lief die Uhr wohl lange offen und war entsprechend verstaubt.
Darum habe ich heute das Werk gereinigt.
Nach der Montage läuft das Räderwerk wieder schön leicht.

Im Ruhepunkt des Pendels rattert allerdings die Hemmung durch. Kurz vor den Schwingungsendpunkten erfolgt dann die normale Auslösung.

Ich habe nichts verstellt. Die Uhr soll vorher gelaufen sein.

Könnte dieses Problem durch Tieferstellen der Ankerpalette(n) gelöst werden?

Bei der Suche nach Infos fand ich die Aufstellanleitung des Herstellers. Diese habe ich als PDF angefügt.

Roland

Hallo

Jahresuhren sind schwierig zu handhaben.
Da die Kraftimpulse recht klein sind und die Übertragungswege lang, reicht schon eine geringe Abweichung von der optimalen Einstellung das die Uhr dann Probleme hat.

@Enno
Die Ruhe des Ankerrad Zahnes sollte etwas tiefer gestellt sein als normal.

Gruß hermann

@ Roland:
Stell bitte mal ein Bild der hinteren Platine Deiner Uhr ein, damit ich weiß, um welches Modell es sich handelt. Dann kann ich Dir auch helfen.
Bitte NICHT die Paletten verstellen! Die verstellen sich nie von selbst und Verschleiß ist auch nicht zu befürchten. Das Durchgehen der Hemmung hat ganz sicher andere Gründe, (z.B. Abstand Mitnehmer zur oberen Montierung oder eine Veränderung des Abstandes der Ankerwelle.

@ Hermann:
Jahresuhren muss man können.

Zur Präzisierung sind hier zwei Bilder meiner Jahresuhr:

KUNDO JU Werk vh.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

KUNDO JU Hemmung.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Die Ankergabel ist leicht V-förmig aufgebogen. Bei Pendeluhren ist das nicht erwünscht. Bei Jahresuhren kann dagegen ein Spiel zwischen Gabel und Ankerstift ja gewollt sein. Ich habe wirklich absolut keine Ahnung von dieser Art Uhren.

Zwischen der Gabel und der Werkplatte ist nur noch wenig Abstand, ca. 0,7 mm. Der Abstand zwischen Unterkante Pendelfederaufhängungsblech und Oberkante Ankergabel beträgt 7,0 mm.

Der Zustand der Paletten ist ausgezeichnet. Sie sind poliert und zeigen bisher keine Einlaufspuren.

Ich hoffe, mit diesen Angaben kann jemand etwas anfangen und mir evtl. weiterhelfen.

Roland

Hallo Roland.

Also, dass ist eine KUNDO Standard aus 1976. Die Pendelfeder (HOROLOVAR) hat folgende Stärke: .0032" (0,081mm).

Auf den ersten Blick:
a.) Die Gabel ist verkehrt herum montiert. Der enge Teil muss nach unten zeigen.
b.) Die Gabel ist viel zu weit aufgebogen. Die darf max. 1/10 mm Spiel am Ankerstab haben. KEIN ÖL HIER!!!!!!!
c.) Der Abstand Gabel Oberkante zur oberen Montierung Unterkante (nicht die Aufhängung - die Montierung ist gemeint!!!) soll 7mm haben (das bestimmt u.A. die Drehung des Pendel - geringer = größere Drehung und umgekehrt.

Zum "Galoppieren": Das wird hier durch zwei Faktoren hervorgerufen: Zum Ersten durch das zu große Spiel Gabel - Ankerstab und Zweitens durch einen zu großen Abstand Gabel zur oberen Montierung.

Viel Erfolg und berichte weiter.


Ps.: Ich hoffe, Du hast noch nicht das Ankerlager verbogen oder an den Paletten geschraubt??????

Hallo

Kontrolliere auch, ob der Ankerführungstift fest auf dem Anker montiert ist. Ein gemeiner Fehler wenn der wackelt wie ein Milchzahn.
Sollten eingeschlagene Stellen in der Gabel oder am Stift zu sehen sein, müsste das geschliffen und poliert werden.
Hast du diese Möglichkeit nicht, die Gabel gerade soweit verstellen, das die eingeschlagenen Stellen nicht mehr im Eingriff stehen.

Zur Ruhe.
Bei einer normalen Grahamhemmung sollte die Ruhe ungefähr 2 Zahnspitzen Stärken betragen.
Bei einer Jahresuhr sollte die Ruhe etwas mehr betragen, weil sonst die Gefahr besteht, das der Ankerradzahn auf Hebung rutscht.

Gruß hermann

Vielen Dank für Eure Tips.

Bis jetzt habe ich noch nicht verändert. Die Uhr ist durch das Durchrattern innerhalb von 2 Tagen so weit abgelaufen, dass das Rattern kürzer ist und manchmal ausfällt. Und seit gestern abend ist das Pendel sogar trotz des Ratterns noch in Bewegung.
Daraus schließe ich, dass die Mechanik schon mal funktioniert.

Heute habe ich die Gabel gerichtet und umgedreht. Sie ist nun fast 5 mm höher als vorher. Und nach dem Einstellen des Abfalls läuft die Uhr.

Die Auslösung erfolgt nun bei etwa +/- 80 Grad. Die Amplitude ist nach einer halben Stunde auf rund +/- 150 Grad gewachsen.

Nun kommt das Einregulieren. Das braucht für Jahresuhren viel Zeit. Die hat die Uhr auf alle Fälle.

Nochmals vielen Dank für die hilfreichen Hinweise.

Roland


Kundo Jahresuhr Blumenranken.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)