Bedingt dadurch, dass ich mit Herrn Prof. Dr. rer. nat. Heckl per Du geworden bin konnte ich heute mal die Uhrmacher/Feinmechanikerwerkstatt des Deutschen Museums besuchen.
Ich habe gefagt ob es möglich wäre die Ausbildung dort zu Ende zu machen, doch leider ist das auf Grund dessen nicht möglich, da zu wenig Personal (2 Uhrmacher davon nur ein Meister der voll ausgelastet ist) dort ist. So haben wir (der Uhrmachermeister und ich) uns auf ein vier-wöchiges Praktikum im Februar geeinigt, hehe, ist doch auch was!
Egal, die Werkstatt ist nicht wirklich soooo interessant, es sind halt viele PPU's, Turmuhren und astronomische Geräte dort zur Wartung und Restauration.
Jeder kennt doch bestimmt diese Uhr des Deutschen Museums:



Sie hat Stunden- und Minutenanzeige, eine Wochentagsanzeige (unten), eine Sternzeichenanzeige (der Zeiger dreht sich einmal in einem Jahr), eine Sekundenanzeige (kleiner Zeiger unter der Sternzeichenanzeige) und eine Mondphasenanzeige (obere Kugel). Und ein Viertelschlagwerk (erkennbar an den Glocken) hat sie auch. Zu viertel Stunde "Bim-Bam" und dann zur vollen Stunde "Bum".
Also z.B. um drei Uhr: Bim-Bam, Bim-Bam, Bim-Bam, Bim-Bam..............Bum, Bum, Bum

Ich habe den Uhrmacher gefragt ob ich mir nicht einmal das Uhrwerk anschauen könnte, da man das Ticken des Sek.-Zeigers bin in den Hof hört!
Das machte er natürlich gern und wir gingen eine kleine Holztreppe hoch bis in den "Maschinenraum".
Es ist echt erstaunlich - so genial aber simpel wie vorallem die Sekundenanzeige realisiert wurde.
Die Uhr wurde extra für diesen Turm angefertigt und war schon immer für eine elektrische Auslösung konstruiert.
Herz der Anlage ist wohl diese CTW-Hauptuhr mit Sekundenumpolung:



Sie ist eine ganz gewöhnliche Mutteruhr die zu der Minutenumpolung für Nebenuhren noch eine Sekundenumpolung hat.
Dieser Sekundenkontakt ist mit folgender Gerätschaft verbunden:





Das ist der Antrieb für den Sekundenzeiger der Turmuhr. Jede Sekunde wird ein Hebel, der durch einen kleineren an der Spule gehalten wird, freigegeben und setzt das "Gehwerk" in Gang, welches einen Windfang dreht. Und durch diese Drehung wird über eine Art Ratsche (ein Hebel der sich vor und zurück bewegt) der Sekundenzeiger angetrieben.
Der Sekundenzeiger ist also völlig unabhängig von dem restlichen Uhrwerk und hat auch sein eigenes Gewicht (ca. 35kg). Quasi nur ein "Gimmic".

Dann zeigte er mir das große Hauptuhrwerk und erklägte, dass dieses auch durch einen Nebenuhrantrieb jede Minute ausgelöst wird, wie bei dem Sekundenwerk.
Diese Uhr funktioniert wie jede andere Turmuhr auch, nur hat sie keine Hemmung/Pendel:











Und im nächten Bild sieht man die Gestänge für die Mondphase und die Übertragrung zum Übersetzungsgetriebe für die Sternzeichenanzeige:



Die Antriebsgewichte für das Hauptuhrwerk hängen hier und jedes wiegt ca. 100kg:



Und hier noch ein "Blick" durch das Loch zum Ziffernblatt:



Alles in allem eine sehr interessante Uhr! Es war, verzeiht den Ausdruck aber, sehr geil!
Zudem habe ich erfahren, dass Turmuhren dieser größe keine wirklichen Uhren sondern eher Maschinen sind. Und dass man bei einer Turmuhr auch die Zähne der Zahnräder ölen soll, da sonst zu viel Reibungsverluste entstehen. Natürlich muss das Öl immer frisch und glitschig sein. Verharztes Öl muss entfernt werden.
Ein sehr netter Herr der Herr Riberni (ich weiß nur wie man ihn ausspricht nicht wie man ihn schreibt - den Namen ) und immerhin ein Praktikum in der Uhrmacherei im Deutschen Museum, das hat auch was!

Hallo!
Danke für diesen interessanten Einblick.

derTeichfloh

Hallo Phalos,

das war sehr interessant! Danke für diesen schönen Bericht von der Turmuhr des Dt. Museums, die ich schon immer gerne mal besichtigt hätte!
Das die Uhr von einer Wagner Mutteruhr gesteuert wird ist genial. Eine für mich sehr interessante "Zeitmaschine" mit einigen Fragen:

Kannst Du sagen, in welchem Tournus die Gewichte der Uhr aufgezogen werden müssen und ob das auch von der Mutteruhr gesteuert wird? Oder gibt es da eine eigene Vorrichtung, die den Aufzug automatisiert? - oder muß die Uhr angehalten und dann neu gestellt werden?
Wenn der Aufzug läuft ist - wie ist dann die Kraftübertragung aufs Werk sichergestellt? - oder nicht?

Das Museum hat ja eine ganz prima Uhrensammlung die ich mir schon öfter angesehen habe und sicher wirst Du Gelegenheit haben einige besondere Uhren kennenzulernen. Eine tolle Sache daß Du da ein Praktikum machen kannst!

Die Gewichte werden nicht von der Mutteruhr aufgezogen sondern haben ihre eigenen Kontakte die den Aufzugsmotor starten.
Der Kraftfluss wird durch eine Art Planetengetriebe im Sekundenwerk und durch ein Gegengesperr im Hauptuhrwerk sicher gestellt.