Ich hatte meinen Thread im Uhrforum bereits verlinkt und halt nicht viel von Doppelposts in verschiedenen Foren. Weil Phil mich gebeten hat mache ich hier eine kleine Zusammenfassung, lasse aber die Gedanken über das "Wie", die Rückschläge und Irrungen weg. Wen die interessieren, hier nochmal der Thread im Uhrforum: http://uhrforum.de/selbst-gebautes-marriage-gehaeuse-t148273
Aus einer Taschenuhrschmelzung war mir ein aussergewöhnliches Savonetteuhrwerk von Badollet in sehr gutem Zustand in die Hände gefallen, dem ich ein neues Zuhause geben wollte. Eigentlich ist das Ziel ja, ein paar kompliziertere Taschenuhrwerke die ich noch herumliegen habe wieder einzuschalen, aber man hatte mir empfohlen erst mal mit etwas einfacherem anzufangen. Na gut.
Das Gehäuse sollte in "uhrologischer" Bauweise aus Messing entstehen (Leser des TU-Forum wissen was ich meine).
Als Rohmaterial dienen Rohre, die auf der Bandsäge (Flohmarktschnäppchen) abgelängt werden:
Die Grundform, sowie die Presspassungen für oberen und unteren Glasring werden auf der Unimat gedreht. Mit dem Support kann ich hier auf ein paar 100stel genau drehen und muss nicht laufen nachmessen, wodurch das flott von der Hand geht.
Erste Anprobe der Rohlinge ans Werk und Blatt:
Da die Uhr tragbar bleiben sollte und der Aussendurchmesser des Gehäuses "nur" 44mm beträgt, ist die Wandstärke des Gehäuses sehr gering. Mit einem Dreibackenfutter dreht man dann irgendwann nur noch Dreiecke. Die weitere Bearbeitung findest auf dem Uhrmacherdrehstuhl im Universalfutter statt. So ein Futter habe nur für diese Maschine. Ich hätte auch gerne eins für die Unimat, aber die Futter sind ja nicht ganz billig wenn man sie neu kauft und gebraucht kaum zu kriegen.
Es entstehen drei Gehäuseteile:
Ein Tubus, um die Krone zu schützen und die Uhr staubdicht zu machen. Die Taschenuhrkrone stammt aus dem Fundus.
Mit der Konstruktion der Bandanstöße habe ich mir eine Weile schwer getan. Schliesslich wurden sie aus 3mm starkem Messingblech im Block auf der Unimat gesägt/gefräst, fein gefeilt und einzeln hart an den Mittelring gelötet. Befestigung zum Löten mit Bindedraht und zur exakten Positionierung ein schnell gedrehtes Distanzstück. Hier ist das linke Hörnchen ganz genau ausgerichtet und kann nun gelötet werden.
Nach dem Löten:
Hier mein Aufbau, um die Phasen scharfkantig und genau winklig zu feilen:
Das Ergebnis:
Die Ringe haben sich noch mal verändert. Weitere Probemontage, diesmal mit Armband und Gläsern zur Beurteilung des Gesamteindrucks und nach Feintuning geht das so weit fertiggestellte Gehäuse endlich zur Galvanik. Endmontage und Fertig:
Hier noch ein Größenvergleich mit einer asiatischen 6498 Uhr und einer Moonwatch ("Am Uhrwerk des Mannes..."):
Die Uhr hat seit ihrer Fertigstellung ihren festen Platz an meinem Handgelenk und bereitet mir Freude.
Als nächstes Projekt werde ich wieder ein Taschenuhrgehäuse bauen, evtl. in "pahlowscher" Bauweise, also aus Silberstangen aus denen die runden Rohlinge geformt und gelötet werden. Um Scharniere zu fertigen fehlen mir noch die Werkzeuge, d.h. mindestens eine Scharnierfeile und ein Scheibenfräser mit dem man Radien von 0,75-1mm fräsen kann. Ich weiß dafür noch keine (erschwingliche) Bezugsquelle und bin für zielführende Hinweise dankbar.
Zuerst einmal eine Beglückwünschung zu der gut gelungenen Marriage! Ich finde das dünne Gehäuse sehr schön ! :)
Was mich bei diesen Marriage-Uhren interessiert, sind die Emaile-Zifferblätter. Können diese nicht viel schneller brechen wenn man solche Uhren am Handgelenk trägt... DA kann es ja schon einmal vorkommen, dass man beim um die Ecke gehen mal die Wand streift Ist das Werk so montiert dass das Zifferblatt nicht zu sehr mit dem Gegäuse in Berührung kommt oder wie funktioniert das?
Ich finde diesen Bericht absolute Klasse ! Das Bauen eines Gehäuse ist ein Plan den ich immer noch verschieben muss, aber ich würde so gerne alle die alten Uhrwerke die bei mir liegen mit schönen Handgelenkgehäuse verheiraten.
Freundlicher Gruss von - Pierre L'Atelier de Madman - Horlogerie
@Loris: Das Uhrwerk liegt mit seinem Kragen unter den Zifferblatt oben auf dem Mittelring des Gehäuses auf und wird so an der Unterseite mit den Werkhalteschrauben fixiert. Der obere Glasring stülpt sich wie eine Glocke darüber, berührt das Zifferblatt aber nicht. Da kann also nichts passieren.
@Phil: Na, das hat sich doch schon gelohnt, der Fräser aus der Bucht ist genau was mir gefehlt hat und mit 12,40 günstig obendrein. Ich kannte nur einen Lieferanten in der Schweiz, da wäre ein Fräser aber auf rund 80 Euro plus Zoll und MwSt gekommen. Das tut dann schon weh. ;)
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18.10.2013 10:49
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Ist das Werk so montiert dass das Zifferblatt nicht zu sehr mit dem Gegäuse in Berührung kommt oder wie funktioniert das?
