Guten Tag zusammen!

Erstmal eine großes Lob für diesen Gästebereich! Nun zu meiner Frage:

Ich habe mir, aus interesse an der Technik, eine Pendeluhr via Ebay zugelegt. Demnach habe ich nicht viel Ahnung von der Technik und der Nomenklatur der Bauteile. Ich bitte um Nachsicht ;). Als die Uhr angekommen ist, musste ich zunächst das Federpendel austauschen. Dazu habe ich die Pendelaufhängung ausgebaut und zum Uhrenmacher gebracht. Dieser hat die Feder ersetzt und ich dachte nun baue ich mal schnell das Pendel wieder ein. Aber nix da! Ich habe leider überhaupt keine Ahnung wie ich nun die "Achse", an welcher der "Anker" ähnliche Zahnradschieber sitzt, einbauen kann. Der "Anker" ist auf der Welle verschiebbar und deshalb wohl nicht mehr in der richtigen Position. Zudem kann die Aufhängung der Achse Vertikal verschoben werden. Damit das Pendel reibungsfrei laufen kann, müsste es diese Aufhängung ja horizontal gerade eingebaut sein und sich auf der richtigen Höhe befinden. Ist das ein reines Geduldspiel oder gibt es da Tricks? Mein bestes Ergebniss war 4 Stunden Laufzeit ;). Wäre super wenn mir jemand Helfen könnte wie ich die Uhr wieder laufen lassen kann.

Wenn es noch Fragen gibt oder noch weitere Fotos benötigt werden, bitte einfach melden!

Vielen Dank!

Viele Grüße

Jens

Hallo Jens
Als erstes die Ankergabel zum Anker wieder senkrecht stellen
f107t2770p26257n3-thumb_ji.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
dann den Anker ins Werk einbauen.
Pendel anstossen so dass Uhr tickt wenn das ticken ungleichmässig ist die Uhr nach links oder rechts schieben bis das ticken gleichmässig ist, dann die Uhr ins Lot hängen und die Ankergabel vorsichtig in die Richtung der vorherigen Schräglage drücken.
Diesen Vorgang solange wiederholen bis die Uhr in senkrechter Lage ein gleichmässiges ticken von sich gibt.
Die Procedere nennt sich den Abfall einstellen.

Gruss
Wolfgang fritz

Hallo Wolfgang,wie immer eine super Erklärung aber, wenn ich den Text oben richtig verstehe, dürfte dieAnkerbrücke nicht verstiftet sein und jetzt muss auch die Eingriffstiefe des Ankers richtig eingestellt werden. Leider hab ich keine Ahnung wie ich das jetzt leicht verständlich erklären soll.

lg Christian

Mir hatte es vor etwa 30 Jahren eine Uhrmacherin sinngemäß so erklärt: So tief wie möglich, solange der Eingriff noch sicher ist.

Ich denke, da wird der threadstarter nochmal zum Uhrmacher müssen. Abfall am Anker einstellen..ich behaupte mal,
dass kann man mal nicht so schnell einstellen. Weil wer weiß, was noch alles ist...

Guten Abend!

Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich denke Christian hat recht, die Ankereingriffstiefe muss eingestellt werden. Ich habe schon versucht mich an diversen Punkten zu orientieren. Ich habe es auch schon geschafft, dass das die Uhr ohne eingehängtes Pendel läuft. Sobald das Pendel dann eingehängt war, dauerte es etwa 10 Min. bis das Pendel ausgeschwungen war. Die Uhr hängt im Lot (mit einer Wasserwaage überprüft).

Viele Grüße,

Jens

Hallo Jens,

viel wichtiger als das lotrechte Hängen der Uhr ist das gleichmäßige Ticken.

Dafür mußt du den Abfall einstellen. du hast wahrscheinlich beim Wiedereinbau des Ankers bemerkt, daß an der Ankerbrücke 2 Langlöcher vorhanden sind. Dadurch kannst du die Ankerbrücke nach oben bzw. nach unten schieben, bevor du sie festschraubst. Wenn du jetzt, nachdem du diese Schrauben leicht angezogen hast, das Gehwerk ca. 1/2 Umdrehung aufziehst, diese Brücke ganz nach unten schiebst (mit einem kleinen Hammer z.B.) wird die Uhr stehen bleiben.

Du kannst das leicht überprüfen, indem du die Ankergabel hin- und herbewegst, und sich das Ankerrad nicht weiterbewegt. Mit kleinen Hammerschlägen kannst du jetzt die Ankerbrücke schrittweise nach oben bewegen. Nach jedem Schritt bewegst du wieder die Ankergabel. Vielleicht schon nach dem ersten Schritt, möglicherweise aber erst später, wird der Anker das Ankerrad bei jeder Bewegung einen Zahn weiter laufen lassen. Wenn es soweit ist, bewegst Du die Ankergabel solange bis das Ankerrad einmal durchgelaufen ist. Es kann z.b. sein daß das Ankerrad unrund ist und bei einem Zahn nicht weiterschaltet. Dann die Ankerbrücke noch einen Schritt nach oben.

Wenn es funktioniert, kannst du die Schrauben festziehen, das Pendel einhängen und mit Wolfgangs Prozedur weitermachen.

Viel Erfolg

Kurt

Hallo Kurt,

genau so bin ich bisher vorgegangen. Nach letzter Einstellung schaffe ich ca. 1/4 Umdrehung des Zahnrades bis es harkt. Aber nun weiß ich, dass mein Vorgehen wenigstens nicht ganz falsch gewesen ist. ;)

Ich habe jedoch noch eine weitere Frage: Die Pendelverlängerung hat einen kleinen Keil, muss dieser Keil in der Öse der Ankergabel liegen oder muss die Verlängerung etwas Spiel in der Gabel haben?

Hallo Jens
Die verlängerung muss unbedingt Spiel haben, aber so wenig wie möglich. Auch ist dort ein Hauch von Oel anzubringen.

Gruss
Wolfgang Fritz

Ich habe die Ausführung von Wofri noch bildlich dargestellt:

Nach längerem Ueberlegen bin ich zu dem Schluss gekommen dass ich meine Aussagen noch etwas erweitern muss.
Also zuerst ist zu prüfen ob die Ankergabel auch wirklich drehbar gelagert ist, was bei, insbesonders älteren Uhren nicht immer der Fall ist. in diesem Fall muss die Ankeregabel vorsichtig in die jeweilige Richtung gebogen werden z.Bsp. bei den Pariser Pendulen.
Bodenstanduhren und Präzisions-Regulatoren oder manche Wiener haben hierfür spezielle Vorrichtungen an der Ankergabel.
Des weiteren wird manchmal der maximale Ausschlag der Pendelgabel durch Stifte in der Platine begrenzt, Dies verhindert dass die Ankerklauen auf den Zahngrund auftreffen und so Schäden am Ankerrad,Ankerklauen oder Zapfen verursachen können.
In diesem Falle versagt die oben beschriebene Methode, hier muss der Anker festgehalten werden und dann die Gabel gedrückt werden.
Noch was zu den Pariser-Pendulen hier ist der Korrekturbedarf oft sehr minim, so dass der Abfall durch geringes verdrehen des Uhrwerkes im Gehäuse eingestellt werden kann.
Zuletzt kommt mir noch in Sinn dass manche neue Pendeluhren eine sogenannte Ankerautomatik habe.
Bei den stellt sich der Abfall durch maximales ausschwenken des Pendels im Gehäuse von selber ein.

Also wie so oft ist so ein Thema nicht mit ein paar Worten zu erklären.

Gruss
Wolfgang Fritz