Ich bin zufällig auf die Nutzung des Marangoni Effekts in Trocknungsanlagen der Hableiterindustrie gestoßen und überlege, ob sich das nicht auch für Uhrenteile sinnvoll einsetzen lässt.

Ein Marangoni Dryer funktiniert in einem einfachen Aufbau so:
Das Reinigungsobjekt hängt in einem halbvollen Becherglas mit warmem DI Wasser. Über der Wasser-Oberfläche wird mit einem Röhrchen Isopropanol-Dampf eingeleitet.
Wenn man jetzt das Reinigungsgut ganz langsam aus dem Wasser hebt, kondensiert minimal Isopropanol auf dem Werkstück und verdrängt das mit rausgezogene Wasser mit den restlichen Schmutzpartikeln nach unten Richtung Wasserbad.
Das Werkstück kommt angeblich trocken und sauber ohne Trocknungsflecken raus.

Selber ausprobiert habe ich es noch nicht, aber es klingt interessant.
Kennt das jemand?
Wird die Methode vielleicht schon immer in einer abgewandelten handwerklichen Weise von Uhrmachern verwendet?

Vom Handling her stelle ich mir das sehr zeitaufwändig vor.
Isopropanol ist in meinem Rotations-Reinigungszyklus schon immer das vorletzte Bad da ich nicht wasserfrei reinige.

Zitat von Fritz im Beitrag #2

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Isopropanol ist in meinem Rotations-Reinigungszyklus schon immer das vorletzte Bad da ich nicht wasserfrei reinige.

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@mikromeister - klingt interessant.

Du schreibst:

"... kondensiert minimal Isopropanol auf dem Werkstück und verdrängt das mit rausgezogene Wasser mit den restlichen Schmutzpartikeln nach unten Richtung Wasserbad."

Ich vermute eher, das Wasser löst sich in dem kondensierten Isoprop und tropft dann als Wasser-Alkohol-Schmutz-Gemisch ab? Damit das funktioniert, darf das Reinigungsgut nicht zu warm sein und evtl. ist weiter oben dann noch eine Trocknungsstufe mit Warmluft, in der letzte Alkoholreste abdampfen. Alles nur Spekulation, ich kenne das Verfahren nicht.

edit - falsch vermutet, es geht wohl eher um Unterschiede in der Oberflächenspannung...

Hallo,
ich kenne ähnliche Anlagen aus der Industrie, dort laufen sie unter dem Namen Kondensationsentfettungsanlagen. Ich bedaure, dass ich schon seit Jahren Rentner bin und die Anlage in meiner Abteilung nicht mehr benutzen kann. Sie leistete gute Dienste bei der Reinigung von verschmutzen Großuhrenwerken. Danach konnte man diese dann revidieren, ohne sich Kleidung und Hände schmutzig zu machen. Unsere Anlage benutzte anstelle von Isopropanol das Trichloräthan. Allerdings ersetzt eine solche Anlage nicht eine anstehende Revision. Die Zapfen und auch die Bohrungen waren auch nach der Nutzung nicht immer sauber. Man kann aber diese Reinigung beliebig oft wiederholen, muss aber zwischen den Gängen immer warten bis das Werk wieder auf Raumtemperatur abgekühlt ist.

Ein Marangoni Dryer reinigt nicht wie ein Kondensationsentfetter sondern trocknet nur die wässrig gereinigten Teile fleckenlos.
Es geht drum, dass durch das Konzentrationsgefälle von Isopropanol von oben nach unten das Wasser nicht mit rausgezogen wird.
Chat GTP behauptet, es würde sogar funktionieren, wenn man auf das warme Wasserbad der letzten Spülung vorsichtig einen Tropfen Isopropanol auf die Oberfläche setzt und dann das Teil durch die entstehende Schicht vorsichtig rauszieht.

Ich gehe nicht davon aus, dass so eine Anlage, wie sie in der Halbleiterindustrie verwendet wird im handwerklichen Uhrmacherbereich sinnvoll ist.
Lediglich könnte ich mir vorstellen, dass es eine empirische Werkstattmethode gibt, die diesen Effekt unwissentlich nutzt. Wenn dem so ist, und man das Prinzip dahinter kennt, kann man sie vielleicht bewusster und besser verwenden.

Evtl. funktioniert es aber im Uhmacherbereich auch nicht, weil die Teile mit ihrer komplizierten Geometrie zu viele Schöpfstellen haben wo nichts abläuft.