Habe neulich für einen Bekannten eine Schatz Ships Bell (Ref SCHATZM, 7 J) gereinigt und revidiert. Sie lief nicht mehr und er hatte die Befürchtung, die Feder sei hin. Da konnte ich ihn beruhigen, das gute Stück war einfach völlig verdreckt. Also Komplettservice incl. Schlagwerk neu einstellen. Jetzt läuft sie wieder ganz brav und sogar ziemlich genau, und die Glasen werden korrekt geschlagen. Korrosion am Gehäuse entfernt, poliert und gewachst. Sollte also die nächsten paar Jahrzehnte überdauern.

Das Problem ist allerdings, dass immer dann, wenn ich das Uhrglas fest einschraube, das Werk stehenbleibt. Ich habe das Werk schon einige Male aus-und wieder eingebaut, auch das Echappement entfernt, um zu sehen, ob es ein Problem im Räderwerk gibt (nein, läuft sauber durch) und um sicherzustellen, dass die Hemmung korrekt sitzt (ja, läuft sofort an), die Buchsen und Zapfen kontrolliert (alles korrekt, nichts ausgeschlagen). Jetzt gehen mir langsam die Ideen aus, denn ich würde die Uhr ungern zurückgeben mit dem Hinweis, sie auf keinen Fall fest zuzuschrauben.

Meine Hoffnung: hat hier vielleicht jemand eine zündende Idee, an welcher Stelle das Uhrglas bzw. die massive Messinghalterung derart Druck ausüben könnte, dass das Werk stehenbleibt?

Anbei noch einige Fotos.

Bestandsaufnahme (Yikes!) und Demontage:
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Nach der Reinigung (Vorreinigung mit Feuerzeugbenzin, dann L&R Ammoniakreiniger in der Reinigungsmaschine) und Zusammenbau:
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Nach dem Feintuning am Schlagwerk zusammengebaut und fertig (halt mit nicht ganz zugeschraubtem Glas):
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Oh, ein äußerst böser Fehler. Denn man sieht ja nichts, denn die Büchse zu ist. Erst mal eine Frage: Hast Du irgendwo ein Lager ersetzt? Leider verzieht sich das Werk bei Zuschrauben des Deckels immer ein ganz kleines Bischen. Das kann man gar nicht verhindern. Und in den allermeisten Fällen macht das auch nichts (wenn man mal von Präzisionsuhren absieht, die aber dann auch ein viel stabileres Werkgestell haben). Ich würde zunächst mal die Uhr abspannen und bei jedem Rad die Höhenluft kontrollieren. Ohne Kraft muss jedes Rad alleine durch die Schwerkraft im Werkgestell nach unten fallen. Und die Höhenluft muss überall ausreichend sein, nicht zu knapp. Ebenso beim Echappement: Anker, Unruh (!), Hemmungsrad. Gerade bei diesen Uhren werfe mal einen Blick auf die Ankerstifte - mit der Steinlupe. Ich hatte mal den Fall, dass diese Stifte zur noch zur Hälfte da waren. Und wenn Du den Deckel zuschraubst, kann es sein, dass das Ankerrad wieder in die beschädigten Stellen rutscht.
Wenn Du irgendwo ein Lager ersetzt hast: Gebe dem Lager ein my mehr Luft.
Viel Erfolg bei der Suche
Frank

Die Zeiger und die Sicherungsschraube sitzen korrekt - nicht, daß Kontakt zum Glas besteht....?!

Genau das ist auch mein Verdacht. Ich besitze eine ähnliche Uhr von Schatz und könnte mir vorstellen, dass das Glas evtl. auf die Zeigermutter drückt?

Ist im Glasdeckel evtl. die Dichtung zusammengedrückt oder fehlt sie?

Herzlichen Dank für die vielen Ratschläge und Anregungen.

Ich habe jetzt zunächst die Unruhbox noch einmal ausgebaut und das Räderwerk erneut kontrolliert.

@Typ1-2-3 Lager hatte ich nicht ausgetauscht/erneuert, die Luft ist ok. Die Steine sind dankenswerterweise auch vollständig, allerdings hatte ich bei den Versuchen zuvor kleinere Aussetzer bzw. "Stolperer" gehört, ziemlich genau jede Minute, und Lagenwechsel mochte das Werk auch nicht. Deshalb habe ich beim Wiedereinbau diesmal genauer auf die Passung des Hemmungsradtriebes geachtet (das anschliessende "Sekundenrad" ist ja das einzige, das sich einmal in der Minute dreht, wenn ich richtig gerechnet habe) und dann die Halteschrauben des Echappements bewusst fest angezogen. Das hat schon mal dafür gesorgt, dass die Uhr Lagenwechsel deutlich besser verkraftet, und die "Stolperer" sind weg.

Hat allerdings nichts am Stehenbleiben beim fest Einschrauben geändert. Da nun herzlichen Dank an @Enno und @Oggy für den Hinweis auf Glas und Dichtung. Die Dichtung fehlt tatsächlich komplett und in der Tat berührt das Glas beim Einschrauben dann irgendwann die Zeigermutter. Habe mich zum Testen in der Küche bedient und einen dünnen Gummiring drumgespannt, und hurrah! Es funktioniert. Jetzt schau ich mal, ob ich etwas Geeigneteres finde, aber bis hierher schon mal herzlichen Dank!

Nur mal als Hinweis, jedenfalls so habe ich das mal gelernt: Wenn man sich nicht sicher wegen des Abstandes zum Glas ist (muss nicht die Zeigermutter sein, kann auch eine Zeigerspitze am Glas sein), ist es sinnvoll, an der verdächtigen Stelle außen einen Finger auf das Glas zu legen. Dann kann man ziemlich gut den Abstand der Zeiger zum Glas abschätzen. Wenn man nur ein wenig Erfahrung hat. Oder einen Vergleich mit einer anderen Uhr.

Frank