habe ein Nebenuhrwerk NUW20 von RFT aus dem Jahre 1969 in der Bucht erstanden (s. Bilder weiter unten). Zum Test brachte ich polgewendete 24V-Impulse auf die Anschlussklemmen. Damit macht der Rotor des Lavetmotors leider nur ein leichtes Hin- und Her-Zucken. Eine 180°-Drehung pro Impuls macht er erst, wenn ich an der Einstellschraube zusätzliches Drehmoment aufbringe. Die Spule ist m. E. laut dem Aufdruck für 24 V richtig verdrahtet. Die Klemmen 1 und 3 sind gebrückt und gehen zum linken Anschluss, die Klemmen 2 und 4 sind gebrückt und gehen zum rechten Anschluss. Zwischen den Klemmen 5 und 6 ist ein 5k1-Widerstand. Das sollte für 24 V O.K. sein. - Kann es sein, dass der Rotor nicht mehr genügend magnetisiert ist? - Liegt es eventuell nur an verschmutzten Lagern? Leider ist das Uhrwerk verpresst, was eine Demontage zwecks Reinigung und Ölung heikel macht. - Hat jemand Erfahrung mit dem Typ NUW20? Gibt es Tricks, wie man das Uhrwerk reinigen und ölen kann, ohne es zu zerstören? - Was ist zu tun?
Vielen Dank im Voraus für Hilfe und Tipps! Grüße aus Belgien, beamer
Also, die Spule ist 24 V und muß direkt angesteuert werden, ohne Widerstand. Reinigung in Petroleum mit Ultraschallbad, aber so, daß die Spule frei bleibt. Nachreinigung mit Bremsenreiniger ist möglich und dann ölen mit Uhrenöl. Ich habe früher Heizöl zum reinigen genommen, was billiger ist, als Petroleum. Leider panschen unsere Idioten nun auch schon das Heizöl. Belgien ist vielleicht noch nicht so kaputt...
Die beschriebene Ultraschallreinigung werde ich einmal versuchen und hoffe, dass der Dreck ohne Zerlegen aus den Ritzen heraus kommt. Kann man eventuell statt Heizöl oder Petroleum auch Waschbenzin oder Isopropanol nehmen oder sind da Kunststoffzahnräder drin, die das nicht vertragen?
Die Beschaltung der Spule mit dem 5k1 Widerstand zwischen 5 -[]- 6 und den Brücken zwischen 3-1 und 2-4 ist so für 24 V auf der linken Seite der Spule aufgedruckt. Auf der rechten Seite der Spule ist ein Aufdruck, dass für 60 V 3-5 und 2-6 gebrückt wird, auch mit 5k1 Widerstand zwischen 5-[]-6. Die Aufdrucke kann man auf dem 2. Bild im ersten Beitrag sehen, allerdings nicht sehr deutlich, da die Spulenbeschichtung nachgedunkelt ist. Ist der Aufdruck etwa falsch?
danke für den Tipp! Die Spule mitsamt Anschlussklemme kann man abschrauben. Das verhindert zumindest, dass die Elektroteile mit Reinigungsmittel kontaminiert werden. Bei dem Rest des Uhrwerks ist aber leider alles vernietet, bzw. mit umgebogenen Blechlaschen verpresst. Wenn das geschraubt wäre, könnte man es zwecks schonender Reinigung zerlegen, aber so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu versuchen, das gesamte Uhrwerk, wie von Rainer beschrieben, in Lösungsmittel im Ultraschallbad zu reinigen.
Da ich Heizöl und Petroleum momentan nicht vorrätig habe, muss ich es erst irgendwo besorgen. In dem Uhrwerk sind Kunststoffteile verbaut und ich kann nicht zweifelsfrei erkennen, ob es sich um Duroplast oder Thermoplast handelt und bin deswegen mit anderen Lösungsmitteln vorsichtig. Sollte aber jemand hier im Forum wissen, ob die Kunststoffteile des NUW20 Bj. 1969 gegen Waschbenzin oder Isopropanol beständig sind, dann lasst es mich gerne wissen.
habe nun den Magnet und die Anschlussklemme demontiert und dann das Uhrwerk mit Jendritzki's Reinigungsmittel (fünf Teile Wasser, drei Teile Seifengeist und zwei Teile Salmiakgeist) im Ultraschallbad gereinigt. Die Lagerstellen mit Waschbenzin nachbehandelt, dann nochmals im Ultraschallbad gereinigt, mit Wasser abgespült, kurz in Isopropanol getaucht zum Entwässern, gründlich getrocknet und anschließend mit Clock 859 geölt.
Es ist jetzt beim Drehen der Einstellschraube recht leichtgängig, aber es zuckt mit 24V Polwechselimpulsen immer noch nur ein wenig.
Die Spule hat einen Widerstand von 11550 Ohm (m. E. zu viel), dementsprechend fließt nur ein Strom von 2 mA bei 24 V, was meines Erachtens zu wenig ist. Kennt jemand den richtigen Widerstand der Spulen für dieses Uhrwerk?
Das PS 4, ein offensichtlicher Nachbau im Rahmen des RGW aus der ČSSR, hat 3,75 kOhm. Es war mir nach einiger Betriebszeit auch wegen Hochohmigkeit ausgefallen. Ob ein Nachlöten der Spulenanschlüsse hilft, muß man mal ausprobieren.
Die NUW20 sind leider nicht die besten NU-Werke. Besonders ärgerlich ist das verpresste Gehäuse, welches sich fast gar nicht zerstörungsfrei öffnen lässt.
Ist der Magnet freigängig? Ich hatte mal ein ähnliches Verhalten bei selbigen. Dort hat der Magnet nur eine Polarität vernünftige geschalten. Bei anderer Polarität berührte der Magnet den Stator.
Hallo Harry, der Rotor ist freigängig (hatte ja alles, so gut es ging, gereinigt). Mittlerweile habe ich etwas experimentiert. Bei 30 V kriegt er die 180°-Drehung hin, allerdings nicht mit viel Power. Wenn ich die Spannung herunterregle, fängt er bei ca. 26 V an, zu zucken. Der korrekte Widerstandswert der Spule würde mich interessieren. Gruß, beamer
Kannst Du doch ausrechnen: Das Uhrwerk hat, lt. Aufdruck, eine Leistung von 150 mW. 0,15 W geteilt durch 24 V ergibt einen Strom von 6,25 mA. 24 V geteilt durch 6,25 mA ergibt 3840 Ohm oder 3,8 kOhm. Das baugleiche PS4 hat 3,75 kOhm. Paßt also.
nachdem der freundliche Verkäufer mir ein zweites Uhrwerk geschickt hatte, zuckte dieses nicht einmal beim Test mit 24 V. Es ist wahrscheinlich noch verharzter als das erste. Die Spule hatte allerdings 4,6 kOhm, also habe ich sie auf das gereinigte Uhrwerk transferiert und siehe da, nun läuft es mit 24 V-Impulsen.
Nochmals vielen Dank an alle, die mir hilfreiche Hinweise und Tipps zugesandt haben!
Dieser Beitrag hat mich inspiriert, sich mal näher mit diesem Uhrwerk zu befassen: Also habe ich meine defekte Uhr hervor gekramt, außerdem konnte ich die gleiche Uhr nochmals erwerben. Das Uhrwerk wurde zerlegt, gereinigt, wieder zusammengebaut und nun hängt sie dort, wo zuvor die doch nicht so schöne, kackbraune von Pragotron hing. Meine Erfahrungen fanden Eingang in das HU 22-Buch, weil ich darin auch kurz Nebenuhren beschreibe. Ich füge es als PDF hier bei. Nachdem wir beide uns haben kennen gelernt, muß ich sagen, daß eine Reinigung im unzerlegtem Zustand ausschließlich nur in Öl (Petroleum) erfolgen sollte, denn das Lager des Minutenantriebs ist mit Hohlraum und schwer von außen zugänglich, wodurch sich jedes alkalische Reinigungsmittel verbietet! Eine ordentliche Überarbeitung kann nur bei zerlegtem Uhrwerk erfolgen!
Falls es hier Leser gibt, die das HU 22-Buch bei mir bestellt haben, muß ich noch um etwas Geduld bitten. Das Thema NUW20 ist der inzwischen vierte Beitrag, den ich zusätzlich eingefügt habe. Das Buch ist nun um knapp 100 Seiten dicker geworden, aber da sich immer mehr Interessenten gemeldet haben, was die Stückzahl erhöht, bleiben die Druckkosten nahezu gleich. Das Warten lohnt sich auf jeden Fall!
Rainer.
rainerkamenz
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vielen Dank für den interessanten Beitrag (insbesondere das pdf-Dokument)! Super Idee, der Umbau auf Senkkopfschrauben. Das werde ich an dem verbliebenen Uhrwerk nach der Rückkehr von der Urlaubsreise auch einmal versuchen, denn mit der provisorischen Reinigung war ich nicht so recht glücklich, obwohl das Werk seitdem einwandfrei funktioniert.
nebenuhr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
In der Zwischenzeit habe ich eine Uhr für das NUW20 3D-gedruckt (s. Bild). Sie läuft nun schon seit einiger Zeit an einer selbstgebauten Hauptuhr auf Basis von ESP8266, DS3231, L298N und einer kleinen SSD1306-OLED-Anzeige. Falls jemand Interesse hat, kann ich gerne Informationen zum Selbstbau liefern (nach der Rückkehr von der Urlaubsreise).
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16.06.2025 18:30
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